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Robinas Stunde null

Robinas Stunde null

Titel: Robinas Stunde null
Autoren: Alexander Kröger
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Manuels
Hand, hob zaghaft den Arm und sagte: „Ich kann es mir ja mal
anschaun.“
Mark Sander atmete so hörbar aus, dass die Lautsprecher
rasselten. „Na, klar, Sophie Merhoff, unsere Ingenieurin.
Mensch, danke!“ Er machte einige Schritte auf die Frau zu,
nahm unterwegs aus der Box einen der leichten Schutzanzüge,
übergab ihn und umarmte die Frau.
Manuel half Sophie beim Anziehen. „Alles Gute und
Erfolg!“, gab er ihr auf den Weg.
Sophie trat in die Kabine, ließ in der engen Vorzelle die
Hygieneprozedur über sich ergehen und betrat, als das rote ins
grüne Signal überging, den winzigen Raum, wo sie Egmont
erwartete.
Ole stand über den Kasten gebeugt und sagte ohne
aufzublicken, als er die Frau neben sich spürte: „Ich bin fast
sicher, dass er lebt, aber auch längst munter sein müsste! Wenn
er zu uns will, kann er nicht mit dieser Geschwindigkeit in den
sonnennahen Raum eindringen. Hätten wir das Boot nicht
abgefangen, es wäre über die Erdbahn hinausgeschossen, von
der des Mars ganz zu schweigen. Es muss einen Defekt in der
Automatik geben, die ihn wecken sollte. Also, versuche, diese
in Gang zu bringen. Den Kasten aufmachen und ihn vielleicht
wachrütteln, ist mir viel zu riskant. Es könnte sein Tod sein.
Wer weiß, wie geschwächt der Organismus ist, also!“
Sophie wurde es siedend heiß.
Mark Sanders Stimme drang aus dem Funkgerät: „Was ist?“
„Es wird dauern. Wir suchen einen Fehler in der Automatik.“
Mark Sander stöhnte. Man hörte, wie er die Umstehenden
aufforderte, wieder ihrer Arbeit nachzugehen, da hier ohnehin
nichts auszurichten wäre. Offenbar aber blieb sein Appell
erfolglos; denn nach einer Weile sagte er ergeben: „Na schön,
dann bleibt eben.“
Sophie hatte sich gefangen. Sie verfolgte akribisch die
Leitungsstränge, pendelte zwischen den beiden Räumen hin
und her, ließ Egmont da und dort leuchten, der im Übrigen
bestrebt war, ihr nicht im Wege zu sein.
Der Arzt hatte im Steuersitz Platz genommen und
beobachtete still Sophies Tun.
„Es ist eine Einrichtung“, erklärte sie nach einer Weile mit
zugeschalteter Verbindung nach draußen, „bei der
möglicherweise eine heute veraltete automatisierte AnabioseApparatur Pate gestanden hat. Details sind natürlich verändert,
verbessert, und das Ding ist hier nachträglich eingebaut
worden. In einem solchen Landeboot geht man normalerweise
nicht in Anabiose.“
Unter dem Deckel eines schmalen Pultes im Frachtraum
befand sich ein flacher Computer, dessen Tastatur Sophie nach
kurzem Überlegen bediente. Nach mehreren, von ihr sorgfältig
studierten Aufrufen erschien auf dem Monitor ein Fließbild,
welches ihr den Ruf „na bitte!“ entlockte. An einer Stelle im
Strichbündel blinkte es. „Dort also ist der Fluss unterbrochen“,
murmelte sie. „Das ist drüben über dem…“
Sophie stieg auf das neben dem Schlafkasten liegende
merkwürdige metallische Etwas, um die darüber angebrachten
Armaturen und Behälter zu kontrollieren. Insbesondere
interessierte sie sich für die Kabelanschlüsse. Sie zog, roch
daran, schüttelte und rief plötzlich: „Hier ist es!“ Sie hielt die
Nase an einen kleinen Schiebermotor und sog die Luft tief ein.
„Der riecht nach Ampere.“ Sorgfältig untersuchte Sophie das
Umfeld, dachte dabei laut. „Der Schieber ist zu… Wenn er
aufgeht, aha, schließt er gleichzeitig den… Ole“, rief sie, „ich
könnte versuchen, mit der Hand zu schalten!“
Der Angesprochene zog die Stirn in Falten. „Du bist die
Fachfrau.“
Das Metallding verharrte reglos schwebend; Sophie hatte das
Gleichgewicht zwar hergestellt, hielt sich jedoch über Kopf
krampfig an einer Rohrleitung fest.
Ole, aufgesprungen, stand wie erstarrt.
Egmont blickte wie hypnotisiert auf die Szene und ruckelte
mit hinter den Rücken gehaltenen Händen an den Türrahmen.
„Was, zum Teufel, ist los?“, rief Mark Sander über Funk.
Plötzlich war da eine sanfte, leicht blecherne Stimme, die
aufforderte: „Steige herunter!“
Keiner rührte sich.
Über Sophie kroch eine Gänsehaut.
Da flüsterte Ole: „Das Ding, das Ding, auf dem du stehst, redet!“ Er stierte auf dessen schmales Ende. „Da leuchten
Dioden!“
Sophies Herz schlug heftig, sie begriff jedoch – nach Oles
Erkenntnis –, dass die Aufforderung, herunter zu steigen, ihr
galt. Sie ging in die Hocke, ertastete mit einem Bein den
Boden und glitt von dem Metallkoloss herab.
Sie stand kaum, als sich der sprechende Körper in der
Horizontalen
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