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Rolf Torring 086 - Pongos schwerster Kampf

Rolf Torring 086 - Pongos schwerster Kampf

Titel: Rolf Torring 086 - Pongos schwerster Kampf
Autoren: Hans Warren
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gelesen zu haben. Sie ist 1426 von Sultan Ahmed Schah von Gudscherat gegründet worden und bewahrt heute noch viele Erinnerungen an die Gründungszeit in Bauwerkresten und sogar mündlichen Überlieferungen."  
      „Ich glaube, Hans, wir müssen weitergehen. Über die Geschichte der Stadt Ahmadabad können wir uns ausführlich unterhalten, wenn wir dort sind. Laß uns tüchtig ausschreiten. Wir haben kein bißchen Proviant mitgenommen, da wir glaubten, mittags bei Colonel Lesley einzutreffen. Jetzt wird es Abend werden, bis wir etwas zu essen bekommen. Sei nicht böse, daß ich so materiell denke, aber ich habe einfach schon jetzt Hunger."  
      Rolf lächelte. Pongo verzog sein Gesicht zu einem freundlichen Grinsen. Wir schritten weiter. Der geheimnisvolle „Er" ließ meine Gedanken ebenso wenig los wie der Grund, der Lesley bewogen haben mochte, uns zu sich zu bitten.  
      Nach einer Weile klang vor uns, gar nicht weit entfernt, ein eigenartiger Ton auf: ein unterdrückter Schrei, aber so merkwürdig in der Artikulierung, daß wir nicht feststellen konnten, ob ihn ein Mensch oder ein Tiger ausgestoßen hatte.  
      Der Schrei hatte unheimlich geklungen. Die brütende Hitze, die sich über dem verwachsenen Urwaldpfad ausbreitete, der von einem geheimnisvollen, grünlichen Lichte erfüllt war, mochte das Unheimliche verstärkt haben.  
      Rolf hatte sich umgedreht und blickte mich an. Seine Augen wanderten zu Pongo. Ich verstand ihn sofort. So ähnlich hatte in den Wäldern Sumatras, am Vulkan Selawa djanten, der Schrei geklungen, den Pongo — uns damals noch unbekannt und als gefürchtetes Gespenst in den Urwäldern umhergeisternd — ausgestoßen hatte, als ihm der Tapir entging, den später vor unseren Augen der schwarze Panther riß. (Siehe Band 1.: „Das Gespenst im Urwald".)  
      Nur war der Ton, den wir jetzt gehört hatten, weit weniger laut und durchdringend gewesen. Es war wohl auch unwahrscheinlich, daß es außer Pongo noch einen Menschen gab, der den Angriffsschrei eines wütenden Gorillas in seiner kraftvollen Stärke und unbändigen Wildheit so nachahmen konnte wie er.  
      Als ich an einen Gorilla dachte, flüsterte ich Rolf zu:  
      "Ob es ein großer Affe war?"  
      „Du denkst wohl an den Meeresspuk, den wir gerade in Baroda erlebt haben?!" meinte Rolf lachend. „Hier gibt es doch keine Menschenaffen. Der Orang-Utan kommt nur auf den großen Sunda-Inseln vor. Also kann wohl nur ein Mensch den Schrei ausgestoßen haben!"  
      „Warum soll denn ein Mensch hier im Dickicht so wütend brüllen?" fragte ich. „Das war doch ein Wutschrei, den wir eben hörten."  
      „Vielleicht hat ein einheimischer Jäger die von ihm gebaute Falle zerstört gefunden," rätselte Rolf herum, „oder ein lange gesuchtes, begehrtes Wild ist ihm wieder entgangen. Wir werden ja sehen. Der Schrei kam aus der Nähe. Vorwärts!"  
      Wir schritten weiter, hielten uns aber dicht zusammen, wir mußten jeden Augenblick damit rechnen, daß das Wesen, das den Schrei ausgestoßen hatte, uns gegenüberstehen würde.  
      Rolf hatte das Tempo sehr herabgedrückt. Er schlich fast. Trotzdem war es nicht zu verhindern, daß die Ranken und Lianen, die wir berührten oder sogar beiseite schieben mußten, ein leise raschelndes Geräusch ergaben und kleine Zweige unter unseren Füßen knackten. Unbemerkt konnten wir nicht bis zu der Stelle kommen, von der der Schrei gekommen zu sein schien.  
      Der Pfad schlängelte sich in vielen Windungen vorwärts. Unsere Ufersicht war dadurch eng begrenzt.  
      Wenn hier jemand in guter Deckung stand, konnte er uns ohne Schwierigkeiten überrumpeln.  
      Rolf zog die Pistole. Ich folgte seinem Beispiel. Pongo riß das Haimesser aus der Scheide. In seiner Hand war die Waffe im Nahkampf weit gefährlicher als eine Handfeuerwaffe.  
      Rolf wollte eben um einen scharfen Knick des Pfades herum biegen, da rief Pongo, der dicht vor mir schritt:  
      „Vorsicht, Massers! Zurück!"  
      Der Boden unter mir schwankte. Ich wollte zurückspringen, aber es war schon zu spät. Es prasselte, knackte, rauschte — dann verschwand zuerst Rolf in der Erde, Pongo und Maha folgten, und ich — obwohl ich noch versuchte, mich nach rückwärts zu retten — mußte gleichfalls hinab in die Tiefe.  
      „Eine Fallgrube für Großwild!" ging es mir durch den Kopf. Ich prallte auf Pongo. Sand, Staub und Blätter wirbelten auf dem Boden der Grube umher. Ein Fauchen wurde hörbar
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