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Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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hier und bemühte sich, keine Miene zu verziehen, als Winka ihnen allen eine Tasse Zichorienkaffee einschenkte. Der Stuhl mit der niedrigen Lehne war unbequem, weil Timothy im Unterschied zu den Feen, für die der Stuhl gebaut worden war, keine Flügel hatte. Er dachte an die E-Mail, die er am Vormittag von Miriam bekommen hatte, und verdrängte sie wieder. Dass ein Mädchen, das er mochte, in ihm nur einen Bruder sah, war wirklich nicht so wichtig. Nicht im Vergleich zu dem, was hier geschah.
    »… abgesehen von Malve, die immer gern Zwietracht sät«, sagte Dorna gerade und Timothy merkte, dass er den ersten Teil des Gesprächs schon verpasst hatte. Zur Strafe nahm er einen Schluck Zichorienkaffee und beschloss, ab sofort besser zuzuhören.
    »Was Malve tut, ist unsere kleinste Sorge«, erwiderte Königin Baldriana. »Wir müssen unbedingt unser weiteres Vorgehen besprechen. Wenn wir die Eiche befestigt und gegen Angriffe gesichert haben, was dann? Was meinst du, Garan?«
    »Solange die Kaiserin noch ihre Streitmacht sammelt, ist der Namensstein unsere beste Waffe gegen sie«, sagte Garan. »Meiner Meinung nach sollten wir Boten in alle Feenwelten in Flugweite schicken und so viele Untertanen der Kaiserin wie möglich befreien.«
    »Ich stimme dem zu«, sagte Rob, »aber wir müssen mit größter Vorsicht zu Werke gehen. Ich kann euch zwar sagen, wo die meisten Feenwelten in diesem Teil von England liegen, aber ich weiß auch, dass die Kaiserin überall ihre Spione und Helfer hat. Unsere Boten müssen nicht nur überzeugend sein, sondern auch diskret. Und sie müssen sich selbst verteidigen können, sonst nimmt man ihnen den Stein weg, bevor sie Gelegenheit haben, ihn einzusetzen.«
    »Alle meine Leute kämen als Boten infrage«, erwiderte Garan. »Aber gebt mir ein wenig Zeit und ich suche euch die Besten aus. Ich habe nur eine Bitte: Wenn wir den Stein Feen anbieten, die von der Kaiserin versklavt wurden, sollten wir keine Bedingungen daran knüpfen. Man kann dieses Geschenk, das Rhys der Tiefe uns gegeben hat, nicht kaufen oder gegen etwas eintauschen und Rhys hat uns gelehrt, dass Feen großzügig zueinander sein sollten.«
    »Das geht vielleicht auf euren Inseln«, entgegnete Dorna, »aber hier handeln wir miteinander. Und daran ist auch nichts Unehrenhaftes. Jede Fee weiß, wenn man etwas Wertvolles haben will, muss man bereit sein, dafür etwas gleichermaßen Wertvolles zu geben. Sonst wären dem Betrug keine Grenzen gesetzt.«
    »Außerdem«, fügte Rob hinzu, »habt ihr die Verfügungsgewalt über den Namensstein abgegeben, als ihr ihn Linde ausgehändigt habt. Wir stehen zwar tief in eurer Schuld, aber …«
    »Ich habe den Stein Linde gegeben, weil ich wusste, dass sie nicht nur unter Feen, sondern auch unter Menschen aufgewachsen ist und deshalb weiß, was ein Geschenk ist. Und ich glaube, Timothy weiß ebenfalls, dass manche Dinge so kostbar sind, dass man sie nur verschenken kann.«
    Timothy wusste es, verstand aber auch Robs und Dornas Bedenken. Er wollte gerade etwas sagen, da sprach Baldriana.
    »Eine so tiefgehende Frage können wir nicht im Gespräch klären. Als eure Königin und Einzige der hier Anwesenden, die mit dem Blick begabt ist, sollte ich die Entscheidung über die Verwendung des Steins und alles daraus Folgende treffen.« Der forschende Blick ihrer grauen Augen wanderte von Dorna zu Rob und schließlich zu Garan. »Gesteht ihr mir zu, diese Bürde zu tragen?«
    Wenn sie es so formulierte, konnte man ihr nur schwer widersprechen. Nach kurzem Zögern nickten deshalb alle drei Befehlshaber.
    »Aber wenn wir nicht rasch handeln«, gab Rob zu bedenken, »können wir den Stein womöglich gar nicht mehr einsetzen. Die Kaiserin neigt weder zu Unentschlossenheit noch zu übermäßiger Vorsicht. Sie wird zuschlagen, sobald sie kann.«
    Garan nickte. »Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass die Eichenwelt von allen Seiten geschützt ist und Tag und Nacht bewacht wird. Wir können der Kaiserin vielleicht nicht viel Widerstand entgegensetzen, aber wenigstens wird sie uns nicht überrumpeln.«
    »Ihr seid mir lustig«, brummte Dorna. »Gut zu wissen, dass meine beiden Kollegen unsere Chancen so gut einschätzen. Verdorrter Gallapfel noch mal!« Sie schob sich mit dem Stuhl vom Tisch zurück und stand verärgert auf. »Klinge ist auch ohne ihre Zauberkraft und als Mensch zehn Mal mehr wert als ihr. Sie würde es notfalls ganz allein mit der Kaiserin aufnehmen und keine Zeit mit Jammern
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