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Rolf Torring 126 - Der See-Teufel

Rolf Torring 126 - Der See-Teufel

Titel: Rolf Torring 126 - Der See-Teufel
Autoren: Hans Warren
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nach mir als nächster Angehöriger das Vermögen und die Besitzungen meines Vaters erben würde. In dem Briefe teilte er mir mit, daß mein Vater schwer krank sei und daß jede Aufregung von ihm ferngehalten werden müsse, wenn man sein Leben nicht gefährden wolle. Deshalb wollte mein Vetter zu mir kommen, um alles mit mir zu besprechen.  
      Er traf bald ein. Ich erzählte ihm vom Fund der Goldader und zeigte ihm die Goldkörner erheblicher Größe, die ich in der Tasche bei mir trug. Sofort schlug mir mein Vetter vor, wir wollten die Ader gemeinsam ausbeuten. Ich lehnte das ab, ehe ich mich nicht mit meinem Vater ausgesprochen hätte.  
      Ich hatte mir hier auf der Insel eine Hütte gebaut und meinen Vetter mit hierher genommen. Er ahnte wohl, daß es mich trieb, ganz in der Nähe der von mir gefundenen Goldader zu sein, und versuchte auf vielerlei Art, mir mein Geheimnis au entlocken. Ich erzählte ihm aber nichts weiter über meinen Fund.  
      Auf der Insel besaß ich einen treuen Freund, meinen chinesischen Diener, der alles für mich tat. Ihm vertraute ich mich eines Tages an, da ich bereits anfing, Mißtrauen gegen meinen Vetter zu hegen. Ich kam mit Thong, dem Chinesen, überein, mein Geheimnis aufzuschreiben und den Zettel einer kleinen Götterfigur anzuvertrauen, die innen hohl war. Sie ließ sich am Sockel aufschrauben. Das war ein Versteck nach meinem Sinn! Ich fertigte eine primitiv anzuschauende Bilderschrift an und wies darin auf die Insel, auf meinen zahmen Tiger und auf die andere Insel hin, deren Namen ich hier nicht zu nennen brauche, denn die Bilderschrift sagt mehr als deutlich alles, was zu wissen notwendig ist.  
      Als ich wenige Tage später mit meinem Vetter einen Jagdausflug unternahm, wurde ich von ihm angeschossen. Die Kugel saß unglücklich — in der Lunge. Nur Thong, meinem Diener, habe ich es zu verdanken, daß ich wieder in die Hütte zurückkam.  
      Die Verwundung war schwer, aber nicht hoffnungslos, wenn ich mich einer Operation unterzogen hätte. Das wollte ich aber nicht.  
      Ich schreibe deshalb diese Zeilen als meinen letzten Willen und bestimme meine Schwester Jane Twein zu meiner Erbin, die nach den Gesetzen unseres Hauses nach meines Vaters Tode nur eine Rente erhalten, während das Vermögen an sich meinem Vetter zufallen würde. Deshalb soll meine Schwester meine Erbin sein. Ich werde das Testament in das Fell meines zahmen Tigers einnähen, und wenn jemand eines Tages im Sockel der kleinen Götterfigur die Bilderschrift und später meinen letzten Willen findet, soll er meine Schwester benachrichtigen, daß sie meine Erbin ist.  
      Hoffentlich findet der Mensch, der die Bilderschrift in die Hände bekommt und zu entziffern vermag, die Goldader, die sehr versteckt liegt und gut gesichert ist. Er muß die Warnung beachten, die ich am Eingang angebracht habe. Er muß sie — das betone ich hier ausdrücklich — richtig lesen!  
      Um meinen Diener John habe ich arge Befürchtungen, er wurde schon zweimal angeschossen. Ich werde ihn von hier fortschicken, damit er die kleine goldene Figur in Sicherheit bringt.  
      Ich selber werde, wenn ich fühle, daß der Lungensteckschuss zum Tode führt, mich nicht langsam hinquälen, sondern den Mut besitzen, meinem Leben durch einen Schuß in die Schläfe ein rasches Ende zu setzen.  
      Lord John Twein."  
      „Also doch ein Kriminalfall, meine Herren," sagte Professor Kennt sofort, als Rolf den Brief zu Ende gelesen hatte. „Aus dem Brief geht klar hervor, daß der Vetter den Lord absichtlich angeschossen hat."  
      „Ob der Diener Thong noch lebt?" fragte ich. „Er ist möglicherweise auch schon tot, denn die Figur befand sich in den Händen des Weißen. Der Weiße könnte der Vetter des Lords sein."  
      „Das ist zwar eine sehr einfache, aber auch eine recht viel Wahrscheinlichkeit für sich in Anspruch nehmende Deutung," erklärte Rolf. „Ich schlage vor, zum Bolen Odshal-See zu fahren. Vielleicht finden wir dort den Vetter des Lords noch."  
      „Voraussetzung dafür, daß der Weiße der Vetter des Lords ist, wäre die Annahme, daß er die Bilderschrift entziffert hat," sagte ich.  
      „Das wird zutreffen," bestätigte Rolf. „Ich nehme an, daß es ihn nur interessierte, ob wir zum Amur führen. Als er sich vergewissert hatte, daß es der Fall war, ist er uns zum See vorausgeeilt und wird dort seine Vorkehrungen für unseren Empfand getroffen haben."  
      „Was bedeutet deiner
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