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Roeslein tot

Roeslein tot

Titel: Roeslein tot
Autoren: Marketa Haist
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Fohrzeugschuppen. Des wor der Vatter und der Buchenwalder. Der Buchenwalder, des is a Freind vom Herrn Pfarrer, der kimmt ean manchmoi am Wochenend bsuchn. Und jetzat is er mit meim Vatter neben seim Auto gstandn, des wo vor unserm Schuppen geparkt wor. Und der Vatter sogt zu eam: ›Geb doch zua, dess du mit dene Urkunden vom Herrn Pfarrer hondelst und sie ois echt verkaufst.‹«
    »Was für Urkunden?«
    »De oide Urkundn, de der Herr Pfarrer ois Hobby nochmocht.«
    »Als Hobby? Was macht er denn da genau, wissen Sie das?«
    »Oiso, der Herr Pfarrer, des is so a richtiger Bücherwurm. Er hot a poar richtig wertvolle Bibeln und kennt sich mit so Zeig guat aus. Und er liebt des oide Papier so sehr, dess er historische Dokumente nochschreibt. Mit Pergament, Wochssiegeln und ollem Drum und Dran. Des mocht eam hoit an Heidenspaß, wenn ma so wos bei einem Pfarrer sogn ko. Ab und zua schenkt er dem Buchenwalder oane vo dene Urkundn.«
    »Verstehe. Und was hat der Herr Buchenwalder auf die Anschuldigung Ihres Vaters geantwortet?«
    »Goar nix. Der hot sich in sei Auto gsetzt und is davo.«
    »Können Sie mir etwas Näheres über diesen Herrn Buchenwalder sagen?«
    »Er wor a Schulkamerad vo meim Vatter. Am bestn kennt ean sicher der Herr Pfarrer.«
    Der Stuhlinger macht sich ein paar Notizen. Dann blickt er wieder hoch. »Übrigens, wo waren Sie in der vergangenen Nacht?«
    »Sie moana doch ned, dess i mein Vatter umbrocht hob? Spinna’s?«, ruft die Anni schockiert.
    »Ist nicht persönlich gemeint. Das frage ich jeden.«
    »I hob den gonzn Obend dahoam auf ean woartet. Normolerweis hätt er spätestens um hoibe zwölf herinnen sei miassn. Er kimmt oiwei so kurz vor de elfe vom Schofkopfa hoam und mocht noch sein’ Kontrollrundgong wia jeden Obend. Do schaugt er, ob ned noch irgendwo ’s Wosser lauft, ob’s Licht im Schuppen ausgschoitet is und im Winter, ob de Heizanlag richtig lauft.«
    »Wer wusste davon, dass Ihr Vater jeden Abend einen Kontrollrundgang macht?«
    »Mei Mo und i selbstverständlich. Und woahrscheinlich olle im Dorf, weil die hom eam jo dabei übern Zaun zuaschaugn kenna. Ober i woaß ned genau, weil des is koa Thema, über wos ma so redt.«
    »Wissen Sie, wer gestern Abend mit Ihrem Vater beim Schafkopfen war? Können Sie mir die Namen nennen?«
    »I wor jo ned dort, ober der Hansi Hintergruber, der bucklige Alois, Kreizmeier hoaßt er, und der Schorsch Brandl verpassn normolerweis koa oanzigs Schofkopfa.«
    »Wellmann, haben Sie das?«, fragt der Stuhlinger den Karierten. »Wir müssen die Herren so bald wie möglich befragen. Frau Schultes, könnten Sie jetzt bitte ins Haus gehen und Ihren Mann zu uns schicken?«
    Die Anni verschwindet.
    »Ich glaube nicht, dass die Rosenliebhaber etwas mit dem Mord zu tun haben«, sagt der Wellmann, als sie allein sind. »Wenn der Schladerer einen Dieb oder eine Diebin auf frischer Tat ertappt hätte, dann hätten wir die Brechstange wohl eher im Rosenbeet gefunden. Noch dazu hätte derjenige sie dann in weiser Voraussicht dorthin mitnehmen müssen«, überlegt er.
    Der Stuhlinger widerspricht. »Es könnte sich aber auch so abgespielt haben: Der Gärtner erwischt den Rosendieb. Er zerrt ihn in die Garage, will ihn einsperren und die Polizei holen. Der Dieb sieht die Brechstange – und rumms.«
    Bevor der Wellmann seine Meinung zu dieser Theorie äußern kann, kommt schon der Jens.
    »Also, Herr Schultes, ich fange gleich mit der Klischeefrage an, wie Sie sie aus dem Fernsehkrimi kennen«, wiederholt der Stuhlinger seinen Scherz von vorhin: »Hatte Ihr Schwiegervater Feinde?«
    »Und ob. An jedem Finger zehn. Sie können fragen, wen Sie wollen, alle werden Ihnen das Gleiche erzählen. Außer meiner Frau, die hat ihn mit Heiligenschein gesehen. Der Sepp hat sich immer mit allen anlegen müssen. Ohne Streit war der nicht glücklich. Da hat er sich gelangweilt. Mich wundert es überhaupt nicht, dass ihn jemand ermordet hat. Aber ich war’s nicht, dass Sie das wissen! Sonst hätte ich kaum selbst die Polizei geholt.«
    »Wo waren Sie in der vergangenen Nacht?«
    »Ich bin den ganzen Nachmittag und Abend im Zug gesessen. Siebeneinhalb Stunden, von Hamburg bis Penzberg. Von dort habe ich ein Taxi genommen, das mich um kurz nach eins hier abgesetzt hat. Sie können den Taxifahrer fragen. Xaver hieß er und hat mir den ganzen Weg das Ohr vollgequasselt. Es war die Rückfahrt von einer Geschäftsreise. Ich habe einen Spezialbetrieb in der Nähe von Hamburg
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