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Rolf Torring 126 - Der See-Teufel

Rolf Torring 126 - Der See-Teufel

Titel: Rolf Torring 126 - Der See-Teufel
Autoren: Hans Warren
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finden sein?  
      Ehe wir die Hütte untersuchten, musterten wir die Umgebung scharf, aber nichts Verdächtiges fiel uns auf. Die Tür der Hütte war verschlossen. Nur mit Anstrengung gelang es uns, sie zu öffnen. Als die Tür aufsprang, leuchteten wir mit den Taschenlampen in den dunklen Raum hinein, der sich vor uns auftat. Die Einrichtung des Raumes war ausgesprochen primitiv: in der Mitte stand ein roh behauener Tisch, daneben waren zwei Sessel gerückt, die aus Kistenbrettern gezimmert waren, wie sich unschwer erkennen ließ. An der linken Seite war ein kleiner Herd errichtet, gegenüber ein Lager, das mit einer Decke säuberlich zugedeckt war.  
      Ich leuchtete genauer in den Raum hinein.  
      „Da liegt ja ein Mensch — da, unter der Decke!" rief ich leise.  
      Rolf und der Professor nickten, um meine Entdeckung zu bestätigen. Vorsichtig traten wir an das Lager heran. Als Rolf die Decke an einem Zipfel mit zwei Fingern ergriff und ruckartig wegzog, bekam ich einen maßlosen Schrecken: unter der Decke lag — ein Skelett! Die linke Seite der Schädeldecke wies eine kleine Öffnung auf, wie Professor Kennt bald feststellte, der neben dem Lager hingekniet war.  
      „Die Einschussstelle einer Revolverkugel," sagte der Amerikaner sachlich.  
      „Notwehr? Totschlag? Überfall? Mord?" fragte Rolf.  
      Wir wußten keine Antwort.  
      Die Tat mußte schon sehr lange zurückliegen, sonst wäre das Fleisch nicht schon von den Knochen abgefallen gewesen und hätte sich zu Staub verwandelt.  
      „Vielleicht ist die Tat doch vor gar nicht so langer Zeit begangen worden," äußerte sich Professor Kennt plötzlich, der mit der Taschenlampe eifrig den Boden abgesucht hatte, nachdem er aufgestanden war, „Schaun Sie mal! Die vielen Ameisen hier! Größere Tiere, als wir sie in den Staaten und Sie sie in Mitteleuropa kennen. Die Ameisen! Natürlich! Sie haben das Fleisch von den Knochen gefressen. Das kann in verhältnismäßig kurzer Zeit geschehen"  
      „Wir wollen den Toten bestatten," sagte Rolf nach einer Pause.  
      Mir war irgendwie feierlich zumute.  
      Wir wollten das Skelett hochheben, da fiel es uns unter den Händen zusammen.  
      Wir betteten die Knochen auf die Decke, schlugen sie zusammen und trugen sie ins Freie. Dort versenkten wir sie in einer rasch ausgehobenen Grube. Der Professor nahm auf solche Exkursionen meist seinen kleinen Spaten mit. Rolf sprach ein kurzes Gebet. Wir schaufelten die Erde über die Knochen. Jetzt hatten wir unsere selbstverständliche Pflicht als Menschen getan und konnten darangehen, weiter die Insel zu durchstreifen.  
      „Erst noch einmal in die Hütte" riet der Professor. „Vielleicht finden wir Aufzeichnungen, die uns ein Stück weiterhelfen können."  
      Wir suchten lange, fanden aber nichts und verließen schließlich die Hütte.  
      Kreuz und quer wanderten wir über die Insel. Wir fanden keinen Menschen und sichteten kein Tier, Inzwischen stand die Sonne hoch am Himmel. Deshalb kehrten wir zunächst zu Pongo zurück, der bereits in einer kleinen Erdmulde ein Feuer entzündet hatte, um Konserven heiß zu machen.  
      „Ich möchte noch einmal zur Hütte zurück," sagte Professor Kennt, der es sich schon beim Feuer bequem gemacht hatte, indem er rasch aufsprang. „Nein, nein, meine Herren, Sie brauchen mich nicht zu begleiten."  
      Schon eilte er davon. Fragend blickte ich Rolf an, ob wir ihm nicht doch folgen sollten. Der aber schüttelte den Kopf und meinte:  
      „Laß uns lieber Pongo helfen, damit das Essen fertig ist, wenn der Doktor zurückkommt!"  
      Rolf langte den Zettel mit der Bilderschrift heraus und betrachtete ihn lange, während ich mich neben Pongo hinkniete und beim Bereiten des Mittagessens half.  
      Plötzlich hörten wir ein, zwei, drei Pistolenschüsse. Den Bruchteil einer Sekunde später vernahmen wir Professor Kennts markante Stimme:  
      „Werfen Sie sich zur Seite! Er springt noch." Wir sahen uns nicht erst um, sondern folgten blitzschnell dem Rate. Zwischen uns hindurch flog ein riesiger Tiger durch die Luft und landete gerade in unserem Lagerfeuer. Rasch sprang er, aber schon mit den Anzeichen letzter Kraft, noch einmal auf, um sich aus dem Bereich der Glut zu entfernen. Springen konnte er allerdings nicht mehr, er schleppte sich noch drei, vier Schritte weiter, brach zusammen, zuckte ein paarmal und streckte die Pranken von sich. Er war von aller Qual erlöst.  
      Der
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