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Rot wie die Liebe

Rot wie die Liebe

Titel: Rot wie die Liebe
Autoren: Nora Roberts
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hatte sie sich vorgestellt, würde eines ihrer Kinder die Krone an ihrer Statt tragen.
    Aber all das hatte sich geändert, als ihre Mutter getötet worden war. Nein, korrigierte Moira sich, es war schon anders geworden mit dem Tod des Vaters. Und jetzt konnte sie nur darum beten, dass sie so viel Weisheit und Einsicht wie ihre Mutter besitzen würde, wenn sie morgen Früh das Schwert zog.
    Sie stand auf und ging auf die Schlosszinnen. Die Mondsichel stand am Himmel.
    Wenn er wieder voll wäre, wäre sie weit weg von hier, auf dem kalten Schlachtfeld.
    Von hier oben konnte sie die Fackeln sehen, die den Turnierplatz erleuchteten. Cian brachte in der Nacht Männern und Frauen bei, wie sie stärker und schneller kämpfen konnten als Menschen. Mit ihr und den anderen im Zirkel hatte er es in Irland Nacht für Nacht ebenso gemacht.
    Nicht alle vertrauten ihm, das wusste sie. Manche hatten sogar Angst vor ihm, aber das war vielleicht gar nicht so schlecht. Er wollte hier keine Freundschaften schließen, sondern Krieger ausbilden.
    In dieser Hinsicht hatte auch sie ihm viel zu verdanken.
    Sie glaubte zu verstehen, warum er mit ihnen kämpfte – oder sie ahnte zumindest, warum er so viel für die Menschheit riskierte. Zum Teil geschah es aus Stolz – davon besaß er reichlich. Er würde sich Lilith nie beugen. Zum Teil auch, ob er es nun zugab oder nicht, aus Loyalität seinem Bruder gegenüber. Und der Rest hatte etwas mit Mut und seinen eigenen widersprüchlichen Emotionen zu tun.
    Denn dass er Gefühle hatte, wusste sie. Sie konnte sich nur nicht vorstellen, wie er nach tausend Jahren mit ihnen umging, wo schon ihre eigenen nach nur zwei Monaten voller Erlebnisse von Blut und Tod so aufgewühlt waren, dass sie sich kaum selbst erkannte.
    Wie mochte es dann wohl für ihn sein, nach allem, was er gesehen und getan, gewonnen und verloren hatte? Er wusste mehr als jeder von ihnen von der Welt, von ihren Freuden, ihren Schmerzen, ihren Möglichkeiten. Nein, sie konnte es sich nicht vorstellen, wie es sein mochte, das alles zu wissen und doch das eigene Sein aufs Spiel zu setzen.
    Es nötigte ihr Respekt ab, dass er es dennoch riskierte und sich die Zeit nahm, ihre Truppen zu unterweisen. Und sein geheimnisvolles Wesen faszinierte sie.
    Sie war sich nicht sicher, was er von ihr hielt. Selbst als er sie geküsst hatte – in diesem einen leidenschaftlichen, verzweifelten Augenblick –, hatte sie es nicht gewusst. Und sie hatte noch nie widerstehen können, den Dingen auf den Grund zu gehen.
    Sie hörte Schritte, und als sie sich umdrehte, sah sie Larkin auf sich zukommen.
    »Du solltest im Bett liegen«, meinte er.
    »Ich würde ja doch nur an die Decke starren. Hier ist die Aussicht besser.« Sie griff nach seiner Hand – ihr Vetter, ihr Freund –, und gleich ging es ihr besser. »Und warum bist du nicht im Bett?«
    »Ich habe dich gesehen. Blair und ich haben Cian ein wenig geholfen.« Er blickte auf den Turnierplatz unter ihnen. »Ich habe dich hier alleine stehen sehen.«
    »Ich bin heute Abend keine gute Gesellschaft, noch nicht einmal für mich selbst. Ich wünschte nur, es wäre alles schon geschehen, dann könnte man sehen, wie es weitergeht. Ich wollte hier oben ein bisschen darüber nachdenken.« Sie ließ den Kopf an seine Schulter sinken. »So vergeht wenigstens die Zeit.«
    »Wir könnten hinunter in den Familiensalon gehen, und ich könnte dich beim Schach gewinnen lassen.«
    »Mich gewinnen lassen? Oh, hör sich das einer an!« Sie warf ihm einen Blick zu.
    Seine Augen waren goldbraun und standen leicht schräg, wie ihre. Das Lächeln, das darin stand, verbarg nicht ganz die Sorge, mit der er sie anschaute. »Dann hast du mich vermutlich über die Jahre unzählige Male gewinnen lassen.«
    »Ich hielt es für dein Selbstvertrauen für gut.«
    Lachend knuffte sie ihn. »Ich vertraue darauf, dass ich dich neun von zehn Malen beim Schach schlagen kann.«
    »Das sollten wir besser einmal nachprüfen.«
    »Nein.«
    Sie gab ihm einen Kuss und strich ihm das goldbraune Haar aus der Stirn. »Du gehst jetzt ins Bett zu deiner Dame und vergeudest nicht deine Zeit damit, mich aufzumuntern. Komm, wir gehen hinein. Vielleicht langweilt mich ja in meinem Zimmer der Blick an die Decke so sehr, dass ich darüber einschlafe.«
    »Wenn du Gesellschaft willst, brauchst du bloß an die Tür zu klopfen.«
    »Ich weiß.«
    Sie wusste jedoch auch, dass sie das Angebot nicht in Anspruch nehmen würde.
    Aber sie schlief nicht.
    Wie
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