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Riley Jenson 01 - Die Mondjägerin

Riley Jenson 01 - Die Mondjägerin

Titel: Riley Jenson 01 - Die Mondjägerin
Autoren: Keri Arthur
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die Aussicht auf Ärger etwa davon ab? Nicht die Spur.
    Ich grinste, schob meine Hände in die Manteltaschen und beschleunigte meine Schritte. Das Klacken meiner hohen Absätze auf dem Asphalt hallte durch die leere Straße. Falls mich wirklich Ärger erwartete, war es nicht gut, mich derart anzukündigen. Ich wich also auf den Rasenstreifen aus, der die Straße vom Bürgersteig trennte, und versuchte, nicht mit den Hacken in der Erde stecken zu bleiben, während ich weiterging.
    Die Straße bog nach links ab, und die heruntergekommenen Häuser auf beiden Seiten wurden von ebenso maroden Fabrikhallen und Lagerhäusern abgelöst. Vinnies Nachtclub lag etwa auf der Hälfte der Straße, und schon aus dieser Entfernung war zu sehen, dass der Laden geschlossen hatte. Die grelle rot-grüne Leuchtreklame brannte nicht, und vor dem Gebäude lungerten keine Gäste herum.
    Doch sowohl der Gestank nach Blut als auch mein Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte, hatten sich deutlich verstärkt.
    Ich blieb neben einem Eukalyptusbaum stehen, hielt meine Nase in den schwachen Wind und versuchte, Gerüche aufzuschnappen, die mir verrieten, was da vor sich ging.
    Neben dem intensiven Odeur von Blut witterte ich Exkremente, Schweiß und Angst. Wenn ich die beiden Letzteren aus einer so großen Entfernung wahrnehmen konnte, musste schon etwas Gewaltiges im Gange sein.
    Ich biss mir auf die Lippen und überlegte kurz, ob ich die Abteilung informieren sollte. Ich war nicht dumm – glaubte ich jedenfalls -, und egal, was in dem Club passierte, es stank förmlich nach einer großen Sache. Aber was sollte ich berichten? Dass es in der Straße nach Blut und Kot roch? Dass ein Nachtclub, der normalerweise Freitagabend geöffnet hatte, seltsamerweise geschlossen war? Deshalb schickten sie wohl kaum eine Truppe los. Also musste ich die Angelegenheit erst einmal selbst in Augenschein nehmen.
    Je näher ich kam, desto mehr verstärkte sich das ungute Gefühl in meinem Bauch und desto sicherer war ich, dass in dem Club etwas nicht stimmte. Ich blieb gegenüber dem Vinnies in dem dunklen Eingang eines Lagerhauses stehen und betrachtete das Gebäude. Im Inneren brannte kein Licht. Die Metalltüren am Eingang waren geschlossen, und die schwarz getünchten Fensterscheiben, die von dicken Gittern geschützt wurden, waren unversehrt. Der Seiteneingang war mit einem Vorhängeschloss gesichert. Aus irgendwelchen Gründen war das Gebäude sorgfältig verschlossen und schien leer zu sein.
    Doch irgendetwas verbarg sich da drinnen. Etwas, das sich leiser bewegte als eine Katze. Etwas, das nach Tod roch. Oder eher nach … Untoten. Vampir!
    Wenn ich den intensiven Geruch von Blut und menschlichem Schweiß, den ich neben seinem fauligen Gestank wahrnahm, richtig deutete, war er außerdem nicht allein. Das war ein Grund, die Zentrale zu verständigen. Ich zog meine Tasche heran, um mein Mobiltelefon herauszunehmen, aber im selben Moment schlug etwas in mir Alarm, und meine Haut brannte wie Feuer. Ich war nicht länger allein in der Straße. Der widerliche Gestank von ungewaschenem Fleisch in Verbindung mit meiner gesteigerten Wachsamkeit verriet mir, um wen es sich bei dieser Gesellschaft handelte.
    Ich drehte mich um und erkannte den dunklen Schatten, der in der Mitte der Straße schwebte. »Ich weiß, dass du da bist, Gautier. Gib dich zu erkennen.« Er kicherte leise; das Geräusch in der nächtlichen Stille reizte mich. Dann trat er aus dem Schatten und schlenderte auf mich zu. Gautier war ein langer, dünner und ekliger Vampir, der Werwölfe beinahe genauso sehr hasste wie die Menschen, die er gegen Bezahlung schützte. Doch er war einer der fähigsten Wächter der Abteilung, und ich hatte gehört, dass er kurz vor der Beförderung auf eine leitende Funktion stand.
    Wenn er die bekam, würde ich kündigen. Dieser Kerl war ein Mistkerl, mit einem verdammt großen M. »Was machst du denn hier, Riley Jenson?« Seine Stimme war genauso schmierig und fettig wie seine Haare. Bestimmt war er vor seiner Verwandlung Handelsvertreter gewesen. Das war ihm selbst jetzt noch deutlich anzusehen. »Ich wohne in der Nähe. Und was hast du für eine Ausrede?«
    Als er grinste, schimmerte Blut auf seinen Vorderzähnen. Er hatte getrunken, und das erst kürzlich. Mein Blick glitt unwillkürlich zu dem Nachtclub. So mies konnte selbst er nicht sein. So unbeherrscht. »Ich bin Wächter«, erklärte er und blieb ein halbes Dutzend Schritte vor mir stehen. Für mein Empfinden
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