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Rose der Prärie

Rose der Prärie

Titel: Rose der Prärie
Autoren: Cathy Marie Hake
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unsicher. Hatten die großen Veränderungen in ihrem Leben das ausgelöst? „Sie zieht jetzt auf meine Farm.“
    Miss Rose lächelte ihn an, und dabei schien ihr ganzes Gesicht zu leuchten. „So wie sie vorhin an Ihnen gehangen hat, nehme ich an, dass sich Ihre Mutter auf diesen Umzug sehr gefreut hat.“ Ihre Einschätzung befreite ihn wenigstens von dieser Sorge. „Haben Sie bei Ihrer Mutter sonst etwas beobachtet? Hängen ihre Augenlider manchmal herunter, oder ist ihr Lächeln manchmal eher schief, ihre Stimme schleppend, oder ihr Griff kraftlos?“
    „Nein.“
    „Die Schnürbänder ihres Korsetts ...“
    Todd prallte einen Schritt zurück. Über solche Dinge sprach man nicht. Er schüttelte den Kopf.
    Mit den Fingerspritzen strich Miss Rose langsam über Mas Rippen. Dann sagte sie: „Gute Güte, die sind aber straff!“
    Todd biss die Zähne zusammen. Er fand das Thema unnötig und peinlich. Männer trugen Hosenträger, um ihre Hosen nicht zu verlieren und Frauen trugen Korsetts, um nicht aus der Form zu geraten. Worte waren noch nie sein Ding gewesen, deshalb würde er sich sicher vor dieser schwarzhaarigen Schönheit komplett blamieren, wenn er sich mit ihr über ein solch intimes Kleidungsstück unterhielt. „Sie hat kein Problem beim Atmen. Ich muss einen Arzt holen.“
    Ein riesiger Schatten erschien am Fußende des Bettes. Der Arzt! Halleluja. Er ist – Todd ließ Mas Hand los, drehte sich um und war enttäuscht.
    Der riesige Mann, der dort stand, hatte die unschuldigen Augen und das Lächeln eines Kindes. „Maggie, wann gibt’s Essen? Ich will noch’n Keks.“
    „Einen und nur einen.“ Sie hob warnend den Zeigefinger. „Jerlund, ich habe hier eine Frau zu Besuch. Von heute an musst du anklopfen und warten, bis ich dich rufe, bevor du hereinkommen kannst.“
    „Will sie auch Milch und ’nen Keks?“
    „Vielleicht später.“ Miss Rose wartete, bis der Mann das Zimmer verlassen hatte, dann wandte sie sich wieder an Todd, so als sei gar nichts geschehen. „Gibt es in Ihrer Familie Herzprobleme, Schwindelanfälle oder Schlaganfälle?“
    „Herz.“
    Die leuchtend blauen Augen der seltsamen Frau zogen sich nachdenklich zusammen. „Und wie ist es mit den anderen Problemen?“
    „Nein. Sonst hätte ich es Ihnen doch gesagt.“ Kaum waren diese harten Worte aus seinem Mund gekommen, bereute Todd, dass er so unfreundlich gewesen war. Die junge Frau tat ihr Bestes, aber das war trotzdem nicht gut genug. Ma sah wirklich sehr schlecht aus. „Wo ist der Arzt?“
    „Der nächste ist viele, viele Meilen weg.“
    Panik stieg in ihm auf. „Im Zug haben sie mir gesagt, dass es hier einen Doktor gibt!“
    Miss Rose untersuchte Ma immer noch. „Da haben sie Ihnen was Falsches gesagt, aber –“
    „Wie weit ist es bis zum nächsten Arzt?“, unterbrach er sie.
    „Beim nächsten Bahnhof wohnt ein sturköpfiger Mann, der von sich behauptet, er sei ein Arzt. Sein Kopf und sein Herz sind ungefähr genauso leer wie sein lächerlicher Zylinder. Sieben Meilen weiter gibt es noch einen Bahnhof. Doktor Wyatt wohnt da. Er schafft es ganz gut, seine Patienten zu untersuchen und sogar zu behandeln, solange er nicht in die Nähe seines selbst gebrannten Whiskys kommt. Sobald er ein paar Schlucke aus seiner Pulle genommen hat, sollte man ihn meiden wie einen tollwütigen Wolf.“
    Voller Mitleid schaute sie ihn an. „Ich wünschte, es wäre anders hier.“
    Verzweifelt hing sein Blick an dem aschfahlen Gesicht seiner Mutter. Dann fragte er leise: „Was kann ich nur tun?“
    „Beten. Das ist das Wichtigste. Ich kümmere mich normalerweise um die Kranken hier in der Gegend, und ich werde mein Bestes versuchen, Ihrer Mutter zu helfen.“ Sanft strich sie mit beiden Händen über die Schulter seiner Mutter und massierte den ganzen Arm herunter bis zur Hand.
    Mitleid hatte noch nie aus jemandem einen Heiler oder Arzt gemacht. Wissen und Erfahrung brauchte man dazu. An ihren Fragen merkte er, dass sie vielleicht ein paar Dinge wusste. Doch sie war noch so jung und außerdem wohnte sie hier so weit abgeschnitten von allem, dass sie bestimmt keine nennenswerte Erfahrung besaß. Irgendwo musste es doch jemanden geben, der Ma besser helfen konnte. Gerade wollte er seine Mutter wieder hochheben, da sah er, dass Miss Rose genau dasselbe tat wie ihr Arzt früher – sie legte ihre Finger auf die Innenseite von Mas Handgelenk, um ihren Puls zu fühlen. Woher kannte ein junges Mädchen aus den Bergen hier in Arkansas diesen
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