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Riley Jenson 01 - Die Mondjägerin

Riley Jenson 01 - Die Mondjägerin

Titel: Riley Jenson 01 - Die Mondjägerin
Autoren: Keri Arthur
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mich musterte wie ein Raubtier seine nächste Mahlzeit.
    Dann sah er mir herausfordernd in die Augen. »Wieso kümmerst du dich nicht selbst darum, wenn du dich für so verdammt gut hältst?« »Ich bin kein Wächter. Ich kann nicht …« »Du kannst«, schnitt er mir das Wort ab. »Du bist Assistentin der Wächter. Laut Gesetz kannst du eingreifen, wenn es nötig ist.« »Aber …« »Da drin sind fünf Menschen, die noch am Leben sind«, erklärte er. »Wenn du willst, dass das so bleibt, geh rein, und rette sie. Wenn nicht, ruf die Abteilung an und warte. So oder so, ich bin jedenfalls weg.«
    Mit diesen Worten hüllte er sich erneut in Schatten und verschwand aus meinem Blick. Ich verfolgte seine unsichtbare Gestalt, die in Richtung Süden davoneilte, mit meinen Werwolf- und Vampirinstinkten. Er verschwand doch tatsächlich!
    Mist.
    Ich drehte mich wieder zum Vinnies herum. Ich konnte keinen menschlichen Herzschlag darin ausmachen und wusste nicht, ob Gautiers Behauptung, dass in dem Club noch Menschen lebten, stimmte. Ich war zwar teilweise Vampir, trank jedoch kein Blut, und meine Sinne waren nicht so empfindlich, dass ich Lebewesen aufspüren konnte. Doch ich nahm den Geruch von Angst wahr, und das könnte ich nicht, wenn in dem Club niemand mehr lebte.
    Selbst wenn ich die Abteilung anrief, würden sie nicht mehr rechtzeitig eintreffen, um diese Menschen zu retten. Ich musste reingehen. Mir blieb keine andere Wahl. Ich nahm das Mobiltelefon aus der Tasche und wählte rasch die Notrufnummer der Abteilung. Als sich jemand meldete, gab ich ihm die Adresse durch und erklärte, was los war. In zehn Minuten wäre Hilfe da, versprachen sie.
    In zehn Minuten waren die Leute da drinnen wahrscheinlich tot.
    Ich schob das Telefon zurück in meine Tasche und stöckelte über die Straße. Obwohl ich die Fähigkeit der Vampire geerbt hatte, mich als Schatten zu tarnen, verzichtete ich darauf, das jetzt anzuwenden. Der Vampir in dem Club wusste längst, dass ich kam. Er konnte meinen hämmernden Herzschlag hören.
    Hatte ich Angst? Zum Teufel, ja. Welche vernünftige, normale Person hätte keine Angst, wenn sie in ein Vampirnest trat? Doch ich hatte schon in vielen Situationen Angst gehabt. Das hatte mich bislang nicht aufgehalten und würde es auch jetzt nicht tun.
    Als ich den Bürgersteig auf der anderen Seite erreichte, blieb ich stehen und musterte die Metalltüren. Obwohl mir mein Verstand immer dringlicher sagte, dass ich mich beeilen musste, wusste ich, dass ich genau das nicht tun dürfte. Nicht wenn ich Leben retten wollte. Die Türen waren mit einfachen Vorhängeschlössern gesichert. Wenn der Club zumachte, wurden zum Schutz vor Einbrechern normalerweise ähnliche Gitter, wie sie vor den Fenstern angebracht waren, heruntergelassen. Das bedeutete, dass zumindest Vinnie selbst drin war und wahrscheinlich auch einige seiner Kellner.
    Ich schloss die Augen und holte tief Luft. Links von mir witterte ich die Gerüche von drei verschiedenen Personen. Auf der rechten Seite machte ich den Vampir und zwei weitere Düfte aus.
    Ich atmete aus und streifte die Schuhe ab. Hohe Absätze waren schick zum Aufreißen, aber beim Kämpfen waren sie hinderlich. Jedenfalls wenn man sie an den Füßen trug. Als Waffen dagegen eigneten sich Absätze gut, vor allem wenn sie wie meine aus Holz gefertigt waren. Wenn man es mit Vampiren zu tun bekam, konnten sie einem als Pflöcke dienen, sie waren aber auch bei jedem anderen Gegner sehr praktisch. Nur wenige Leute wären auf die Idee gekommen, dass Pumps gefährlich werden konnten, aber diese waren gefährlich. Da ich seit Jahren ständig in Schwierigkeiten stolperte, hatte ich zumindest eins gelernt – man sollte immer eine Waffe zur Hand haben. Manchmal reichten Werwolfzähne einfach nicht zur Abschreckung.
    Ich krempelte meine Jeans hoch, damit ich mich nicht in dem langen Saum verfing, dann verstaute ich meine Tasche rechts in der Ecke neben dem Eingang, damit ich die Hände frei hatte. Ich dehnte die Finger, holte aus und trat mit voller Wucht gegen die Tür. Sie bebte zwar, ging aber nicht auf. Leise fluchend trat ich noch einmal dagegen. Diesmal flog sie mit solcher Wucht auf, dass das Fenster daneben zerbarst.
    »Abteilung für Andere Rassen!«, rief ich, während ich im Eingang stehen blieb und meinen Blick durch die Dunkelheit schweifen ließ. Ich konnte den Vampir, der sich im Dunkeln versteckt hielt, zwar nicht sehen, doch ich konnte ihn riechen. Wieso wuschen sich die
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