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Ringwelt 04: Brennans Legende

Ringwelt 04: Brennans Legende

Titel: Ringwelt 04: Brennans Legende
Autoren: Larry Niven
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schallte es aus dem Hörer. »Cutter am Apparat. Ihr Büro wollte alles über das große Monopolvorkommen wissen.«
    Nick schaltete auf den Lautsprecher, so daß Lit mithören konnte. »Richtig. Was gibt’s?«
    »Es paßt seinen Kurs einem unserer Belterschiffe an. Der Pilot scheint keine Anstrengungen zu unternehmen, einem Kontakt auszuweichen.«
    Sohl preßte die Lippen aufeinander. »Was für ein Schiff?«
    »Können wir auf diese Entfernung hin nicht sagen. Wahrscheinlich ein Einmannschiff. Ein Schürfer. Wenn’s sich keiner von beiden anders überlegt, erreichen sie in siebenunddreißig Stunden und zwanzig Minuten den gleichen Orbit.«
    »Halten Sie mich auf dem Laufenden. Richten Sie alle in der Nähe befindlichen Teleskope auf das Objekt. Ich möchte nichts übersehen.« Nick legte auf. »Hast du alles mitgekriegt?«
    »Jepp. Finagles Erstes Gesetz.«
    »Können wir diesen Belter nicht aufhalten?«
    »Das wage ich zu bezweifeln.«
     
    Es hätte jeder sein können.
    Aber es war Jack Brennan.
    Er befand sich auf dem Kurs zum Erdmond und war noch mehrere Stunden vom Wendepunkt für das Bremsmanöver entfernt. Der alte Raketenmotor der Mariner XX ritt auf der Hülle seines Schiffes wie ein unterernährter siamesischer Zwilling. Noch immer saß die Pfeife in der flachen Nase: die Überschallpfeife, deren Neigung die Verbrennung des Feststoffkerns kontrolliert hatte. Brennan war hineingekrochen, um nachzusehen, weil er wußte, daß jede Beschädigung den Wert des Relikts mindern konnte.
    Für eine ausgebrannte Raketenstufe war sie in wunderbarem Zustand. Die Mündung war ein wenig ungleichmäßig verbrannt, was aber nicht weiter schlimm war: Selbstverständlich nicht, denn die Sonde hatte schließlich ihr Ziel erreicht. Das Raumfahrtmuseum auf dem Mond würde eine hübsche Summe dafür zahlen.
    Im Belt ist das Schmuggeln illegal, aber nicht unmoralisch. Für Brennan war das Schmuggeln nicht unmoralischer, als wenn ein Flatlander vergaß, die Parkuhr zu füttern. Wenn man erwischt wurde, zahlte man die Strafe, und damit hatte es sich.
    Brennan war ein Optimist. Er rechnete nicht damit, erwischt zu werden.
    Vier Tage lang hatte er mit Werten dicht unterhalb von einem g beschleunigt. Die Umlaufbahn des Uranus lag inzwischen weit hinter ihm, doch bis zum inneren Sonnensystem war es noch eine gewaltige Strecke. Sein Schiff machte eine höllische Fahrt. Zwar gab es noch keine ausgeprägten relativistischen Effekte – so schnell war er nun auch wieder nicht –, doch er würde die Uhr neu stellen müssen, wenn er am Ziel angekommen war.
    Brennan der Schürfer. Bei einem g wog er knapp achtzig Kilo. Er war nicht ganz hundertneunzig Zentimeter groß und sah – wie alle Belter – wie ein zu dünn geratener Basketballspieler aus. Und weil er den größten Teil der letzten vier Tage in seinem Pilotensitz verbracht hatte, fühlte er sich allmählich verschrumpelt und krumm und müde.
    Doch seine braunen Augen blickten klar und wachsam, nachdem seine Sehstärke im Alter von achtzehn Jahren mikrochirurgisch behandelt worden war. Sein glattes dunkles Haar verlief in einem zollbreiten Streifen von der Stirn bis in den Nacken, rechts und links von glatter, polierter Kopfhaut gesäumt. Seine Hautfarbe war weiß, was lediglich hieß, daß seine typische Belterbräune nicht dunkler war als Cordobaleder. Und wie üblich war sie nur an Händen, im Gesicht, auf der Kopfhaut und am Hals zu sehen. Überall sonst war er so käsig weiß wie ein Vanille-Milchshake.
    Brennan war fünfundvierzig Jahre alt, sah aber aus wie dreißig. Die Gravitation hatte es gut gemeint mit den Muskeln in seinem Gesicht, und Haarwuchsmittel hatte die drohende kahle Stelle auf seinem Hinterkopf beseitigt. Doch jetzt waren die ersten feinen Linien rings um die Augen nicht mehr zu übersehen, nachdem er die letzten zwanzig Stunden ein verwirrtes Gesicht geschnitten hatte. Brennan hatte entdeckt, daß ihm jemand folgte.
    Zuerst hatte er geglaubt, es wäre eine Goldhaut, ein Polizist von Ceres. Aber was hatte eine Goldhaut so weit von der Sonne entfernt zu suchen?
    Und nach genauerem Hinsehen konnte es sich unmöglich um eine Goldhaut handeln. Die Antriebsflamme war zu unscharf, zu groß und nicht hell genug.
    Beim dritten Hinsehen hatte er ein paar Instrumente abgelesen. Brennan beschleunigte, und der Fremde bremste, doch er besaß noch immer einen gewaltigen Geschwindigkeitsüberschuß. Entweder kam er von jenseits des Pluto, oder sein Antrieb erzeugte Dutzende
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