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Rolf Torring 001 - Das Gespenst

Rolf Torring 001 - Das Gespenst

Titel: Rolf Torring 001 - Das Gespenst
Autoren: Hans Warren
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unseren Augen aufgeführt und war wieder verschwunden, rätselhaft und unbegreiflich, wie es sein Erscheinen gewesen war.
    Wir starrten noch einige Augenblicke auf den Fleck im dichten Bambusgebüsch dort drüben, an dem dieses Waldgespenst verschwunden war, drehten dann langsam die Köpfe zueinander und blickten uns an, und dann mußten wir beide lachen, jeder über das Erstaunen im Gesicht des anderen.
    „Na, lieber Hans", meinte Rolf endlich kopfschüttelnd, „das hätte ich nicht erwartet. Ich dachte wirklich einen Augenblick an einen der sagenhaften Affenmenschen." „Ja, Rolf, wenn nicht seine herrliche ebenmäßige Riesengestalt und die Waffen gewesen wären, dann hätte ich ihn eher für einen Affen gehalten. Das Gesicht, das er uns vor seinem Verschwinden noch zuwandte, war ja wirklich grauenhaft, dieses starke gefletschte Gebiß, die breite Nase, die kleinen wütenden Augen unter den vorspringenden wulstigen Brauen und die niedere Stirn. Dieses Gesicht hätte wirklich einem wütenden Gorilla angehören können."
    „Du hast recht", gab mein Freund zu. „Ich wurde einmal im belgischen Kongo von einem riesigen Gorilla-Männchen angegriffen und muß gestehen, daß das Gesicht des Schwarzen soeben eine außerordentliche Ähnlichkeit mit dem des wütenden Waldteufels damals hatte. Wie mag er aber aus Afrika hierher gekommen sein?" „Die Hautfarbe und der Massaispeer ließen mich sofort ahnen", fiel ich ein, „daß dieses Riesengeschöpf in Zentralafrika erschaffen ist!"

    „Ja", nickte Rolf wie in Gedanken, „ein solches Geschöpf hier im Urwald zu entdecken, hatte ich wirklich nicht erwartet."
    Aufgeregt griff ich nach seinem Arm. „Rolf, denkst du noch an Lord Abednego?" stieß ich hervor. „Ja, Hans, ich denke an die Erzählung und die Bitte des Lords. Und habe mir überlegt, ob der angebliche Menschenaffe, der die Tochter des verhaßten Gouverneurs geraubt hat, nicht identisch mit diesem Rätselwesen sein könnte, das wir soeben gesehen haben. Komm", schnitt er die Unterhaltung ab, „die Nacht wird bald hereinbrechen, und wir haben noch einen tüchtigen Marsch vor uns. Außerdem haben wir gewiß über eine halbe Stunde zu tun, um dem Panther das Fell abzustreifen. Wenn wir ihn auch nicht selbst erlegt haben, so möchte ich es doch als Andenken retten."
    Stillschweigend und in Eile machten wir uns an die Arbeit, die wir in knapp einer halben Stunde beendet hatten. Rolf warf sich das ziemlich schwere, zusammen gebündelte Fell auf die Schulter, zwängte sich durch die Büsche, von denen die Lichtung umgeben war, und fand schnell den Elefantenpfad wieder, auf dem es uns möglich war, in den dichten Urwald einzudringen.
    Vielleicht zwanzig Minuten schritten wir eilig dahin, da überfiel uns die Nacht. Mit einem Schlag wurde es finster um uns, und gleichzeitig erwachte das geheimnisvolle Tierleben des zur Tageszeit sonst stillen Waldes. Ein millionenstimmiges Konzert niederer Tiere umgab uns, in das sich von Zeit zu Zeit das gewaltige Brüllen eines Großwildes mischte. Wir kannten aber unseren Weg, waren wir ihn doch in den letzten acht Tagen regelmäßig gegangen, um dem schwarzen Panther aufzulauern, dessen Wechsel uns der Diener des Holländers gezeigt hatte, in dessen Haus wir Gastfreundschaft genossen. Und jetzt hatten wir zwar das Fell der schönen Katze, aber ein Rätselwesen hatte sie erlegt, und statt der Freude über den glücklichen Ausgang einer gefährlichen Jagd bedrückte uns das Geheimnis des schwarzen Riesen.
    So schritten wir in tiefen Gedanken dahin und achteten gar nicht weiter darauf, als nicht weit entfernt das wütende Schnarren eines Tigers erklang. Sicher hatte dieser „Herr des Dschungels" irgendeinen Mundtschak, diesen Hirsch der Sundainseln, verfehlt. Zu anderen Zeiten hätten wir vielleicht versucht, auf den gefährlichen Räuber zum Schuß zu kommen, aber jetzt waren wir durch die gespenstische Erscheinung des furchtbaren Negers von jedem Jagdgelüst abgelenkt. Rolf brummte nur vor sich hin:
    „Scheint sehr ärgerlich zu sein, der Herr", dann schritten wir schweigend weiter. Aber man soll doch im Urwald, und vor allen Dingen nachts, Augen und Ohren offenhalten und jede Sekunde schußbereit sein. Fast hätten uns die Gedanken an den Schwarzen das Leben gekostet, wenn Rolf nicht im letzten Augenblick geistesgegenwärtig einen rettenden Ausweg gefunden hätte.
    Wir traten aus dem Elefantenpfad gerade auf eine kleine Lichtung hinaus, die hell vom Mond überflutet war. Zwei
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