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Ring aus Feuer

Ring aus Feuer

Titel: Ring aus Feuer
Autoren: Annie West
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Tischplatte. „Tessa Marlowe ist vor vier Jahren gestorben.“
    Die Luft schien vor Spannung zu knistern. Tessa hatte eine andere Reaktion von ihm erwartet: Überraschung, vielleicht Erstaunen, aber ganz sicher keine Wut!
    Sie presste sich gegen die Stuhllehne und zwang sich, ihre Stimme möglichst ruhig klingen zu lassen. „Damit liegen Sie falsch. Ich war verletzt und bewusstlos. Mehr nicht.“
    Er blinzelte nicht einmal. „Beweise es!“
    Nervös fingerte sie an ihrer Kette herum und hielt den Ring fest umklammert. Er hatte sie schon durch so viele schwere Zeiten begleitet. Dann legte sie ihn auf ihre flache Hand und hielt sie Stavros hin.
    Endlos lange starrte er auf das Schmuckstück hinunter, und es hätte Tessa nicht gewundert, wenn ein Donnerschlag die Mauern des Gebäudes zum Beben gebracht hätte. Dann war der Moment vorüber. Tessa sackte auf ihrem Stuhl zusammen und war sich sicher, dass Stavros ihr endlich glaubte.
    Fassungslos betrachtete er den Ring, den er schon sein ganzes Leben lang kannte. Ein hervorragendes Kunstwerk, obwohl es bereits ziemlich abgetragen war. In der Mitte war vor ewigen Zeiten ein Bild eingearbeitet worden. Es zeigte einen Jäger, der von einem Streitwagen aus einen Löwen in Schach hielt. Das Bildnis diente ursprünglich als Siegel – das unverkennbare Zeichen eines Mannes von Macht und Ansehen.
    Mittlerweile war dieses Bild das Symbol des Hauses Denakis. Eine modifizierte Version dieses Jägers zierte die Türen der Denakis-Verkaufsräume in Athen, Paris, London, Zürich und Tokio.
    Ehrfurchtsvoll streckte er die Hand aus und tastete über die Gravur des Rings. Mit den Fingerspitzen berührte er dabei Tessas warme Handfläche. Sie zitterte. Also war sie doch nervös, obwohl ihre Körperhaltung und ihr fester Blick Selbstsicherheit vortäuschten.
    Erneut konzentrierte er sich auf den Ring. Es bestand kein Zweifel: Er war echt und passte überhaupt nicht zu der billigen Kette, an der er hing. Stavros runzelte die Stirn. Jetzt waren definitiv ein paar Erklärungen fällig.
    Er ließ den Ring los, und Tessa zog ihrerseits sichtbar erleichtert die Hand zurück. Die Kette lag nun zwischen ihren Brüsten, und Stavros musste feststellen, dass seine Aufmerksamkeit ebenfalls an Tessas reizvollen Rundungen hing.
    Abrupt sah er ihr ins Gesicht. Noch vor einer Minute hatte er geglaubt, einem Geist zu begegnen. Sein Magen hatte sich vor Schreck buchstäblich umgedreht.
    Tessa war vor vier Jahren bei einer schweren Explosion ums Leben gekommen, bei der auch ein Dutzend andere Menschen den Tod gefunden hatten. Er besaß sogar eine Kopie ihrer Sterbeurkunde! Offiziell gab es keine Tessa Marlowe mehr. Für Stavros hatte sie nur in seiner Erinnerung weitergelebt.
    Und trotzdem war sie hier und quicklebendig! Der Schock saß Stavros noch immer in den Knochen.
    Kurz überlegte er, welche arme, namenlose Frau nach der Bombenexplosion wohl für Tessa gehalten worden war. In jedem Fall saß die leibhaftige Tessa Marlowe jetzt vor ihm, denn diese einzigartigen Augen würde er nie vergessen können.
    Schon früher waren ihm Menschen mit auffallend grünen Augen begegnet. Aber noch nie hatte er ein so reines Smaragdgrün gesehen – außer bei seltenen Edelsteinen. Sammler würden ein Vermögen für einen Stein dieser Farbe bezahlen. Sie war einmalig, genau wie Tessa Marlowe – einmalig und unverkennbar.
    Dennoch sah sie anders aus als früher. Sie strahlte eine Ernsthaftigkeit aus, die darauf hinwies, dass sie im Leben bereits viel Erschreckendes gesehen hatte. Auch äußerlich hatte sie sich verändert. Schon bei ihrer ersten Begegnung war sie dünn gewesen, aber jetzt wirkte sie regelrecht zerbrechlich. Nur ihre Lippen waren noch genauso wie damals: voll, sinnlich und einladend.
    Oh, ja, an diesen Mund erinnerte er sich gut. Er hatte noch monatelang von der Sanftheit dieser Lippen geträumt.
    „Was machst du hier?“ Seine Frage klang wie ein heiseres Knurren.
    „Ich bin gekommen, um den Ring zurückzubringen“, erklärte sie eilig. Dennoch dauerte es eine halbe Ewigkeit, bis sie die Kette von ihrem Hals gelöst und den Ring mit bebenden Fingern überreicht hatte.
    „Warum bringst du ihn ausgerechnet jetzt zurück?“, erkundigte er sich scharf. „Ich hoffe, du hast eine Erklärung dafür.“
    Verwirrt über seine ablehnende Haltung, zog sie die Augenbrauen zusammen. „Er gehört Ihnen – dir! Mir ist klar, dass du nicht vorhattest, ihn mir so lange zu überlassen. Und wenn ich ihn eher
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