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Rom: Band 1

Rom: Band 1

Titel: Rom: Band 1
Autoren: Emil Zola
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einhüllten, wie ihr kräftiger Geruch uns das Herz klopfen machte! Ich kann ihn jetzt nicht mehr riechen, ohne umzusinken.«
    Ein Diener brachte die Lampe herein und Pierre begab sich auf sein Zimmer. Auf der kleinen Treppe traf er Victorine, die leicht zusammenfuhr, als hatte sie hier auf der Lauer gestanden, um ihn aus dem Salon herauskommen zu sehen. Sie ging ihm nach, plauderte, erkundigte sich und plötzlich ging dem Priester ein Licht auf.
    »Warum sind Sie denn nicht hereingekommen, als Ihre Herrin Sie rief? Sie nähten doch im Vorzimmer.«
    Anfangs wollte sie die Erstaunte spielen und sagen, daß sie nichts gehört habe. Aber ihr gutes, freimütiges Gesicht vermochte nicht zu lügen und lachte wider Willen. Zuletzt beichtete sie tapfer und munter:
    »Ei, was ging das mich an? Soll ich mich etwa zwischen ein Liebespaar stellen? Und außerdem war ich ganz ruhig; ich wußte, daß der Fürst meine liebe Benedetta zu sehr liebt, als daß er ihr etwas Böses anthun könnte.«
    Die Wahrheit war also, daß sie beim ersten Hilferuf begriffen hatte, um was es sich handle, ihre Arbeit auf den Tisch niedergelegt und sich leise wie eine Katze davongeschlichen hatte, um die lieben Kinder, wie sie sie nannte, nicht stören zu müssen.
    »Ach, das arme Kind!« schloß sie. »Wie unrecht hat sie, sich wegen der Gedanken ans Jenseits so zu martern! Großer Gott, was wäre denn so Böses dabei, wenn sie sich ein wenig glücklich machen würden, da sie sich so lieben! Das Leben ist nicht so schön. Wie wird es ihr später leid thun, wenn es zu spät sein wird!«
    Als Pierre in seinem Zimmer allein war, fühlte er sich mit einemmale ganz schwindelig. Der Buchsbaum! Der Buchsbaum! Gleich ihm war sie bei seinem herben, kräftigen Duft erschauert! Und der Duft kehrte wieder, beschwor den der päpstlichen Gärten, der wollüstigen, einsamen, römischen Gärten herauf, über denen die erhabene Sonne brannte. Der ganze Tag faßte sich in seinem Geiste zusammen und seine vollständige Bedeutung wurde ihm klar: es war das furchtbare Erwachen, der ewige Protest der Natur und des Lebens, es waren Venus und Herkules, die man jahrhundertelang in der Erde vergraben kann, die aber eines Tages doch wieder daraus auftauchen, die man in dem herrschsüchtigen, unbeweglichen und störrischen Vatikan einmauern mag, die aber selbst hier regieren und unumschränkt die Welt beherrschen.
     
    Ende des ersten Bandes.

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