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Rot wie die Liebe

Rot wie die Liebe

Titel: Rot wie die Liebe
Autoren: Nora Roberts
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Wasserfall über die Schultern fielen. »Der Krieg und das Ende der Tage stehen bevor, und ich muss mich ständig mit praktischen Angelegenheiten herumschlagen wie Wäsche waschen und die Soldaten mit Essen versorgen. Es könnte sein, dass ich deshalb ein wenig gereizt bin.«
    »Du musst die Aufgaben delegieren.«
    »Das tue ich ja. Aber es dauert auch seine Zeit, die richtigen Leute dafür zu finden und ihnen zu erklären, wie alles getan werden muss. Aber darüber wollte ich nicht mit dir sprechen.«
    »Setz dich.«
    »Was?«
    »Setz dich.«
    Er ergriff sie am Arm und drückte sie auf eine Bank. Dass sich ihre Muskeln unter seiner Hand anspannten, ignorierte er. »Setz dich und gönn wenigstens deinen Füßen ein bisschen Ruhe, wenn du schon nicht deinen Kopf abschalten kannst.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal eine Stunde für mich ganz allein hatte, um ein Buch zu lesen. Doch, das stimmt nicht, ich weiß, wann das war – in Irland, in deinem Haus. Das fehlt mir – die Bücher, die Ruhe, die von ihnen ausgeht.«
    »Du solltest dir diese Stunde ab und zu nehmen. Sonst verbrauchst du dich zu schnell und nützt niemandem mehr etwas.«
    »Meine Hände sind so voll, dass meine Arme schmerzen.« Sie seufzte. »Und schon wieder schweife ich ab. Wie sagt Blair immer? Scheiße, Scheiße, Scheiße.«
    Als er überrascht auflachte, blickte sie ihn lächelnd an.
    »Ich nehme an, eine Königin wie dich hat Geall noch nie gehabt.«
    Ihr Lächeln erlosch. »Nein, da hast du Recht. Und wir sehen es ja bald. Morgen Früh gehen wir in der Dämmerung zum Stein. Und wenn ich das Schwert herausziehe, wie es meine Mutter damals gemacht hat und ihr Vater und alle, die vorher regiert haben, dann hat Geall eine Königin wie mich.« Sie blickte über die Sträucher hinweg zu den Toren. »Weder Geall noch ich haben die Wahl.«
    »Möchtest du es denn lieber anders haben?«
    »Ich weiß nicht, was ich möchte, deshalb wünsche ich mir gar nichts – außer, dass es endlich überstanden ist. Dann könnte ich in Ruhe den nächsten Schritt tun. Ich wollte es dir sagen.« Wieder blickte sie ihn an. »Ich hatte gehofft, es gäbe eine Möglichkeit, die Zeremonie nachts durchzuführen.«
    Sanfte Augen, dachte er, und so ernst. »Es ist zu gefährlich, sich nach Sonnenuntergang außerhalb der Schlossmauern aufzuhalten.«
    »Ich weiß. Alle, die dem Ritus beiwohnen möchten, können teilnehmen, nur du nicht. Das tut mir leid. Außerdem scheint es mir falsch zu sein, weil ich finde, wir sechs, unser Zirkel, sollten bei einer solchen Gelegenheit zusammen sein.«
    Ihre Hand glitt zu ihrem Kreuz. »Geall bedeutet dir nichts. Das weiß ich auch, aber dieser Moment ist wichtig für alles Spätere. Ich weiß jetzt mehr als vorher.«
    Sie holte zitternd Luft. »Sie haben meinen Vater getötet.«
    »Was sagst du da?«
    »Ich muss mich wieder bewegen. Ich kann nicht ruhig sitzen bleiben.« Rasch stand sie auf und rieb sich die Arme. Sie fröstelte plötzlich. Langsam gingen sie über den Hof in einen der Gärten.
    »Ich habe es noch nie jemandem erzählt – und dir wollte ich es eigentlich auch nicht erzählen. Wozu sollte es gut sein? Außerdem habe ich keinen Beweis, sondern nur eine Ahnung.«
    »Was weißt du?«
    Sie stellte fest, dass es ihr leichter fiel, mit ihm zu reden, als sie angenommen hatte, weil er so sachlich blieb. »Es war einer der beiden, die meine Mutter getötet haben.
    Der, gegen den ich gekämpft habe.« Sie hob die Hand, und er sah ihr an, wie sie um Fassung rang. »Bevor ich ihn tötete, sagte er etwas über meinen Vater und wie er starb.«
    »Wahrscheinlich, um dich abzulenken und deine Konzentration zu brechen.«
    »Ja, das war natürlich auch der Zweck, aber es steckte trotzdem mehr dahinter. Ich spürte es, hier drinnen.« Sie legte sich die Hand aufs Herz. »Ich wusste es, als ich den, den ich tötete, anschaute. Sie haben nicht nur meine Mutter, sondern auch meinen Vater umgebracht. Lilith hat sie vermutlich noch einmal hierher geschickt, weil sie beim letzten Mal, als ich noch ein Kind war, Erfolg hatten.«
    Sie hielt beim Gehen den Kopf gesenkt, und ihr Krönchen glitzerte im Schein der Fackeln. »Man glaubte damals, er wäre von einem wild gewordenen Bären angegriffen worden. Er war in den Bergen auf der Jagd. Er kam dabei um, er und der jüngere Bruder meiner Mutter. Mein Onkel Riddock war nur deshalb nicht dabei, weil meine Tante damals kurz vor der Niederkunft stand. Ich …«
    Sie brach ab,
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