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Rolf Torring 001 - Das Gespenst

Rolf Torring 001 - Das Gespenst

Titel: Rolf Torring 001 - Das Gespenst
Autoren: Hans Warren
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Haus trat, stand ein kleiner häßlicher Chinese im Flur, der mir eine äußerst höfliche Verbeugung machte, mich aber so verschmitzt angrinste, daß ich sofort das Gefühl hatte, er müßte meine Arbeit beobachtet haben."
    „Entschuldigen Sie", unterbrach Rolf, „hatte der Chinese goldene Vorderzähne im Oberkiefer?" „Ja, allerdings, sie fielen mir auf", gab Diersch erstaunt zu, „woher wissen Sie es? Kennen Sie den Gelben?" „Ja, ich kenne ihn sehr gut. Und bevor Sie Ihr drittes Abenteuer mit dem schwarzen Riesen erzählen, muß ich Ihnen erst sagen, aus welchem Grund ich hauptsächlich mit meinem Freunde hierher nach Sumatra gekommen bin. Das hängt nämlich mit diesem Chinesen zusammen, und ich möchte Sie bitten, sich während meiner Erzählung genau zu überlegen, was er hier getan, wie er sich benommen, ob er Besuche empfangen hat, kurzum, jede Bewegung, jedes Wort dieses Fu Dan ist mir wichtig." „Stimmt", nickte der Holländer, „er heißt Fu Dan." „Nun passen Sie auf", begann Rolf zu sprechen, „vor drei Wochen kamen wir von Bangkok her in Singapore an. Ich hatte eine gute Empfehlung an den vornehmsten englischen Club und lernte dort Lord Abednego kennen, der vor zwei Monaten als Gouverneur nach Singapore versetzt worden war. Wie alle neuen Besen so kehrte auch er scharf und war vor allen Dingen bestrebt, hinter die geheimen Schliche der Chinesen zu kommen, die ja trotz der englischen Herrschaft Leben und Handel auf der Halbinsel vollständig beherrschen. Er hatte auch damit Glück, denn er konnte zwei große Geheimklubs aufdecken und errang sich dadurch das höchste Wohlwollen seiner Regierung, gleichzeitig aber auch den tiefsten Haß der Chinesen, und was das zu bedeuten hat, wissen Sie ja selbst! Nur ein Chinese machte eine rühmliche Ausnahme, und das war Fu Dan. Er lieferte - natürlich sehr geheim - dem Gouverneur die wichtigsten Unterlagen für sein Einschreiten, verriet also seine Landsleute, wollte aber merkwürdigerweise keinen Lohn dafür annehmen. Und fast wollte ihn der Lord für einen weißen Raben halten, als doch plötzlich auch bei ihm der Pferdefuß zum Vorschein kam. Vor ungefähr vier Wochen nämlich ließ sich Fu Dan ganz offiziell beim Lord melden, trat in tadellosem Frack ein und hielt bei dem Erstaunten um die Hand Ellens, der einzigen Tochter des Lords, an. Natürlich mit dem Erfolg, daß ihn der Gouverneur einfach auslachte. Da empfahl sich der Chinese sehr höflich mit dem fatalen, immer gleichbleibenden Lächeln der Asiaten. Dem Lord war dieser Zwischenfall natürlich äußerst unangenehm, denn trotz seiner machtvollen Stellung und seiner Strenge fürchtete er die Rache des verschmähten Fu Dan.

    Aber dieser schien sich aus der Abfuhr nichts zu machen, denn er erschien bereits am nächsten Abend - natürlich heimlich und in der Dunkelheit - beim Lord, nachdem er ihn vorher unter dem verabredeten Decknamen angerufen und sein Kommen angezeigt hatte. Er brachte auch wieder neue, wichtige Nachrichten über eine Verschwörung, die er entdeckt haben wollte, und der Lord vertiefte sich in das Gespräch mit dem Gelben, als plötzlich aus dem Garten ein heller Schrei aufgellte.
    Der Lord stürzte mit seinem Besucher ans Fenster, und im hellen Mondlicht sahen sie eine riesige, dunkle Gestalt, die ein Mädchen in weißem Gewand auf den Armen hielt und schnell dem Schatten der nächsten Bäume zustrebte. Das Mädchen war Ellen Abednego.
    Der Gouverneur alarmierte sofort die Polizei der ganzen Stadt; es wurden Razzias von noch nicht dagewesener Gründlichkeit und Ausdehnung unternommen; die Hafenpolizei untersuchte jedes Schiff, hielt jeden Sampam an, die Teestuben der Chinesen wurden genau kontrolliert - aber Ellen Abednego blieb verschwunden. Der Chinese Fu Dan behauptete steif und fest, daß es ein großer Menschenaffe gewesen sei, der sie geraubt hatte. Ungefähr vier Tage nach diesem geheimnisvollen Raub kam ich mit meinem Freund an. Als wir am Abend im Klubhaus auf der breiten Terrasse am Meer saßen, ließ der Lord sich uns vom Präsidenten des Klubs vorstellen. Wie er sofort betonte, hätte er schon viel von uns gehört, und da alle Bemühungen der Polizei und des Detektivstabes nichts nutzten, hätte er nur die eine Hoffnung noch, daß wir vielleicht etwas über seine Tochter erfahren könnten.

    Wie er offen sagte, setzte er das größte Vertrauen in uns, da wir unsere eigenen, geheimen Wege gingen, auf denen uns weder die Polizei noch die staatlichen Detektive folgen
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