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Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume
Autoren: Unbekannter Autor
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Faust was versuchst - geschäftlich selbständig wirst.«
    »Als was? Als Taxifahrer? Willst du mir ein Taxi kaufen, Onkel John?«
    »Nein. Aber wie wär’s mit einer eigenen Wochenzeitschrift?«
    Ich starrte ihn mit offenem Mund an. »Das soll wohl ein Witz sein.«
    »Nein.« Wieder klang seine Stimme völlig ausdruckslos.
    »Irgendwo hat die Sache doch einen Haken. Ich meine, dabei muß doch was für dich rausspringen.«
    »Sicher. Tut’s auch. Was den Inseratenteil betrifft, so ist das ganz und gar meine Sache. Mit dem Rest der Zeitschrift kannst du anstellen, was du willst. Bring dort, was immer dir in den Kram paßt. Mir soll das egal sein.«
    »Die Inserate bringen das Geld. Und wie komme ich zu was?«
    »Durch die verkaufte Auflage. Was da an Reingewinn bleibt, gehört dir. Außerdem beteilige ich mich an den Kosten
    - mit zehn Prozent von meinem Profit aus den Anzeigen.«
    »Wem soll die Zeitschrift gehören?«
    »Dir.«
    »Wo kommt das Startkapital her?«
    »Nicht nötig«, erwiderte er. »Das Blatt hat seinen Start bereits hinter sich. Hast es vielleicht schon mal hier oder dort gesehen. Der Hollywood Express .«
    Ich drückte meine Zigarette aus. Für einen Augenblick hatte ich so etwas wie eine freudige Erregung verspürt. Damit war’s jetzt vorbei. Der Hollywood Express war das, was man ein Wegwerfblatt nennt. Ab und zu fand sich ein Exemplar davon in meinem Briefkasten.
    Ich wußte, was er dachte. »Was hast du denn erwartet? Die Los Angeles Times?«
    »Der Express ist keine Zeitung oder Zeitschrift.«
    »Das ist Ansichtssache«, sagte er. »Für mich sind acht bedruckte Seiten Zeitungspapier eine Zeitung oder Zeitschrift.«
    Ich versuchte, eine Zigarette hervorzufischen, doch das leere Päckchen gab nichts mehr her. Über den Schreibtisch hinweg schob er mir eine Schachtel zu. Ich nahm eine Zigarette heraus, steckte sie an.
    »Arbeitslosenunterstützung beziehst du nicht mehr«, sagte er. »Und es gibt keine Zeitungs- oder Zeitschriftenredaktion, wo man dich nehmen würde; das weißt du. Als freier Schriftsteller, der seine Sachen an Magazine verkauft, seien es nun gewöhnliche oder hochnoble, könntest du dich nicht durchschlagen. Dafür schreibst du einfach nicht gut genug. Und was deinen Roman betrifft - nun, der ist von allen Verlagen abgelehnt worden.«
    »Warum ausgerechnet ich, Onkel John?« fragte ich. »Du mußt doch einen Besseren auf deiner Liste haben.«
    Er sah mich an. »Verbuch es auf das Konto Eitelkeit.« Er gestattete sich ein schwaches Lächeln. »In dir steckt was - da tut sich was, könnte man sagen. Was es ist? Nun, vielleicht die Art und Weise, wie du dich selbst siehst. Oder die Gesellschaft. Du begegnest allem mit Skepsis. Und trotzdem glaubst du noch an die Menschen. Reimt sich einfach nicht zusammen.
    Jedenfalls nicht für mich.« Abrupt wechselte er das Thema. »Wie lange ist es eigentlich her, seit du aus der Army bist?«
    »Fünf Jahre. Nach meiner Rückkehr aus Vietnam behielten sie mich noch ein Jahr lang bei dem Verein. Gefiel ihnen wohl nicht, der Gedanke. Ich meine, daß nach seiner Entlassung aus der Army ausgerechnet ein Green Beret gegen den Krieg protestiert.«
    »Als ehemaliger GI hättest du Anrecht auf ein Darlehen, und mit Hilfe dieses GI-Darlehens könntest du die Zeitschrift übernehmen«, sagte er.
    »Mit der Sache ist es dir wirklich ernst, wie?« Die Überraschung in meiner Stimme war nicht zu überhören.
    »Bei geschäftlichen Dingen ist es mir immer ernst«, erklärte
    er.
    »Und was springt für dich dabei heraus?«
    Er nahm seine Brille ab, putzte die Gläser, setzte die Brille wieder auf. In seinen Augen war ein harter heller Glanz. »Vier Seiten Inserate zu tausend Dollar je Seite. Macht mithin viertausend Dollar pro Woche.«
    »Ausgeschlossen. Bei dem Wurstblatt verkaufen sich pro Monat nicht einmal zehn Zeilen.«
    »Das ist mein Problem. Für die zehn Prozent, die du von mir bekommst, hast du nichts weiter zu tun, als die Seiten zu füllen.«
    »Wie meinst du das? Daß ich mir den Text aus den Fingern sauge? Einfach so?«
    Er nickte.
    »Wer bezahlt das?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Das Geld kommt bar herein. Pro Zeile ein Dollar, pro Inserat jeweils vier bis zehn Dollar. Das läuft über die Werbeagentur, und du streichst deine zehn Prozent ein.«
    Jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Bei meinem Onkel waren Bargeschäfte an der Tagesordnung, und mit Hilfe dieser Methode konnte er das Geld ziemlich überzeugend »sauberwaschen«.
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