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Richard Castle

Richard Castle

Titel: Richard Castle
Autoren: Frozen Heat
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aus leichter Wolle und wirkte zweckmäßig. Heat gewann den Eindruck, dass nicht so sehr der hohe Preis, sondern eher die gute Qualität eine Rolle beim Kauf gespielt hatte. Das war nicht die Arbeitskleidung einer Frau, die sich einfach nur mit jemandem zum Mittagessen traf, sondern auch während des Mittagessens arbeitete. Nikki ging in die Hocke, um sich die eine Hand anzuschauen, die zu sehen war. Sie war teilweise zusammengedrückt und steckte unter dem Kinn der Leiche, sodass sie sie nicht vollständig betrachten konnte, doch das, was zu sehen war, erzählte eine Geschichte. Dies waren geschäftige Hände, wohl definiert, ohne dabei jedoch muskulös oder von schwerer Arbeit beeinträchtigt zu sein. Die schlanken Finger besaßen die Art von Stärke, die man normalerweise bei Tennisspielern oder Fitnessfanatikern sah. Nikki bemerkte eine kleine Narbe an der Seite des Handgelenks, die so aussah, als wäre wie schon viele Jahre oder sogar Jahrzehnte alt. Der Körper passte zu einer Läuferin oder einer Radfahrerin. Nikki machte sich eine weitere Notiz, um sich daran zu erinnern, das Bild des Opfers in Fitnessstudios, Laufvereinen und Fahrradgeschäften herumzeigen zu lassen. Dann hockte sie sich wieder hin, um den schmierigen, dunkelbraunen Schmutzfleck auf dem Kniebereich der Hose der Frau zu untersuchen, der etwas über ihre letzten Minuten aussagen mochte. Sie machte sich eine Notiz darüber und rutschte herum, um sich die Stichwunde genauer anzusehen. Der gefrorene Blutfleck hatte sich weit ausgebreitet, was Heats Vermutung unterstützte, dass das Opfer getötet worden war, bevor es in den Lieferwagen verfrachtet wurde. Es sah so aus, als wäre die Frau in Bauchlage ausgeblutet. Die Breite des Flecks deutete auf großen Blutverlust hin, doch auf dem Innenfutter des Koffers befanden sich lediglich ein paar Abriebschlieren. Nikki leuchtete mit ihrer Taschenlampe auf die Stelle, an der der Rücken des Opfers das Innenscharnier des Koffers berührt hatte, und fand dort ebenfalls nur leichte Blutspuren vor. Es gab keinerlei Hinweise auf eine größere Blutmenge. Auch hier würde sich bei späteren Untersuchungen möglicherweise mehr ergeben, doch Heat war sich nun ziemlich sicher, dass der Mord nicht nur außerhalb des Lieferwagens, sondern auch außerhalb des Koffers stattgefunden hatte.
    Einen weiteren Hinweis würde ein genauerer Blick auf das Äußere des Gepäckstücks bieten, an dessen Scharnieren oder Nähten sich möglicherweise große Mengen Blut gesammelt hatten. Nikki legte eine Hand auf den Boden des Laderaums und ließ sich vorsichtig auf beide Knie herunter, wobei sie darauf achtete, den Koffer nicht zu bewegen. Dann senkte sie ihren Kopf und lehnte sich so weit vor, dass ihre Stirn fast den Boden berührte. Langsam und methodisch ließ sie den Strahl der Taschenlampe am unteren Rand der Verschalung entlang von rechts nach links gleiten.
    Als das Licht die linke Ecke des Koffers erreichte, keuchte Nikki auf. Ihr wurde schwarz vor Augen, und ein Schwindelgefühl überkam sie. Die Taschenlampe glitt ihr aus der Hand, und sie fiel taumelnd auf die Seite.
    „Nikki, geht’s dir gut?“, rief Lauren.
    Sie konnte in diesem Augenblick nichts richtig erkennen. Hände griffen nach ihr. Lauren Parry hob ihren Kopf vom Boden hoch. Zwei Sanitäter kamen die Rampe hinauf, doch Nikki hatte sich bereits genug erholt, um sich aufzusetzen und sie abzuwimmeln. „Nein, nein, es geht mir gut. Schon in Ordnung.“ Lauren hockte neben ihr und untersuchte sie. „Es geht mir wirklich gut“, versicherte Nikki.
    Doch ihre Freundin konnte in ihrem Gesicht ablesen, dass das Gegenteil der Fall war. „Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt, Nik. Ich dachte schon, du wärst durch ein Nachbeben umgeworfen worden oder so was.“
    Heat schwenkte ihre Beine über den Rand der Laderampe und ließ sie in der Luft baumeln. Raley und Ochoa kamen auf sie zu, und Feller folgte ihnen. „Was ist los, Detective?“, fragte Ochoa. „Sie wirken so, als hätten Sie einen Geist gesehen.“
    Nikki zitterte. Doch dieses Mal lag es nicht an der Kühlvorrichtung. Sie drehte sich herum, um noch einmal den Koffer anzusehen, und wandte sich dann langsam wieder zu den anderen um.
    „Nikki“, sagte Lauren, „was ist los?“
    „Der Koffer.“ Sie schluckte heftig. „Meine Initialen stehen darauf.“
    Die Detectives und die Gerichtsmedizinerin warfen sich verwirrte Blicke zu. Schließlich sagte Raley: „Ich kapier’s nicht. Warum
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