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Rose der Prärie

Rose der Prärie

Titel: Rose der Prärie
Autoren: Cathy Marie Hake
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wusste, dass Ihre Mutter hier drin neue Kraft bekommen würde. Egal wo sie hinschaut, sieht sie schöne, glänzende Sachen.“ Maggie schnürte die Schuhe ihrer Patientin auf. Mrs Valmer ließ den Hals ihres Sohnes nicht los. Mit ganzer Kraft schien sie dagegen zu kämpfen, ihn loslassen zu müssen. „Sie träumen nicht, Ma’am. Überall um Sie herum stehen wunderschöne und seltsame Dinge.“
    Mr Valmer räusperte sich. „Zuerst, Ma, werde ich den Kronleuchter hier weghängen.“
    Maggies Hand schoss nach oben und berührte eine der Glaskugeln, die von dem Kronleuchter über dem Bett herunterhingen. „Das können Sie gerne tun, aber Ihre Sorge ist völlig unberechtigt. Der Kronleuchter ist mit einer dicken Kette an einem starken Balken festgemacht.“
    „Trotzdem werde ich ihn abhängen.“
    Als Maggie der älteren Dame beide Schuhe und die Strümpfe auszog, wehrte sich die Frau, aber Maggie ignorierte ihren Protest einfach. Wenn man den Patienten auch nur den Hauch von Mitleid zeigte, dachten sie meist, dass es schlecht um sie bestellt ist. Doch diese Frau war wirklich in einem traurigen Zustand. Maggies Gedanken überschlugen sich, als sie die Decke entfernte und Mrs Valmers linker Arm kraftlos an ihrer Seite baumelte. „Kommen Sie, legen Sie Ihre Mutter hin.“
    Todd fühlte sich wie ein Hahn beim Hahnenkampf. Eigentlich wollte er seine Mutter sanft auf das Bett legen und sich dann wieder aufrichten, aber seine Mutter ließ ihn nicht los. Mit ganzer Kraft klammerte sie sich mit ihrem rechten Arm an seinen Hals, als würde ihr Leben davon abhängen. Todd fürchtete, in ihrem Klammergriff zu ersticken. „Hey, Ma. Alles ist gut.“
    Er stützte sich mit einem Knie auf der Matratze ab und schob ihren Arm vorsichtig über seinen Kopf. Das war nicht leicht, aber schließlich gelang es ihm. „Ganz langsam. Ruhig, mein –“ Als er bemerkte, dass er mit seiner Mutter wie mit einem störrischen Pferd sprach, brach er ab. Er wollte auf keinen Fall respektlos sein. Doch seine Mutter sah gerade genauso aus wie ein Wildpferd, das jeden Moment ausbrechen würde. Ihre rechte Hand ruckte nach oben und versuchte ihn wieder zu packen.
    Er stieß seinen Kopf an etwas, als er aus ihrer Reichweite sprang. Ein deutliches Klirren erinnerte ihn daran, was über dem Bett hing. „Ma, jetzt beruhige dich doch.“
    Von der anderen Seite des Bettes her beugte sich Miss Rose über Ma. „Ma’am, Ihr Junge hat zwei kräftige Arme, aber wenn Sie sich an ihm festklammern, dann kann er Ihnen nicht helfen – und ich auch nicht.“
    Ma zitterte. Ihre Augen waren immer noch weit aufgerissen.
    „Genauso wie Gott seine Engel schickt, um uns zu beschützen, so hat er Ihnen Ihren Sohn geschickt, damit er Ihnen jetzt beistehen kann. Sie können also ganz beruhigt sein, Ma’am.“
    Auf Maggies Worte hin verschwand die Panik in ihrem Gesicht langsam, und Ma drehte sich mit unsicherem Blick zu ihrem Sohn. „Ich bin immer noch hier. Jetzt beruhige dich.“
    Mit geschickten Fingern zog Miss Rose alle Haarnadeln aus Mas Haaren. „Sie ist sehr blass, aber das kann genauso gut von der Kälte oder von ihrer Angst kommen wie von einer Krankheit. Wir müssen sie beobachten. Ist sie auf den Kopf gefallen?“
    „Ma ist ohnmächtig geworden.“
    Vorsichtig betupfte Miss Rose Mas dicke Beule mit einem feuchten Tuch, dann nickte sie. Die Lampen, die jemand hereintrug, erhellten ihr Gesicht. Todd musste sich eingestehen, dass sie mindestens fünf Jahre jünger war, als er zuerst gedacht hatte. Sein eher zaghaftes Vertrauen in sie verschwand nun fast völlig.
    „Ist sie erst ohnmächtig geworden und dann gefallen, oder andersherum?“, fragte sie.
    „Wo ist der Arzt?“
    Ihre schwarzen Augenbrauen wanderten erstaunt in die Höhe, dann erwiderte Miss Rose: „Ich brauche jetzt Ihre ganze Aufmerksamkeit, damit Sie mir ein paar wichtige Fragen beantworten.“
    „Fragen Sie Ma.“
    „Ich bezweifle, dass sie sich erinnern kann, ob sie erst ohnmächtig geworden oder zuerst gefallen ist.“ Miss Roses Finger strichen behutsam über Mas Gesicht wie die Finger einer Blinden, die sich die Gesichtszüge ihres Gegenübers einprägen will. Dann fuhr sie fort: „Was hat sie direkt vor ihrem Sturz gemacht?“
    „Sie hat einfach neben mir im Zug gesessen. Dann ist sie umgefallen.“
    Mit einer Stimme, so ruhig wie ein Sommertag, fragte die junge Frau weiter. „Ist irgendwas passiert, was sie aufgeregt oder verletzt hat?“
    „ Nein .“ Doch dann wurde er
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