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Rolf Torring 115 - Kayser der Chinese korr

Rolf Torring 115 - Kayser der Chinese korr

Titel: Rolf Torring 115 - Kayser der Chinese korr
Autoren: Hans Warren
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      Pongo kannte die Gewohnheiten „seines" Maha ganz genau. Auf ihn konnten wir uns in der Ausdeutung der von Maha entdeckten Fährte verlassen.  
      Maha blieb schließlich auf dem hinteren Teil des kleinen Schiffes an der Reling stehen und witterte über Bord.  
      „Entwischt!" sagte ich.  
      „Unmöglich!" widersprach Rolf. „Unser Besuch wird doch nicht nachts hier über Bord gehen. Es müßte denn eine Meerjungfrau mit Fischschwanz gewesen sein!"  
      „Hör auf, Rolf! Wenn das der Kapitän hört!"  
      „Ach ja!"  
      Pongo beugte sich weit über die Reling und sagtet „Massers, hier unten Luke auf. Tier dort hinein geschlüpft. Pongo mit Maha unten suchen."  
      „Dort ist ja die Vorratskammer für die Küche, Hans!"  
      „Sollte unser ,Geist' Hunger verspürt haben?"  
      Pongo eilte mit Maha die Stufen hinab. Wir gingen hinter ihm her zum vorderen Mast, um das Ergebnis seiner Durchsuchung der unteren Räume, vor allem der Speisekammer, sofort zu erfahren.  
      Plötzlich ertönte unter uns in der Vorratskammer ein gellender Aufschrei.  
      „Das war Li Tan!" sagte ich sofort.  
      Dem Aufschrei folgte ein quietschender Laut, den nur ein Tier von sich geben konnte. Ein Tier! Ja, welches Tier denn? Schließlich hörten wir Pongos aufmunternde, beruhigende Stimme.  
      Ich wollte schon hinuntereilen, als mich Hoffmann am Ärmel festhielt und rief:  
      „Da! Dort! Da ist er!"  
      Richtig! Da war er! Wir sahen ihn im Schein der Taschenlampen jetzt ganz deutlich. Im ersten Augenblick war ich etwas verblüfft. Von unten kommend, an der Bordwand empor turnend, die Reling überkletternd, war ein kleiner schwarzer Schatten aufgetaucht, sprang dem hinteren Maste zu und kletterte mit einer Geschwindigkeit, daß die Augen kaum zu folgen vermochten, am Mast empor.  
      Als wir den Schatten voll im Lichtkegel hatten, brachen wir alle in ein befreiendes Lachen aus.  
      Der Klabautermann war nichts anderes als ein kleiner Affe, ein Saimiri, den man in Deutschland auch "Totenköpfchen" nennt. Seine Heimat ist Guayana. Ich erkannte das Äffchen sofort an seinem ausgeprägten, einmaligen Gesicht.  
      Der Saimiri ist ein harmloses Tier, dessen Bewegungen stets voller Anmut und Zierlichkeit sind. Die kleinen Affen klettern ganz vorzüglich und überspringen mit schier unglaublicher Leichtigkeit große Zwischenräume.  
      In der Ruhestellung nehmen die possierlichen Äffchen gern die Haltung eines sitzenden Hundes ein und ziehen, wenn sie schlafen wollen, den Kopf zwischen die Beine, so daß er fast die Erde berührt.  
      Der Saimiri gehört zu den Furchtsamsten der Furchtsamen, solange er sich nicht überzeugt hat, daß er völlig sicher in seiner Umgebung ist. Er wird aber zu einem echten Äffchen, wenn es gilt, irgendwo handelnd einzugreifen. In seinem Wesen ähnelt er einem Kinde, und kein anderer Affe sieht in den Gesichtszügen einem Kinde so ähnlich wie der Saimiri. Sein Gesicht wechselt im Ausdruck zwischen harmloser Unschuld, schalkhaftem Lächeln und fast raffiniert zu nennender Schläue. Von heller Freude bis zu tiefer Traurigkeit ist für den Saimiri nur ein kleiner Schritt. Wenn er erschreckt wird, vergießen seine großen Augen Tränen, und Kummer gibt er durch anhaltendes Weinen der Umgebung bekannt.  
      Wie das Tier auf unsere Jacht gekommen sein mochte, war uns vorläufig noch ein großes Rätsel.  
      Es wunderte uns auch nicht weiter, daß unser Kapitän das Tierchen in der Dunkelheit für den Klabautermann gehalten hatte. Jetzt, wo er sah, daß sich alles natürlich aufklärte, kannte seine Verlegenheit keine Grenzen. Er fing sogar an, auf den kleinen Affen zu schimpfen, der ihn so genarrt hatte, und vergaß dabei, daß er ein Opfer seines Aberglaubens geworden war.  
      „Wenn wir auch Seeleute wären," versuchte Rolf den Kapitän vergnüglich zu stimmen, „hätten wir vielleicht ähnlich gedacht wie Sie und entsprechend gehandelt."  
      „Ich möchte nur wissen, wie das Tier an Bord gekommen ist," sagte ich.  
      „Es muß schon eine ganze Weile bei uns sein," erwiderte Hoffmann. „Jetzt weiß ich auch, wie ich mir die Klagen Li Tans erklären soll, daß ihm öfter etwas in der Vorratskammer fehlte. Es fing gleich nach der Ausfahrt aus dem letzten Hafen an. Ich dachte aber, Li Tan sei selbst der Täter und wollte seine kleine Mauserei, die ich ihm nicht weiter übel nahm, dadurch tarnen, daß er den "großen Unbekannten" als
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