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Rettungskreuzer Ikarus Band 050 - Vince

Rettungskreuzer Ikarus Band 050 - Vince

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 050 - Vince
Autoren: Dirk van den Boom
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können, aber der Altar stand in einem seit Kurzem von den Rekruten abgeriegelten Stadtbezirk unweit des Zentralkomplexes. Es gab keinen Zugang.
    Dorna gehörte auch zu denen, die weiter dachten und planten, doch sie war eine Wilde und kam nur hin und wieder zu den Freien, manchmal, um sich Nahrungsmittel zu schnorren, ein anderes Mal, um sich an gemeinsamen Raubzügen zu beteiligen. Sie wurde durchaus respektiert, von einigen der Freien vielleicht sogar beneidet, aber Leot hatte einfach schon immer seine Probleme mit ihr gehabt.
    Das hing weniger damit zusammen, dass Dorna zu einer eher seltenen Spezies gehörte. Ihr zweifellos humanoider Körper war mit einem dünnen Fell bedeckt, tiefschwarz, mit weißen Flecken an den hohen Wangenknochen. Es hieß, ihre Spezies war eine der wenigen, die die natürliche Fortpflanzung der genetischen Kopie vorzogen. Das Fell bedeckte den ganzen Körper – Leot wusste das, da Dorna mit Nacktheit kein Problem hatte und ihre Körperhygiene in der Öffentlichkeit vollzog. Möglicherweise auch ein Grund, warum sie von manchen aus der Gruppe der Freien beneidet wurde: Sie wirkte wie ein geschmeidiges Tier, gut durchtrainiert und dabei so viel sinnlicher als jede Frau, die Leot sonst kannte.
    Dorna wusste das natürlich. Und möglicherweise war das auch genau die Ursache für die Schwierigkeiten, die Leot mit ihr hatte.
    Leot mochte gut planen können, gut organisieren, und er mochte die Stimme hören, aber mit Frauen hatte er seine Probleme. Dass Dorna das nicht weiter störte, sondern sie genauso mit ihm flirtete, ihn beschimpfte, ihn verachtete und beachtete wie alle anderen Männer, machte die Sache für ihn nicht einfacher. Leot war nicht gerne verwirrt. Er liebte klare Strukturen, Kausalitäten, die Ordnung. Er schätzte die Informationen der Stimme, ihre kühle Freundlichkeit, die realitätsnahe Zuversicht, die pragmatische Hilfe ihrer Offenbarungen.
    Dorna verwirrte ihn.
    »Du … ich weiß nicht …«
    »Wann hast du das letzte Mal mit der Stimme geredet?«
    »Vor gut drei Wochen.«
    »Und wie lange willst du noch warten?«
    Leot zuckte mit den Achseln. »Sie haben eben alles abgesperrt. Und sie haben die Streifen verstärkt. Vielleicht suchen sie nach uns.«
    »Die Sklaven suchen nicht nach uns, sie suchen nach jenen, die dafür gesorgt haben, dass der große Aufruhr ausgelöst wurde.«
    Die Verachtung in Dornas Stimme verletzte Leot, doch er bemühte sich, seine Gefühle nicht zu zeigen. Die anderen Freien sahen und hörten zu. Er durfte sich nicht verletzen lassen. Er war derjenige, der die Stimme hörte.
    Er konnte ein klein wenig Respekt erwarten.
    »Du bist ein Trottel, Leot!«
    Nur von Dorna wohl nicht.
    »Wir müssen selbst entscheiden. Du kannst hier nicht hocken und darauf warten, dass dir die Stimme sagt, was du tun sollst.«
    »Was sollen wir entscheiden?«
    »Wir müssen herausfinden, was den Aufruhr verursacht hat, und denjenigen helfen.«
    Leot starrte Dorna an. »Helfen?«
    Sie verdrehte die Augen. »Bei der Stimme, Leot, begreifst du denn gar nichts? Wer das auslösen kann, was derzeit passiert, kämpft gegen das System, genauso wie wir!«
    Leot fand gar nicht, dass er gegen das System kämpfte. Er versuchte wie alle anderen Freien, am Rande des Systems zu überleben, mehr nicht. Dorna sah das offenbar anders. Aber sie war ja auch eine Wilde. Es war sozusagen ihr gutes Recht, Dinge anders zu sehen.
    »Ich will aber nicht kämpfen. Wir haben doch keine Waffen«, protestierte Leot. Das war nicht ganz richtig, wie auch Dorna wusste: Wenn es eines auf dieser Welt im Überfluss gab, dann Waffen. Viele davon in einem erbärmlichen Zustand, aber genug, um sich aus den Resten funktionierende Stücke zusammenzubasteln. Und die sie benötigten, um die Magazine zu überfallen oder sich gegen Übergriffe der Sicherheitsbehörden zu wehren, so selten diese auch vorkamen. Natürlich waren die Wilden schon seit jeher stärker bestrebt, ihr Arsenal auch einzusetzen, jedoch was genau damit zu erreichen war, hatten sie – zumindest in Leots Augen – nie richtig erklären können.
    Die anderen Freien folgten mehr oder weniger dieser Linie, und Dornas Vorschlag traf daher nur auf sehr begrenzte Begeisterung.
    »Ich will nicht in diesem Sinne kämpfen«, erklärte Dorna mit beschwörendem Tonfall. »Die Sklaven sind viel zu viele. Aber etwas geht am Zentralkomplex vor sich. Es wird im Inneren gekämpft. Jemand ist dabei, von außen einzugreifen. Es herrscht ein ziemliches
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