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Robinas Stunde null

Robinas Stunde null

Titel: Robinas Stunde null
Autoren: Alexander Kröger
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wartete, um den Roboter zu überlisten und gefügig zu
machen: „Du brauchst dein Elixier
– in nunmehr sechs
Stunden. Dann wirst du spätestens hier auftauchen und mir
erklären, weshalb du abgehauen bist!“
Robina setzte sich in die Ecke des Raums, die durch die
aufgehende Tür nicht sofort in den Sichtbereich des
Eintretenden geraten würde.
Trotz der aufwühlenden Ereignisse der letzten Stunden und
der pochenden kleinen Hoffnung, schlief, dank dem Training
aller Raumfahrer, Robina nach kurzer Zeit ein. –
3
    Robina erwachte 21 Minuten nach dem Zeitpunkt, zu dem der
Roboter hätte spätestens auftauchen müssen, wenn er keinem
Energiekollaps erliegen wollte. Und einen solchen hatte er in
all den Jahren nicht erlitten.
    Obwohl Robina nicht begriff, wurde sie sich sicher, dass
etwas geschehen sein musste, was den Alltag der Maschine aus
den Fugen gebracht hatte. ,Und wenn ich doch nicht
gesponnen habe, wenn es mit diesem Lichtsignalen aus dem
Firmament im Zusammenhang stände?’ Langsam ließ Robina
den bislang unterdrückten Gedanken reifen. ,Eine zweite
Ladestation habe ich nicht entdeckt, das heißt aber nicht, dass
sie nicht existieren könnte. Weshalb aber sollte er eine solche
gerade heute nutzen? Also! Wo steckt der Kerl!’ Gedankenvoll
begann Robina das Bauwerk abzusuchen, ohne sich im Klaren
darüber zu sein, fände sie den Birne mit leeren Akkumulatoren
– sie konnte es sich nach wie vor nicht vorstellen –, was dann
zu tun sei.
    Sie betrat den Ringraum, blickte in die Tiefe – stoisch sandte
die Riesendiode ihre Lichtimpulse durch den Mineralbrocken.
Ihr fiel ein, dass sie nie versucht hatte, diesen unteren Bereich
zu ergründen. ,Ob Birne etwa dort…?’
Sie fuhr in die Kuppel. Obwohl sie auch dort nichts
Ungewöhnliches vorfand, umrundete sie die Sendeapparatur
und blieb voller Gedanken vor ihrem Signalgeber stehen. Und
wie stets, wenn sie zur Wartung der kleinen Maschine kam,
erfüllte sie Stolz, dass ihr diese so nachhaltig gelungen war.
Stoisch hob und senkte sich der Metallstreifen in die
Schnittstelle der durchtrennten Leitung, unterbrach oder
schloss den Kontakt und sendete jahrelang an Stelle des
Ursignals ihr S-O-S in den Raum. ,Und was hatte es für eine
Mühe gekostet, dem Roboter beizubringen, dass dieses Signal
jetzt als das gültige gesendet werden musste. Wachen muss er
fortan über mein Machwerk, als sei es Bestandteil seines
Programms – mit Erfolg?’ Wieder dachte Robina an die
Merkwürdigkeiten der vergangenen Stunden, und sie lauschte
sekundenlang ihrer Melodie.
Doch plötzlich kam ihr die Idee: ,Seine Grundaufgabe hat er
nie vergessen. Warte, mein Freund!’ Und noch ehe zu Ende
gedacht, versetzte sie der Maschine einen kräftigen Tritt. Der
Kontaktgeber sprang aus der Führung, das Signal verstummte.
„So“, sagte sie befriedigt, „nun werden wir sehen, wie ernst du
deine Aufgabe nimmst!“
Wieder hieß es warten. Die Anspannung war so groß, dass sie
der Schlaf floh. Ihre Geduld wurde auf eine harte Probe
gestellt. Gewöhnlich hatte es früher höchstens drei Stunden
gedauert, bis der Birne erschien, um zu reparieren.
Dutzendfach hatte das stattgefunden und funktioniert. Dieses
Mal jedoch funktionierte es nicht. Die Anlage schwieg, kein
Reparateur kam, auch nach vier, nach fünf Stunden nicht.
Müde zwar, aber eigenartiger Weise nicht enttäuscht, verließ
Robina nach wie vor hoch erregt die Kuppel. Kein Zweifel,
irgend etwas geheimnisvoll Unheimliches geschah auf dem
Boliden, etwas, das den Alltag sprengte.
Robina nahm den Ausgang, der in die Ebene führte. Ein
wenig fühlte sie sich wie als Kind, das im Düstern erwartet,
auf den versteckten Spielgefährten zu stoßen, der es
erschreckte.
Sie trat ins Freie. Wie eh und je jagten die Lichtkaskaden in
rascher Folge durch die glasigen Mineralien. Robina suchte
vergeblich nach Veränderungen. Nun doch leicht enttäuscht,
schwang sie sich auf ihr Eselchen und fuhr langsam in
Richtung Grotte.
Auf halbem Wege erlosch plötzlich alles Licht. Erschrocken
hielt Robina an. Zunächst absolute, unheimliche Finsternis, nur
allmählich schälten sich im Schein der unzähligen ungetrübt
leuchtenden Sterne Schatten und Umrisse heraus.
Noch hatte sich Robina von ihrem Schreck nicht erholt. Über
23 Jahre hat diese Lumineszenz sie begleitet. Schon aus dem
All, als sich die REAKTOM dem Himmelskörper näherte,
wurde die Crew auf diese merkwürdige Einmaligkeit höchst
aufmerksam. Dieses Leuchten ließ sie das
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