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Rolf Torring 108 - John Millners Geheimnis

Rolf Torring 108 - John Millners Geheimnis

Titel: Rolf Torring 108 - John Millners Geheimnis
Autoren: Hans Warren
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sollte, damit die Faktorei ihre Besitzer ernährt,"  
      „Sie haben recht und auch wieder nicht recht, Herr Warren! Einmal ist es das Pflichtgefühl meinem Kompagnon gegenüber, das mich bei der Stange hält. Oder — wenn Ihnen das Wort Pflichtgefühl nicht gefällt — nennen Sie es Werktreue! Mit dem Begriff Pflicht verbindet sich so leicht ein Zwang, und den hasse ich, wie Sie ihn hassen werden. Wir Deutschen sind nun mal so veranlagt, daß wir nie etwas ,fünf grade sein' lassen können. Wir müssen uns bis zum letzten einsetzen! Das liegt uns im Blut. Deshalb sind wir als Kolonisatoren, Farmer, Arbeiter und Spezialisten jeder Art ja in der Welt so beliebt und überall gern gesehen. Aber selbst wenn ich das Gefühl zurückstellen würde, daß ich hier eine Aufgabe übernommen habe, der ich treu bleiben muß, so könnte sich mein Geheimnis als Bluff herausstellen, und dann würde ich froh sein, daß ich die materielle Grundlage der Faktorei noch besitze."  
      „Ich verstehe Sie recht gut, Herr Millner," nickte Rolf. „Sicher haben Sie von einem Schatz oder dergleichen gehört, den Sie heben, oder von einer Goldader, die Sie ausbeuten wollen."  
      Millner wehrte mit beiden Händen ab.  
      „Nein, nein, ich bin kein Schatzsucher oder Goldgräber. Bei meinem Geheimnis handelt es sich um etwas viel Wichtigeres. Ich werde Ihnen ein paar Andeutungen machen, muß mich aber erst überzeugen, daß wir nicht belauscht werden können."  
      Er stand auf und entfernte sich. Lächelnd sah ich Rolf an, der mir zunickte, als wollte er meine Gedanken bestätigen. Hier standen wir sicher wieder vor einem spannenden Erlebnis!  
      Nach einer Weile kam Millner zurück und nahm wortlos wieder am Tische Platz. Pongo stand leise auf und verschwand von der Veranda.  
      „Jetzt können Sie uns alles erzählen!" sagte Rolf. „Pongo sorgt dafür, daß sich kein Lauscher in die Nähe wagt."  
      „Ich werde trotzdem sehr leise sprechen, meine Herren. Mir ist eben etwas Merkwürdiges passiert: ich habe meinen Diener Gingo überrascht, der den Versuch machte, unser Gespräch mitzuhören. Er ist schon über ein Jahr bei mir, und ich war immer sehr mit ihm zufrieden, er ist anstellig und versteht vor allem sowohl Deutsch wie Englisch leidlich gut."  
      Wir rückten näher zusammen, und Millner begann zu erzählen:  
      „Ich bin weder Pflanzer noch Kaufmann und habe mich hier nur niedergelassen, um etwas zu verdienen. Ich habe Völkerkunde studiert, und es war von jeher mein innigster Wunsch, einmal fremde Länder zu bereisen und Studien zu betreiben. Da ich kein Vermögen besaß und mir an einer deutschen Universität das Leben zu eintönig wurde, ging ich hierher und fand in Henriksen einen Kompagnon, mit dem ich die Niederlassung hier gründen konnte. Die Erträgnisse sind gut, ich könnte vollauf zufrieden sein, wenn ich nicht den Drang in mir spürte, meine Studien wiederaufzunehmen.  
      Auf meinen ersten Geschäftsreisen ins Innere des Landes blieb mir genügend Zeit, nebenher Land und Leute zu studieren. Auf der dritten Reise geschah das, was ich ,mein Geheimnis' nenne. Ich stieß oberhalb des Barito-Flusses, dort, wo schon das Gebirge beginnt, auf einen Mann, der zwischen hohen Felsenschluchten gänzlich erschöpft war.  
      Ich stärkte ihn und bemühte mich sehr um ihn, aber der Mann starb mir unter den Händen. Vor seinem Tode hat er mir erzählt, daß er mit einem Kameraden weit in den Bergen auf ein eigenartiges Volk gestoßen ist, in dessen Gefangenschaft er geriet. Was er weiter sagte, klang schon sehr verwirrt, und ich bezweifle, daß er noch über sein volles Denkvermögen verfügte. Die Schwäche, die ihn befallen hatte, nahm von Minute zu Minute zu. Er konnte mir nur noch erzählen, daß er seinen Kameraden verloren habe, wußte aber nicht mehr, ob er verschwunden oder hingerichtet worden war. Und dann erzählte er von einem See, den er den ,Bleisee' nannte.  
      Mit knapper Not war er der Gefangenschaft entkommen. Seine letzten Worte waren: ,Der behaarte Gott kommt und will mich holen!'  
      Sie können sich denken, meine Herren, welchen Eindruck die Worte des Mannes auf mich als Forscher machten. Ich beschloß, das Volk zu suchen. Es muß sich um einen unbekannten Stamm handeln, deren es auf Borneo noch einige geben soll.  
      Jeden Tag möchte ich fort, doch befürchte ich, daß hier in meiner Abwesenheit alles drunter und drüber geht. Wenn ich keinen Erfolg auf der
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