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Rettungskreuzer Ikarus Band 044 - Zusammenbruch

Rettungskreuzer Ikarus Band 044 - Zusammenbruch

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 044 - Zusammenbruch
Autoren: Irene Salzmann , Thomas Folgmann
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alte Frauen und Männer am Tresen oder an den Tischen.
    Einige von ihnen hatten Babys und Kinder bei sich, die unmöglich ihre eigenen sein konnten – der Altersunterschied war zu offensichtlich. Die Musik und die Geräusche der Glücksspieler waren verstummt, das Personal einschließlich der Chefin verschwunden, der Getränkevorrat ging langsam zur Neige und die letzten Lebensmittel waren schon vor zwei Tagen verzehrt worden.
    Sharita’s Shell war zum Treffpunkt der Alten und Jungen geworden, die von ihren Angehörigen verlassen worden und verwirrt auf Tirlath VII, von seinen Bewohnern Marin genannt, zurückgeblieben waren. Es war zu einer Art Brauch geworden, sich abends gegen 20:00 Uhr zu versammeln und einander Bericht zu erstatten, auch wenn es nie viel Neues gab und das Schrumpfen der Lebensmittelvorräte in den Magazinen der Läden, eine beunruhigende Tatsache, niemanden überraschte.
    Jeder wusste, dass die Vorräte weniger wurden und die Handvoll Leute, die noch hier war, nicht allein die Rohstoffe besorgen und die Produktionsanlagen für Nachschub in Gang halten konnte. Die Nachrichten von Ausfällen und Defekten und Plünderern ließen die Anspannung wachsen. Würden sie durchhalten, bis Hilfe von außen eintraf?
    War überhaupt mit Schiffen zu rechnen, die sie holen würden oder die Fachpersonal brachten, welches die Normalität wieder herstellen konnte? Es schien unglaublich, doch einige Pessimisten munkelten, dass die Phänomene nicht auf Marin beschränkt sein könnten – oder warum hatte der regelmäßige Schiffsverkehr abrupt aufgehört und die Funkstation des Raumhafens empfing keinerlei Nachrichten mehr? Niemand kannte eine Antwort oder wollte sie laut aussprechen.
    Regularien und Automatismen lieferten einen wichtigen Beitrag, den auf Notwendigkeiten reduzierten Alltag aufrechtzuerhalten. Jeder brachte sich in irgendeiner Form ein, denn alle wollten überleben, doch keiner gab sich der Illusion hin, dass sie es ohne Unterstützung schaffen würden. Es fehlten zu viele Personen, vor allem Spezialisten, und so mancher Alte begann infrage zu stellen, ob die Spezialisierung nicht eher ein Fluch als ein Segen war, wenn wie jetzt Allrounder einige Lösungen hätten bieten können.
    »Wir haben die Verbindung zu einigen anderen Raumhäfen herstellen können«, gab Glen’dan Aziell, der Vize-Kommandant des Raumhafens, bekannt. Er war von allen als inoffizieller Anführer akzeptiert worden, denn die meisten hatten unter ihm gearbeitet, bevor ihm ein junger Schnösel vor die Nase gesetzt worden war, der wie alle im Alter von fünfzehn bis fünfundfünzig seine Pflichten vergessen und den Planeten verlassen hatte. »Sie alle senden wie wir das Notsignal. Bisher ohne eine Zusicherung erhalten zu haben, dass Hilfe unterwegs sei. Den Leuten dort geht es wie uns. Einige sind sogar noch schlimmer dran.«
    »Noch schlimmer?« Jemand gab ein kratziges Lachen von sich.
    Aziell konnte im Dämmerlicht nicht ausmachen, wer es war. »Immerhin haben wir sauberes Wasser. Noch. Es gibt ausreichend Konserven, die Feldfrüchte sind bald reif für die Ernte, das Vieh hat genug Nahrung und ist gesund. Wir können uns noch eine Weile selbst versorgen, wenngleich es hart wird. Einige von den anderen können auf keine solchen Ressourcen zurückgreifen. Ihr Trinkwasser wurde von Chemikalien verseucht, die Ernte ist verdorben, das Vieh ist verhungert oder durch die Gifte gestorben. Die Leute sind krank und es gibt weder Ärzte noch die notwendigen Medikamente.«
    »Dann haben sie es umso schneller hinter sich«, warf derselbe Sprecher ein.
    Endlich gelang es Aziell, den Mann zu erkennen. Hirm’an Roots war Sicherheitschef gewesen, bevor er sich vor fünf Jahren zur Ruhe gesetzt hatte. Aziell konnte nur vermuten, dass Roots von seiner zwanzig Jahre jüngeren Frau verlassen worden und darüber so bitter geworden war. Aber hatten nicht alle irgendjemanden verloren und versuchten, mit der Situation fertig zu werden, hoffend, die Verschollenen würden eines Tages zurückkehren oder wenigstens ein Lebenszeichen senden?
    Aziell dachte an seinen Großneffen, der sich vor wenigen Jahren voller hoffnungsfroher Zukunftspläne auf Marin niedergelassen hatte. Und dann war er ohne Abschied mit der Sijlgil und unbekanntem Ziel abgeflogen. Wo Ra’venn jetzt wohl sein mochte? Ging es ihm gut? Lebte er überhaupt noch? War seine Gefährtin Na’ila bei ihm?
    Er räusperte sich und verdrängte die quälenden Gedanken an die jungen Leute. »Wir
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