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Rolf Torring 001 - Das Gespenst

Rolf Torring 001 - Das Gespenst

Titel: Rolf Torring 001 - Das Gespenst
Autoren: Hans Warren
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Und dann befanden wir uns wieder auf dem Elefantenpfad. Nach einer knappen Stunde hatten wir den Urwaldgürtel hinter uns und kamen in die sumpfigen Niederungen des Atjeh-Flusses. Noch eine halbe Stunde schritten wir zwischen den Reisfeldern hindurch, dann erreichten wir endlich unseren augenblicklichen Aufenthaltsort, das kleine Dorf Selimeum am Fuße des Vulkans Sejawa djanten.

    2. Kapitel Der geheimnisvolle Schwarze

    Der Holländer Diersch betrieb ein ziemlich großes Hotel; denn Selimeum bildet den Ausgangspunkt der meisten Jagdexpeditionen, die in den Urwäldern des Sejawa djanten auf die dort zahlreichen Elefanten jagen wollen. Der nur aus einem Geschoß bestehende barackenähnliche Holzbau stand auf niedrigen Pfählen und dehnte sich mit seinen Nebengebäuden weithin aus. Der dicke, gemütliche Diersch hatte uns anscheinend in sein Herz geschlossen, denn er unterließ es nie, an unserem Tisch Platz zu nehmen. Vielleicht hatte dazu auch die Empfehlung des Colonel van Greve, der die starke Garnison in dem zwei Stunden entfernten Kota-Radja befehligte, sehr viel beigetragen.
    Auch jetzt kam er sofort herbei, als wir die große Veranda betraten, und begrüßte uns mit Freude. „Ah, meine Herren, haben Sie ihn endlich erwischt!*' Dabei klopfte er auf das Fell des Panthers, das Rolf noch auf der Schulter trug. „Das freut mich sehr. Wollen Sie die Haut hier präparieren lassen? Ich kann Ihnen einen tüchtigen Chinesen empfehlen."
    „Dank, lieber Diersch", sagte Rolf nach kurzem Besinnen, „ich werde das Fell lieber selbst behandeln. Wollen Sie es einmal ansehen?"
    Schnell breitete er es auf dem Boden aus und deutete dabei

    auf den breiten Riß, den der Speer des schwarzen Riesen geschnitten hatte.
    Der Holländer beugte sich tief hinab und betrachtete die große, eigenartige Verletzung. Und wir bemerkten, daß der gemütliche Dicke plötzlich zu zittern anfing, sich verfärbte und uns scheu von der Seite betrachtete. Dann faltete er das Pantherfell schnell zusammen, nahm es selbst auf den Arm und schritt ins Haus hinein. „Kommen Sie, bitte, meine Herren", sagte er dabei mit gepreßter Stimme, „wir wollen uns auf Ihrem Zimmer weiter über die glückliche Jagd unterhalten." Verwundert folgten wir ihm in unser gemeinsames Zimmer, und unser Erstaunen stieg noch, als Diersch, der das Pantherfell in eine Ecke geworfen hatte, schnell ans offene Fenster schritt, erst hinaus blickte und dann den Flügel schloß. Es sah ganz so aus, als befürchte er einen Lauscher. Dann ließ sich unser Wirt schwerfällig in einen Korbsessel nieder, der unter seinem Gewicht ächzte, blickte uns ängstlich an und flüsterte: „Haben Sie ihn gesehen, meine Herren?" „Ja,", sagte Rolf ruhig, „wir haben ihn sogar beobachtet, als er den Panther getötet hat."
    „Ja, ja, ich wußte es sofort, als ich das Loch im Fell sah. Zwei meiner schärfsten Hunde hat er mit seinem Speer erlegt, daher kenne ich den breiten Riß. Meine Herren, sprechen Sie bitte nicht darüber, sonst verlassen die Gäste mein Hotel, in dessen Nähe dieser unheimliche Bursche herumspukt. Ihnen habe ich es erzählt, weil Colonel van Greve Sie als tapfere, kühne Leute geschildert hat. Und ich wollte auch schon immer in den acht Tagen, die Sie bei mir weilen, die Sprache auf den Schwarzen bringen, aber ich fürchtete, von Ihnen ausgelacht zu werden."
    „Hätte ich ihn nicht selbst gesehen, dann hätte ich allerdings zumindest an Übertreibung geglaubt, wenn Sie ihn mir so geschildert hätten, wie er wirklich ist", sagte Rolf. „Erzählen Sie uns nun bitte, wann er hier aufgetaucht ist und was er getrieben hat."
    „Das war genau vor vierzehn Tagen. Es war schon sehr spät, und meine Gäste waren, Gott sei Dank, bereits zu Bett. Nur ich saß noch allein auf der Veranda und stellte eine Liste des Proviants zusammen, den mir mein Diener Baik am nächsten Morgen aus Kota-Radja holen sollte. Meine Hunde hatte ich noch nicht herausgelassen, und nur deshalb konnte es dem unheimlichen, schwarzen Riesen gelingen, plötzlich auf der kleinen Treppe zu stehen." Diersch machte eine Pause und schloß die Augen. Er stellte sich wohl noch einmal das Bild damals vor, denn plötzlich schüttelte er sich. Dann fuhr er fort: „Nun, meine Herren, Sie haben ihn ja gesehen und können sich wohl vorstellen, wie mir zumute war, als dieses Ungeheuer plötzlich im Schein meiner Taschenlampe auftauchte. Wenn ich auch dick und bequem bin, so fehlt es mir doch keineswegs an Mut, aber in
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