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Rolf Torring 073 - Der Würger

Rolf Torring 073 - Der Würger

Titel: Rolf Torring 073 - Der Würger
Autoren: Hans Warren
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Felsband entlanggehen können. Wir waren ungefähr vier Meter voneinander entfernt, da ich an der linken, Rolf an der rechten Seite der Spalte entlang schwamm.  
      Plötzlich rief Rolf in unterdrücktem, aber erschrockenem Tone:  
      „Hans! Schnell hinauf! Auf das Felsband!"  
      Ich überlegte nicht lange und blickte mich gar nicht erst um. Wenn Rolf so dringend wurde, mußte hinter uns eine schlimme Gefahr sein. Ich befand mich gerade an einer Stelle, an der das Felsband höchstens einen Meter lang war.  
      Die Lücken zu beiden Seiten, an denen der Stein abgebrochen war, betrugen wenigstens zehn Meter. So weit durfte ich nicht mehr schwimmen, also schwang ich mich kurz entschlossen auf das winzige Stück des Felsbandes hinauf und drehte mich vorsichtig um.  
      Schon das war ein kleines Kunststück, denn die Breite des Bandes betrug höchstens dreißig Zentimeter. Im stillen befürchtete ich sogar, daß auch dieses Stück durch mein Gewicht herunter brechen könnte. Ich wagte nur ganz vorsichtige Bewegungen.  
      Als ich mich umgedreht hatte und auf das Wasser der Spalte blickte, erschrak ich so heftig, daß ich fast das Gleichgewicht verloren hätte, denn dicht vor mir strich — die Rückenflosse eines großen Hais vorbei.  
      Mir fingen die Knie leise zu zittern an. Meine Lage war schlimm, aber daran dachte ich im Augenblick nicht.  
      Der nachträgliche Schreck, wie ich ihn noch kaum je verspürt hatte, lähmte mich. Dabei hatten wir mit solchen Begegnungen rechnen müssen.  
      Die Besorgnis um Pongo, der vielleicht nahe vor einem schrecklichen Tode war, hatte uns die Gefahren der Tropenmeere vergessen lassen. Die Vergesslichkeit hätte sich beinahe bitter gerächt. Es war eine Fügung des Schicksals, daß der schmale Felsstreifen, auf dem ich stand, ausgehalten hatte, als ich mich so schnell hinauf schwang.  
      Sonst hätte mich die Hyäne der Meere längst zerrissen. Ich schüttelte vor leisem Staunen, daß alles so gut abgegangen war, den Kopf und blickte still dem gefährlichen Untier nach.  
     
     
     
      3. Kapitel  
      In peinlicher Lage  
     
      Der Hai war ein Bursche von fünf Meter Länge. Seinen dunklen Körper konnte ich in dem mondbeschienenen Wasser gut erkennen. Rolf mußte sich zufällig umgedreht und die Rückenflosse gesehen haben.  
      Wir konnten dem Geschick danken, daß wir in dem tiefen, fjordartigen Einschnitt und nahe an den Felswänden geschwommen waren, sonst wären wir sicher der Gier des Räubers zum Opfer gefallen.  
      Das Untier verschwand in dem Einschnitt, dessen Ende wir nicht erkennen konnten. Das Meer hatte sich tief in die Felswand hineingefressen.  
      Ich überlegte, wie es dem Hai möglich war umzukehren, denn es war anzunehmen, daß der Einschnitt immer enger wurde. Da kam er schon zurück und strich dicht bei mir vorbei. Deutlich konnte ich die kleinen Augen sehen. Der Hai schien zu wissen, daß ich nahe daran gewesen war, ihm als sichere Beute zu dienen.  
      Mir wurde unbehaglich zumute. Ich glaubte, ein leises Erzittern des kleinen Felsplateaus, auf dem ich stand, zu verspüren, und sah mich in Gedanken hinab stürzen, den Hai aber kehrtmachen, um wie ein Torpedo auf mich loszustürzen.  
      Natürlich spielten mir meine Nerven einen kleinen Streich. Meine Lage war ja auch mehr als gefährlich. Ich lehnte fest an der Felswand, die hinter mir steil emporragte, und durfte nicht wagen, mich hastig zu bewegen. Entweder konnte der Felsblock, auf dem ich stand, abbrechen, oder ich konnte ausrutschen und hinab stürzen. Durch das aus meinen Kleidern abtropfende Wasser war der Boden des Blockes schlüpfrig geworden.  
      Ich überlegte, ob ich den Meeresräuber durch Pistolenschüsse verjagen sollte. Die Kugeln selbst würden auf die Bestie Eindruck machen, denn wir benutzten ein Kaliber, das sich durch außergewöhnliche Durchschlagskraft auszeichnete. Aber das durfte ich nicht wagen. Der Knall hätte dem „Würger" und seiner Bande unseren Aufenthalt verraten.  
      Schließlich konnte ich aber nicht hier stehen bleiben. Wir mußten versuchen, Pongo zu befreien. Je mehr Zeit verstrich, desto wahrscheinlicher wurde es, daß er unter den Händen des rachsüchtigen Rhasu starb.  
      „Rolf," rief ich leise zu meinem Freunde hinüber, „was machen wir? Ich darf mich hier nicht regen. Ich stehe auf einem ganz kleinen Stück des Felsbandes."  
      „Unangenehm!" kam leise die Antwort zurück. „Ich glaubte, wir könnten
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