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Robin im Kindergarten

Robin im Kindergarten

Titel: Robin im Kindergarten
Autoren: Sjoerd Kuyper
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erzählt Robin von dem Brief, den er gekriegt hat.
    Von Pieter, dem Nachbarsjungen, der schon sechs Jahre alt wird. Dass er zu Pieters Fest kommen darf. Aber niemand, niemand hört ihm zu. Alle Kinder gucken zu Ellexender.
    Denn Ellexender baut einen Turm, so hoch... Noch nie hat eins von den Kindern einen so hohen Turm gebaut.
    Dummer kleiner Junge, denkt Robin. Dummer kleiner weißer Junge.

Turm

    „Was hab ich gerade gehört?“, sagt Mama. „Heute war ein neuer Junge im Kindergarten?“
    Robin nickt.
    „Wie heißt er?“
    „Weiß ich nicht“, sagt Robin.
    Er ist noch immer böse auf den kleinen weißen Jungen. Er ist böse, weil niemand die Geschichte über sein verstauchtes Handgelenk hören wollte. Weil niemand nach der Armschlinge geguckt hat. Weil niemand hören wollte, dass Robin zu Pieters Fest gehen darf. Darum ist er böse! Weil alle nur da saßen und guckten... Nach Ellexender. Mit seinem blöden hohen Turm.
    „Er heißt Alexander“, sagt Papa.
    „Ellexender“, sagt Robin.
    „Sag ruhig Alexander“, sagt Papa. „Ellexender ist englisch. So sagt man in England. Er kommt aus England. Aber jetzt wohnt er hier und hier sagen wir Alexander. Seine Mutter findet es auch nett, wenn wir Alexander sagen. Er kommt ein paar Tage zur Probe in unseren Kindergarten. Er ist erst seit kurzem in den Niederlanden und kann noch nicht so gut unsere Sprache sprechen.“
    „Nein“, sagt Robin. „Er sagt nichts.“
    „Findest du ihn nicht nett?“, fragt Mama.
    „Das weiß ich nicht“, sagt Robin, „er hat nichts Nettes gesagt.“ Er denkt einen Moment nach. „Aber auch nichts Schlechtes“, sagt er schnell.
    Er sieht schon, dass Mama und Papa möchten, dass er Alexander nett findet.
    „Ich weiß es nicht“, sagt Robin. „Er sieht nett aus.“
    „Sei lieb zu ihm“, sagt Mama. „Das hilft.“
    „Darf ich morgen ganz früh in den Kindergarten?“, fragt Robin.
    Er darf, und am nächsten Morgen ist Robin furchtbar früh im Kindergarten. Er ist der Allererste. Noch nicht einmal die Kindergärtnerin ist da! Robin läuft auf Strümpfen in den Gruppenraum. Er geht geradewegs in die Bauecke. Er nimmt die Schachtel mit den kleinen Klötzen und legt sie auf den Tisch. Er schiebt den Deckel auf.
    Fräulein Tineke kommt herein.
    „Ach, der Robin“, sagt sie. „Hör zu, heute darfst du nicht mit den kleinen Klötzen spielen, denn...“
    „Aber das will ich auch nicht!“, sagt Robin. „Ich richte sie nur schon für Alexander!“
    „Ach so“, sagt die Kindergärtnerin. „Das ist lieb!“
    „Willst du mir meine Turnschuhe anziehen, Fräulein Tineke?“, fragt Robin. „Mein Arm ist immer noch in der Armschlinge.“
    „Natürlich, mein Lieber“, sagt sie.
    Sie kniet sich hin und bindet Robins Turnschuhe zu. „Willst du aufpassen, dass die anderen Kinder auch nicht mit den kleinen Klötzen spielen?“, fragt die Kindergärtnerin.
    Na — und ob Robin das will!
    „Nein, das darfst du nicht“, sagt er zu einem Kind, wenn es mit den Klötzen spielen will. „Fräulein Tineke hat es verboten. Die kleine Klötze sind für Alexander.“
    Und dann kommt Alexander herein.
    Er läuft geradewegs in die Bauecke.
    Aber dann sieht er Robin am Tisch mit den kleinen Klötzen stehen und traut sich nicht weiterzugehen! „Komm ruhig“, sagt Robin. „Die kleinen Klötze sind für dich. Komm und bau einen großen Turm.“ Alexander starrt auf den Boden und kommt nicht näher.
    „Komm doch, Alexander“, sagt Robin.
    Aber Alexander kommt nicht.
    Und dann sieht Robin etwas Tolles! Alexander trägt die gleichen Turnschuhe wie Robin. Haargenau die gleichen! Mit den gleichen Farben und den gleichen Streifen und den gleichen Buchstaben.
    Robin läuft zu Alexander und stellt sich ganz dicht neben ihn. Gut, dass Alexander noch immer auf den Boden guckt. Kann er sehen, dass sie die gleichen Turnschuhe tragen?
    „Guck!“, sagt Robin.
    Er zeigt auf die vier Turnschuhe und Alexander sieht es.

    Er sieht Robin an und lacht!
    Robin lacht zurück und nimmt Alexanders Hand. Er zieht Alexander zum Tisch mit den kleinen Klötzen. „Für dich“, sagt Robin. „Komm und baue einen hohen Turm.“
    Er streckt seine Hand hoch in die Luft.
    „Turm“, sagt er.
    Alexander guckt erst nach der Hand und dann zu Robin.
    „Turm“, sagt Robin nochmal.
    Und dann passiert etwas ganz Tolles!
    Alexander fängt wieder an zu lachen und dann sagt er: „Turm.“
    Robin kriegt ein ganz herrliches Gefühl im Bauch, so wild — ganz genau so wie damals,
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