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Risiko!

Risiko!

Titel: Risiko!
Autoren: Alison Kent
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herumplagen muss?”
    Nolan wurde wütend, beherrschte sich aber. “Sie ist nicht die schlimme Mutter, für die du sie hältst. Ich glaube, sie war hier einfach nie richtig glücklich. Seit sie in Frankreich lebt und arbeitet, hat sie sich verändert, du wirst sehen.”
    “Was?” Sydney mochte ihren Ohren kaum trauen. Wahrscheinlich wurde es höchste Zeit, dass sie einmal all die Dinge sagte, die ihr ein Leben lang auf dem Herzen lagen. “Meine Mutter war hier unglücklich? Wie kann das sein? Alle haben sie bewundert und verehrt. Sie konnte von einer Vernissage zur nächsten hüpfen, ohne sich jemals um ihre Tochter kümmern zu müssen, denn dafür hatte sie ja dich.”
    “Ich habe mich um dich gekümmert, weil ich es wollte, nicht weil ich es für deine Mutter tat. Lass den Unsinn, Sydney. Außerdem geht es hier nicht um dich und mich. Vegas war schon unglücklich, bevor du oder ich aufkreuzten.”
    Sydney senkte den Blick auf die Holzbohlen. “Und ich vermute, ich kam besonders ungelegen, oder?”
    “Na ja, da Mathematik immer schon deine Stärke war, wirst du wohl von allein draufgekommen sein”, sagte Nolan und kam einen Schritt auf sie zu.
    Sie schirmte die Augen mit der Hand ab und starrte hinaus zur “Indiscreet”. “Was hat das mit Mathematik zu tun?”
    “Hast du denn wirklich nie nachgerechnet, wann du geboren wurdest?”
    “Ach, das!” Sie war ehrlich überrascht, dass ihr Vater in diesem Moment ein Thema ansprach, über das sie immerzu Stillschweigen bewahrt hatten.
    Er legte einen Finger unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. “Ist dir eigentlich klar, dass du schon neun Jahre alt warst, als ich in deinem Alter war?”
    Sie versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, wenn sie ein neunjähriges Kind hätte. Sie konnte es nicht. Trotzdem wollte sie lieber nichts davon hören. Man redete mit seinen Eltern doch nicht über deren Sexleben!
    Andererseits … “Wie war das damals?”
    “Ich verliebte mich in Vegas.” Er strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr, und sie musste sich zusammennehmen, um sich nicht wie ein Kleinkind an ihn zu schmiegen.
    “Du warst siebzehn, da verliebt man sich nicht. In dem Alter schwärmt man und ist neugierig.”
    “Das auch”, gab Nolan zu, und trotz der Sorgenfalten brach sich ein kleines Lächeln Bahn. “Deine Mutter war faszinierend. Sie war etwas ganz Besonderes, aufregend, lebenslustig und noch dazu mit zweiundzwanzig deutlich älter als ich. Wir begegneten uns, als ich im letzten Schuljahr war.”
    Sydney war Ray auch zum ersten Mal begegnet, als sie im letzten Schuljahr war.
    “Unser Kunstkurs ging in eine Galerie, in der sie ihre erste Ausstellung hatte. Für mich war es Liebe auf den ersten Blick.”
    Sydney hatte Mühe zuzuhören, weil ihr Puls so laut raste. “Ich wusste überhaupt nicht, dass du Kunst an der High School belegt hattest.”
    “Na ja, eigentlich war es auch nur einer dieser Zusatzkurse, die man belegen musste. Wenn ich mich recht entsinne, hattest du ebenfalls einen oder zwei solcher Kurse. Auf jeden Fall bin ich kein bisschen künstlerisch veranlagt. Ganz im Gegensatz zu deiner Mutter, die ein ungeheures Talent besitzt.”
    “In puncto Unzuverlässigkeit und Egoismus gewiss …”
    “Und”, unterbrach Nolan sie, “sie ist klug genug, sich einen anständigen Berater zu suchen, der ihr einen Businessplan für ihre Galerie macht. Sonst hätte ich ihr niemals bei der Finanzierung geholfen.”
    Sydney biss sich auf die Zunge, um ihre Wut nicht laut herauszuschreien.
    “Ich denke, gerade du solltest mich gut genug kennen, um zu wissen, dass ich keine geschäftlichen Entscheidungen aus dem Bauch heraus fälle. Ich habe es schließlich nicht so weit gebracht, indem ich mich von meinen Gefühlen steuern ließ. Das mit Izzy tut mir aufrichtig leid. Und noch mehr bedaure ich, dass ich dich enttäuscht habe. Aber ich musste deiner Mutter helfen. Sie hat mir eine Familie, hat mir dich geschenkt. Wie konnte ich ihr da etwas abschlagen, was nicht annähernd so kostbar für mich ist? Kannst du das denn gar nicht verstehen?”
    Allmählich fing sie an, ihn zu verstehen. Dennoch wusste sie nicht, ob sie bereit war, Vegas zu sehen. Sie stellte sich vor, wie es wäre, von ihr in den Arm genommen zu werden und die Mischung aus Parfüm und Ölfarben zu riechen. Für sie war dieser Duft mit zu viel Freude und zu viel Schmerz verbunden.
    “Ich habe keine Zeit, nach Paris zu fliegen.”
    “Dann wirst du dir die Zeit nehmen müssen.”
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