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Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost

Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost
Autoren: Sylke Brandt
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explodierte. Er war sich nicht sicher, welchen
Schaden man mit Sprühverbänden in haltlosem Zorn anrichten konnte,
aber er wusste, dass Anande kreativ war und ihm sicher ein paar ungute Dinge
einfallen würden, wenn er den Ingenieur dabei erwischen sollte, wie er
angesichts der leeren Krankenstation lächelte oder zufrieden vor sich hin
summte.
    »Gibt es sonst noch was, Doktor?«, fragte Darius Weenderveen so unbeteiligt
wie möglich und faltete die Hände hinter dem Rücken. Er achtete
darauf, nicht mit dem Fuß aufzutippen, aber er hatte es eilig.
    Sobald Anande gegangen war, konnte er eine Nachricht an Para schicken, den Movator,
mit dem er die letzten Tage so intensiv zusammen gearbeitet hatte. Oder die
Movatorin? Das war von der Erscheinungsform Paras nicht nur kaum zu sagen, sondern
bei diesen Maschinenwesen auch komplett unwichtig, aber es war schwer, mit alten
Sichtweisen und Gewohnheiten zu brechen. Weenderveen hatte sich immer bemüht,
seine Androiden so menschenähnlich wie möglich zu machen – Arthur
Trooid war von einem lebenden Wesen äußerlich und von seinen Umgangsformen
her kaum noch zu unterscheiden – aber den Movatoren war das gleichgültig.
Einige von ihnen hatten eine humanoide Form, da es die Kommunikation mit ›biologischen
Einheiten‹ vereinfachte, ein simpler Gedanke der Effektivität. Andere
unterschieden sich äußerlich kaum von einer schlichten Wand oder
einem futuristischen Getränkeautomaten. Die Planer – also Anführer?
– im Zentrum des riesenhaften Raumschiffs, mit dem die letzten der Movatoren
zu ihnen gekommen waren, hatten ihre stoffliche Existenz weitgehend reduziert
und existierten hauptsächlich als ein Netzwerk aus Energie und Daten in
den großen Zentralspeichern des Schiffes.
    Der Robotiker hätte sein ganzes restliches Leben vollkommen glücklich
damit verbringen können, diese faszinierende Zivilisation zu studieren.
Auch wenn die Outsider letztlich der Grund dafür waren, dass sich die Movatoren
überhaupt in diesen Teil des Universums – und in diese Zeit! –
verirrt hatten, war Weenderveen ihnen persönlich böse, dass sie ihm
mit ihrem Vernichtungsfeldzug die Gelegenheit dazu nahmen. Das mochte eine alberne,
kleingeistige Sicht der Dinge sein. Aber sie half Weenderveen, seinen eigenen
Zorn zu pflegen, um seine Rolle in diesem Krieg zu spielen. Wenn er das ganze
große Bild sah, fühlte er sich wie gelähmt. Er war für
die kleinen Dinge gemacht, für Nanoschaltkreise und den Antrieb dieses
Raumschiffes. Die großen Dimensionen sollten sich die anderen anschauen;
er konzentrierte sich nur auf das, was vor ihm lag.
    Und zwischen ihm und seiner Arbeit stand nach wie vor Doktor Anande, der ihn
missmutig ansah und endlich, nach einer betont langen Pause, antwortete.
    »Nein, ich habe alles.« Mit deutlicher Überwindung vermied Anande
es, sich noch einmal im leeren Raum umzusehen und ging zur offenen Tür.
Auf dem Weg hielt er plötzlich inne, bückte sich und hob etwas auf:
eine kleine, kreisrunde Messelektrode, die von einem der Geräte abgefallen
sein musste. »Die nehme ich besser auch mit«, verkündete der
Arzt und hielt das winzige Teil hoch. »Nicht, dass sie Ihnen Platz wegnimmt
oder das Schiff zu schwer macht«, fügte er mit zügellosem Sarkasmus
hinzu, ehe er endlich wirklich verschwand.
    Weenderveen ließ erleichtert den Atem ausströmen, den er unbewusst
angehalten hatte. Vielleicht sollten die Outsider mal ein Stündchen mit
einem missgelaunten Anande verbringen, das würde ihre Entschlossenheit,
hier alles zu erobern, bestimmt dämpfen. Kaum waren die Schritte des Arztes
im Flur verhallt, als Weenderveen sein Kommlink aktivierte und Verbindung zu
Para aufnahm.
    »Hier ist alles bereit«, informierte er den Movator. »Wir können
loslegen.«

    Park stand reglos an der Sichtlucke und sah nach draußen in den Weltraum.
Da er ungewöhnlich groß und die Station nicht für Leute mit
seinen Proportionen gebaut war, beugte er sich dabei leicht vor. Wer ihn dabei
beobachtete, wie er oft für lange Zeit so gebückt stand und sich kaum
mehr bewegte, als das Atmen es notwendig machte, dachte unwillkürlich,
Park wäre nicht der hellste Stern am Himmel. War es die Kombination aus
seiner Statur, dem großflächigen Gesicht und seiner Schweigsamkeit,
die allzu leicht als Leere statt als Tiefe gedeutet wurde? Park hatte es nie
ganz verstanden, aber es
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