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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie
Autoren: Unbekannt
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arbeitet.»
    Karin
Niebergall kramte in ihrer Handtasche, um nach einem Bonbon zu
suchen, fand aber keines. «Leider», sagte sie, «heute hab ich
nichts für dich.»
    Er
zuckte mit den Schultern, als sei es ihm egal, blieb aber stehen und
sah sie weiter unverwandt an.
    «Weißt
du was, ich werde nachher noch ein paar Gummibärchen besorgen, die
leg ich dir am Abend auf die Stufen. Ist das in Ordnung?»
    Er
nickte. Dann schloss er die Tür.
    Als
sie die Straße betrat, legte Karin Niebergall für einen Moment den
Kopf in den Nacken und ließ ihr Gesicht von der Sonne bescheinen. Im
dritten Stock des gegenüberliegenden Hauses sah sie den
Kunststudenten am Fenster stehen und zu ihr hinunterschauen. Sie
lächelte und nickte ihm zu. Dann setzte sie ihre Sonnenbrille auf.
Von der Polizei befragt, würde der junge Mann später angeben,
sie an diesem Tag um kurz nach sechzehn Uhr zum letzten Mal gesehen
zu haben. Er selbst habe bald darauf das Haus verlassen, sei zum
Bahnhof gegangen und mit dem Zug nach Mannheim gefahren, wo er sich
eine Ausstellung angesehen habe.
    Hartmut
stand auf der anderen Straßenseite. Er trug schwarze Schuhe, einen
Anzug, dessen Hosenbeine zu kurz waren, und ein weißes Oberhemd.
Sein Kopf schien in Flammen zu stehen.
    Karin
Niebergall lachte. «Du siehst aus wie eine Karotte», sagte sie.
«Wie eine Karotte im Konfirmandenanzug. Wirst du jedes Mal rot, wenn
eine Frau dich ansieht?»
    Sie
gingen zum Parkhaus in der Nähe der Hauptwache, wo Karin Niebergall
einen Stellplatz gemietet hatte.
    «Der
da ist es», sagte sie, als beide an dem weißen Mercedes 220 SE
angekommen waren. Sie warf dem Jungen den Wagenschlüssel zu und
wartete, dass er ihr die Beifahrertür öffnete.
    «Soll
ich ... wirklich?», fragte Hartmut.
    «Ich
sitze nie am Steuer, wenn ein Mann mich begleitet, es sei denn, es
ist ein Kunde. Merk dir das. Und sollten wir mal zusammen ausgehen,
bist du es, der zahlt. Ich gebe dir das Geld, aber du zahlst.»
    Der
Junge nickte, als wisse er Bescheid.
    An
der Ausfahrt mussten sie warten, bis der Parkwächter ihnen die
Schranke öffnete. Er beugte sich herunter. Als er die Halterin des
Wagens erkannte, legte er die Fingerspitzen salutierend an seine
Schildmütze.
    Auf
der Gutleutstraße fuhren sie in Richtung Basler Platz. Als sie die
Friedensbrücke überquerten, merkte sie, dass der Junge unruhig
wurde.
    «Was
ist?», fragte sie.
    «Hinter
uns ist ein Polizeiwagen.»
    Karin
Niebergall lachte. «Keine Angst», sagte sie. «Die tun uns nichts.
Die kennen mich, und die kennen meinen Wagen. Aber mir scheint, du hast
keine Ahnung, wer ich bin, oder?»
    Der
Junge zögerte. Offensichtlich wollte er nichts Falsches sagen: «Ich
weiß, wie Sie heißen.»
    «Ja»,
sagte sie, «vielleicht. Das heißt immerhin, dass du lesen kannst.
Schließlich steht ja ein Name auf dem Klingelschild. Aber wenn
du mehr nicht wissen willst, soll's mir recht sein.»
    «Ich
würde aber gerne etwas wissen ...»
    «Nämlich?»
    «Haben
Sie keinen ...?»
    «Keinen
was? Keinen Freund, keinen Verlobten, keinen Mann?»
    Der
Junge nickte.
    «Ich
habe einen Verlobten. Aber der hat sich seit zwei Tagen nicht
blicken lassen. Und wenn er nicht bald wieder auftaucht, war's
das. Für heute bist du mein
Verlobter ... einverstanden? Ich heiße übrigens Karin. So darf
mich nicht jeder nennen.»
    Hartmut
warf ihr einen kurzen Seitenblick zu, dann schaute er wieder
angestrengt auf die Straße.
    «Hauptsache,
du verliebst dich nicht in mich», sagte Karin Niebergall. «Klar?»
    «Klar!»,
sagte der Junge eifrig.
    Hinter
den Bahngleisen bogen sie ab in die Richard-Strauss-Allee und
erreichten das kleine Villenviertel, das hier verborgen zwischen dem
Stadtwald und der großen Ausfallstraße lag, die keine drei
Jahre zuvor, kurz nachdem der amerikanische Präsident in Dallas
ermordet worden war, dessen Namen erhalten hatte. Sie parkten den
Wagen am Rand der Fahrbahn und gingen den restlichen Weg zu Fuß.
    «Ich
weiß es», sagte Hartmut plötzlich, als sie auf dem Bürgersteig
vor der Villa Lichtenberg standen.
    «Was
weißt du?»
    «Ich
weiß, was Sie sind.»
    «Nichts
weißt du», erwiderte Karin Niebergall.
    «Doch.
Sie sind ... Du bist eine Nutte.»
    Sie
schaute ihn sekundenlang an, ohne etwas zu sagen. Sie holte aus und
schlug ihm mit der flachen Hand auf die Wange.
    Dann
hakte sie sich bei ihm unter und steuerte auf den Eingang zu.

    Als
sich Fausto Albinelli am frühen Morgen des 4. August 1966 auf
den Weg zur Arbeit machte und an
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