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Romana Extra Band 3

Romana Extra Band 3

Titel: Romana Extra Band 3
Autoren: Margaret Way , Penny Roberts , Kathryn Ross , Lucy Ellis
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ihre Kehle fühlte sich an wie ausgetrocknet. Ihn so friedlich schlummern zu sehen, lohnte jedoch die Mühe.
    Leise stand sie auf und sah sich im Kinderzimmer um. Alles befand sich am richtigen Platz, es war noch immer der sichere Hafen. Die Welt außerhalb war jedoch aus den Fugen geraten, ganz besonders für diesen kleinen Jungen.
    Auf Zehenspitzen schlich sie aus dem Zimmer und zog die Tür hinter sich zu. Vermutlich würde Lorenzo bis kurz nach Mitternacht schlafen. Das ließ ihr Zeit, zu Abend zu essen und sich anschließend selbst ein wenig hinzulegen, wozu sie in den letzten sechsunddreißig Stunden viel zu wenig gekommen war.
    In der Küche im Souterrain brannte eine einzelne Lampe. Valerie, die Haushälterin der Coleis, hatte einen Strahler über der Arbeitsplatte angelassen und eine Portion Käsemakkaroni vorbereitet, die Maisy nun dankbar in der Mikrowelle aufwärmte.
    Valerie war ihr in dieser Woche eine unverzichtbare Hilfe gewesen. Die Nachricht von dem Unfall hatte Maisy erreicht, als sie gerade den Koffer für ihren Urlaub packte. Wie in Trance hatte sie den Telefonhörer aufgelegt, sich gesetzt und volle zehn Minuten keinen klaren Gedanken fassen können. Dann hatte sie Valerie angerufen.
    Seither ging das Leben nahezu unverändert weiter. Die Haushälterin kam wie gewohnt jeden Morgen zur Arbeit, um abends zu ihrer Familie zurückzukehren, während Maisy sich um ihren Schützling kümmerte, immer in der Angst, er könnte nach seinen Eltern fragen – was er bislang zum Glück nicht getan hatte.
    Niemand erhob Anspruch auf den Jungen. Von Alices Seite existierte nur noch die Mutter, die im Pflegeheim lebte, über Leonardos Familie wusste Maisy nichts. So blieb in dem Haus in einem vornehmen Stadtviertel Londons alles beim Alten – bis auf die Presse, die es einige Tage lang belagerte. Als Reporter versuchten, durch die Fenster ins Haus zu spähen und durch den Keller einzudringen, hatte Valerie sämtliche Fensterläden fest verschlossen, Lorenzo hatte nur noch in dem von hohen Mauern umschlossenen Garten hinterm Haus frische Luft schnappen dürfen. Inzwischen war das öffentliche Interesse abgeflaut und die Meute wieder abgezogen.
    Maisy war kurz vor Lorenzos Geburt bei den Coleis eingezogen, was sich als vorteilhaftes Arrangement für alle erwiesen hatte. Da Leonardo und Alice häufig verreist waren, war sie es gewöhnt, lange Zeiträume mit ihm allein zu verbringen. Dennoch fühlte sie sich an diesem Abend sehr einsam. Das Haus erschien ihr viel zu ruhig, und sie zuckte erschrocken zusammen, als die Mikrowelle klingelte.
    Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich, griff nach einem Topflappen und beförderte ihre Mahlzeit auf den großen Holztisch in der Mitte des Raums.
    Die heißen Makkaroni dufteten köstlich, dennoch verspürte sie keinen Appetit. Nachdenklich schob sie die Nudeln mit der Gabel auf dem Teller hin und her. Im Geist sah sie Alice vor sich, die erst vor einer Woche genau an dieser Stelle gesessen und ein Bild ihres Sohns bewundert hatte.
    Auch an ihre erste Begegnung erinnerte sie sich noch ganz genau. Damals war sie eine mollige kleine Streberin gewesen, von der Direktorin von St. Bernice damit beauftragt, die ebenso magere wie hoch aufgeschossene Alice Parker-Stone mit den Gebräuchen und Regeln der Schule bekannt zu machen. Dass sie ihren Platz an der exklusiven Mädchenschule einem Stipendium verdankte, hatte Alice zu dem Zeitpunkt nicht gewusst, es hatte sie aber auch später nicht gestört. Die beiden Außenseiterinnen – Maisy aufgrund ihrer Herkunft, Alice wegen ihrer Größe – wurden beste Freundinnen.
    Nach zwei Jahren verließ Alice die Schule, um als Model in New York zu arbeiten, und der Kontakt brach ab.
    Mit den Jahren veränderte auch Maisy sich zu ihrem Vorteil. Der Babyspeck schmolz dahin, sie streckte sich und entwickelte weibliche Formen. Nach den Abschlussarbeiten an der Schule schrieb sie sich an der Universität ein, nur um sich zu exmatrikulieren, noch ehe das erste Semester begann. Immer wieder las sie in den Hochglanzmagazinen den neuesten Klatsch über ihre ehemalige Freundin. Dennoch war es Alice, die sie erkannte, als sie sich zufällig bei Harrod’s, dem berühmten Londoner Luxuskaufhaus, begegneten.
    Die elegante Frau mit dem gepflegten blonden Bob und den schwindelerregend hohen Pumps hatte die streichholzdünnen Arme um sie geschlungen und vor Freude gejauchzt wie ein Teenager – ein Teenager mit Babybauch. Drei Monat später lebte Maisy am
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