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Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras

Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras

Titel: Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras
Autoren: Hans Warren
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eherne Tor meinen Bemühungen. Auch konnte ich keinen Hebel entdecken, der die Riegel zurückgezogen hätte.  
      Neben der leisen Beklemmung in mir überfiel mich noch eine stille Wut. Die rätselhaften Unsichtbaren, die hier ihr Wesen trieben, sollten sich irren, hatten sie auch Rolf überrascht und überwältigt, mit mir sollten sie nicht so leichtes Spiel haben!  
      Ich war fest entschlossen, jeden niederzuschießen, der sich mir in verdächtiger Weise in den Weg stellte, mochte es von meiner Seite auch ungesetzlich sein, da ich ja selbst ein Eindringling war. Aber alle die Umstände, die Hilferufe, das Verschwinden Rolfs, das geheimnisvolle Öffnen und Schließen der Tür berechtigten mich auf jeden Fall zum schärfsten Vorgehen und zur Notwehr.  
      Ich drehte mich wieder von der Tür ab und ließ den Schein meiner Lampe durch die ganze Halle wandern. Die Teppiche, Tigerfelle und Polstermöbel waren merkwürdig sauber, der Raum mußte ständig gereinigt werden, also war der Palast bewohnt. Aber weshalb war dann auf Rolfs Klopfen nicht geöffnet worden? Weshalb erst mir, nachdem ich vergeblich versucht hatte, an der Mauer emporzuklimmen?  
      Mir wurde es unheimlich zumute. Was hätte ich darum gegeben, wenn jetzt Pongo mit Maha bei mir gewesen wäre, dann wäre ich ohne Zögern vorgegangen, wäre emporgestürmt, um Rolf zu suchen. So aber konnte ich nur Schritt für Schritt weiter gehen. Überall konnte eine Falle bereitstehen, in die ich laufen konnte. Und hinter jedem Vorhang, an dem ich vorbeischritt, konnten Fänger stehen, die mich hinterrücks überfielen, wenn ich an ihnen vorbei war.  
      Ich kannte ungefähr die Bauart der alten indischen Paläste. Die Treppe zum ersten Stock lag am Ende der Halle, hinter den beiden mächtigen Vorhängen, die dort von der Decke herabfielen.  
      Behutsam näherte ich mich ihnen, dabei genau darauf achtend, ob vielleicht irgendwo ein Geräusch erklänge, doch alles Leben in dem alten Gebäude schien erstorben zu sein.  
      Ich wählte den rechten Vorhang am Ende der Halle und ging langsam auf ihn zu. Dicht vor dem schweren, roten Seidenstoff blieb ich stehen, lauschte nochmals und riß dann den Vorhang mit kurzem Ruck zur Seite. Dabei sprang ich aber zurück und erhob die Pistole.  
      Doch die breite Marmortreppe lag leer vor mir, langsam stieg ich empor und ging dabei auf den Zehenspitzen und prüfte jede Stufe erst genau, ob sie nicht unter einem starken Druck nach unten wiche, denn ich kannte diese Art Fallen ja schon zur Genüge.  
      Doch ungefährdet gelangte ich auf die breite Galerie im ersten Stock. Ein langer Flur lief hier durch das ganze Gebäude, und ich wandte mich nach rechts. Im nächsten Zimmer mußte ich Rolf finden; dort war er durch das Fenster eingestiegen.  
      Merkwürdigerweise waren hier die Türöffnungen nicht durch Vorhänge verdeckt, sondern mit festen Holztüren versehen, die erst vor kurzer Zeit angefertigt sein konnten, so sauber und glänzend sah das polierte Edelholz aus. Auch die Türklinken waren einfach und schlicht, in modernem Geschmack gehalten.  
      Langsam drückte ich die Klinke zur nächsten Tür hinab, — doch die war verschlossen. Ein Schlüsselloch konnte ich aber zu meinem Erstaunen nicht entdecken; die Tür mußte also von innen verriegelt sein. Wie nun hineingelangen? Eindrücken konnte ich die Füllungen nicht, das laute Geräusch hätte mir die unsichtbaren Bewohner des Palastes sofort auf den Hals gezogen. Ich mußte versuchen, das Holz leise zu durchschneiden, was allerdings eine sehr beschwerliche Arbeit war, denn ich hatte Teakholz vor mir, das bekanntlich eisenhart ist.  
      Als ich die Spitze meines Messers ansetzte, hörte ich ein leises Schnappen. Sofort zuckte ich zurück, und — da ging die Tür plötzlich langsam auf. Ich sprang noch weiter zurück, richtete den Schein meiner Lampe auf die immer größer werdende Türspalte und hob meine Pistole.  
      Unheimlich war es, wie die Tür lautlos aufging, ohne daß ich eine Hand sehen konnte, die sie aufzog. Was mochte in dem dunklen Raum vor mir lauern? Ich war ja in dem Wunderland Indien, in dem es Rätsel gibt, die ein europäisches Hirn nicht begreifen oder erklären kann, hier mußte ich mit ganz anderen Überraschungen rechnen als in den nüchternen Abendländern.  
      Jetzt hatte sich die Tür völlig geöffnet, sie war so weit aufgegangen, daß ich sie leise an die Wand schlagen hörte, — also konnte sich hinter ihr
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