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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)
Autoren: Cathy Lamb
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Daher muss meine Antwort Nein lauten. Nein und nochmals nein, Cecilia.
    Ich schlug den Kopf auf die Arbeitsplatte, dann hielt ich den Kahlúa seitlich an den Mund. Ich trinke nur selten, aber Kahlúa zum Frühstück ist superlecker. Einige verschüttete Tropfen leckte ich direkt vom Granit, dabei klickerten die Perlen an meinen Zöpfen auf der harten Oberfläche.
    Der Mann in meinem Bett rührte sich. Ich hob den Kopf, neugierig, was er als Nächstes tun würde.
    Seinen Namen hatte ich vergessen. Hatte er überhaupt einen Namen? Ich drehte mich um und starrte auf die freiliegenden silbernen Rohre unter der Decke. Klar hatte er einen Namen. Nur weil ich ihn vergessen hatte, hieß das ja nicht, dass er namenlos durch die Welt lief.
    Der Mann drehte sich um. Netter Oberkörper.
    Den Bruchteil einer Sekunde gestattete ich mir, mich schlecht zu fühlen. Billig und schmuddelig nach einem weiteren One-Night-Stand.
    »So«, sagte ich. »Diese Nacht ist jetzt vorbei.«
    Ich rollte mich von der Arbeitsplatte, holte einen Topf aus dem Schrank und ließ kaltes Wasser hineinlaufen.
    Als er bis zum Rand gefüllt war, stellte ich ihn mir auf den Kopf und balancierte ihn, die Kahlúa-Flasche zwischen zwei Fingern haltend, wie ein Hochseilakrobat zu dem namenlosen Mann hinüber. »Die Nacht ist vorbei, willkommen zur Einäscherung meines blau-weißen Spitzen-BHs.«
    Ich ignorierte die über einen Meter großen Schwarzweißfotografien an den Wänden, die ich selbst aufgenommen hatte. Alle Personen darauf waren traumatisiert, denen musste ich heute nicht in die Augen sehen. Es waren Menschen, Kinder. Das ließ mir keine Ruhe. Aus dem Grund hatte ich sie in meinem Loft aufgehängt. Damit sie mir nie und nimmer Ruhe ließen.
    Erneut kam die quälende Frage in mir auf: Würde ich jemals wieder fotografieren können nach dem, was geschehen war?
    Der Mann in meinem Bett war beeindruckt gewesen, als er herausfand, wer ich bin. Ich bin nicht beeindruckt von mir. Ich war nicht beeindruckt von ihm.
    Ich stellte den Topf ab, riss meine flauschige weiße Decke beiseite und goss dem Mann das kalte Wasser über den Kopf. Es traf ihn direkt zwischen die Augen, er schoss wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett und stand mit geballten Fäusten vor mir. Militärische Ausbildung, vermutete ich.
    »Das war schnell«, bemerkte ich, stellte den Topf ab und trank noch einen Schluck Kahlúa.
    »Was soll der Scheiß?!?« Er hustete und prustete, völlig neben der Spur. »Was soll das?«
    »Ich habe gesagt, das war schnell. Die meisten Männer sind nicht so schnell auf den Beinen wie du. Du bist flink. Flink und wendig.«
    Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und fluchte. »Warum hast du das getan? Bist du wahnsinnig? «
    »Erstens: Ja, bin ich. Ich bin wahnsinnig. Aber ich bin auch sehr sensibel, was das angeht, deshalb möchte ich nicht darüber reden. Und zweitens: Ich habe es gemacht, weil ich dich so schnell wie möglich raus haben will.« Ich setzte mich auf meinen geschwungenen Chromstuhl und schlug die Beine übereinander. Das Chrom kühlte meinen Hintern. »Du kannst jetzt gehen.«
    Der verletzte Ausdruck in seinen Augen entging mir zwar nicht, doch ich verdrängte ihn so schnell wie möglich.
    »Was soll das heißen: Ich kann gehen?«, fragte er patzig und schüttelte sich das Wasser aus den Haaren.
    »Das heißt: Du kannst gehen. Durch die Tür. Wir hatten eine Nacht zusammen. Wir brauchen nicht noch eine. Wir brauchen keinen Smalltalk zu machen. Davon wird mir schlecht. Ich kann Oberflächlichkeit nicht ausstehen. Ich bin fertig. Danke für deine Zeit und Mühe.«
    Vor Entsetzen fiel ihm die Kinnlade herunter. Hübsche Lippen!
    »Raus mit dir!« Diesen Teil von mir verachte ich. Ganz ehrlich.
    Erneut schüttelte er den Kopf, das Wasser flog in alle Richtungen. »Du machst wohl Witze.«
    »Nix da. Keine Witze. Null.« Ich stand auf, ging zur Wohnungstür und öffnete sie. »Wiedersehen. Tralala, tschüs.«
    Völlig entgeistert stand er da, nackt, muskulös und nass, dann nahm er sein Hemd und zog es über den Kopf. »Ich dachte …« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich mag dich … wir hatten unseren Spaß …«
    »Ich hab’s nicht so mit Spaß.« Nein, mit dem Spaß bei Männern war es bei mir vorbei. Und zwar seit damals, als er seine Albträume nicht in den Griff bekam, gefolgt von der Sache mit der Harke und dem Düngemittel.
    »Du hast es nicht so mit Spaß?«
    Er war verdattert. Völlig perplex. Ein wunderbares Wort.
    Ich
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