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Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke

Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke

Titel: Rolf Torring 002 - Chinesische Raenke
Autoren: Hans Warren
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erregt zu, sofort wieder auf seinen Platz zurückzugehen. Doch Tomo weigerte sich entschieden. Und dann geschah etwas, das Fu Dan und den Boy ihren Streit vergessen ließen und uns als Zuschauer mit Schrecken und Grauen erfüllte.

    Die beiden vorderen Chinesen, die sich dicht aneinander hielten, hatten gerade eine längliche, etwas zum See geneigte Felsplatte betreten, die mir schon vorher durch ihre eigentümliche, grünliche Färbung aufgefallen war. Plötzlich rutschte der vorderste aus, stieß einen halblauten Ruf der Überraschung aus und glitt auf der schrägen Platte in den Kratersee.
    Sein Genosse lachte unwillkürlich höhnisch auf, brach aber mit leisem Schrei ab und rutschte plötzlich ebenfalls ins Wasser. Auf der Felsplatte bemerkten wir jetzt die Stellen, an denen die Füße der Kerle ausgerutscht waren. Es waren da lange, glitzernde Streifen entstanden, also war der Fels mit irgendeinem Moos bewachsen, das schlüpfrig und schleimig wie Seife war.
    Die beiden Chinesen platschten unbeholfen im Wasser herum, während Fu Dan sich vorgebeugt hatte und sie erregt anzischte. Der erste der beiden Abgerutschten hatte jetzt mit einer Hand das Felsufer erreicht, klammerte sich fest und streckte den anderen Arm seinem Genossen entgegen, der offenbar nicht gut schwimmen konnte. Da stieß Tomo, der sich ebenfalls vorgebeugt hatte und die beiden Chinesen betrachtete, einen entsetzten Schrei aus, rief ein uns unverständliches Wort und sprang plötzlich vorwärts über die gefährliche Felspatte hinweg. Fu Dan starrte ihm einen Augenblick verblüfft nach, als der Boy wie ein Wiesel den weiteren Pfad am Seeufer entlangraste. Dann wurde aber seine Aufmerksamkeit, ebenso wie die unsrige, auf die beiden Chinesen gelenkt. Hatte ich ihnen vorher im stillen nichts Gutes gewünscht, so nahm ich jetzt alles schleunigst zurück, denn das Schicksal schien meine Gedanken erraten zu haben und nun den beiden armseligen Kerlen alle Schandtaten vergelten zu wollen, die sie jemals im Leben begangen hatten. Aus Spalten, Rissen und Löchern der Uferwand schössen plötzlich unter Wasser Schlangen hervor. Sie waren nicht groß, höchstens einen halben Meter lang, so daß ich sie erst für Aale hielt, weil sie einen breiten Ruderschwanz besaßen. Dann sah ich aber die merkwürdige, rot-schwarze Zeichnung und wußte sofort, daß es sich um eine seltene, wohl nie gesehene Abart der furchtbaren Korallennatter, dieser überaus giftigen Wasserschlange, handeln mußte.
    Wie wütende Bestien fielen die Schlangen über die Chinesen her, bissen sich in die nackten Beine und Arme fest, ja, schnellten förmlich über den Wasserspiegel hinaus, um das unbedeckte Gesicht zu erreichen.
    Mochten nun Schreck oder Grauen oder auch das schnell wirkende Gift die Kräfte der beiden Überfallenen lähmen, jedenfalls stießen sie nur einige schreckliche Schreie aus, dann ließ der erste die Felsspalte, die er umklammert hielt, los und versank mit seinem Genossen langsam in der unheimlichen Tiefe. Irgendein unterirdischer Wirbel mochte sie ergriffen haben, denn die Körper verschwanden in drehender Bewegung immer schneller, bis das grauenhafte Dunkel sie verschlang.
    Die schönen, graziösen Giftnattern aber schwammen zierlich ihren Schlupfwinkeln zu, und wenige Minuten nach diesem entsetzlichen Geschehnis lag die Oberfläche des Kratersees ruhig und still da, als wäre nichts geschehen.

    2. Kapitel Die neue Urwaldsiedlung

    Ich zog langsam den Kopf zurück. Sicher war ich totenblaß geworden, denn auch Rolf, der doch bestimmt stärkere Nerven hatte als ich, wischte sich über die Stirn und murmelte irgend etwas vor sich hin. Dann stieß er mich an und deutete nach rechts zum Kratersee hinunter. Der schmale Pfad, der dicht am Wasser entlangführte, war in seinem weiten, geschwungenen Bogen völlig zu übersehen. Auf ihm rannte der kleine Malaienboy dahin, von Entsetzen und Grauen vor dem Bild, das er erblickt hatte, vorwärts gepeitscht. Und er näherte sich einer Stelle des Pfades, die ebenfalls eine tückische, grüne Farbe aufwies. Sollte er dasselbe Schicksal wie die beiden Chinesen erleiden? Schon wollte ich rufen und ihn warnen, als der kleine Tomo einen gellenden Schrei ausstieß. Ich glaubte, er wäre ausgerutscht und würde jetzt in das Wasser mit seinen furchtbaren Bewohnern fallen, aber da sah ich, daß aus dem Felsen heraus ein riesiger, schwarzer Arm gegriffen hatte. Die enorme Faust, die ich wiederzuerkennen glaubte, hielt den Oberarm des Boys
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