Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost

Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost
Autoren: Sylke Brandt
Vom Netzwerk:
ihren zukünftigen Opfern Zeit lassen wollten, sich noch ein
kleines bisschen zu erholen und zu zittern, damit der Kampf amüsanter wurde,
das konnte keiner sagen. Die letzte Schlacht hatten die Alliierten gewonnen,
wenn man das bei den erlittenen Verlusten so sagen konnte. Aber diesmal waren
die Adlaten kein Überraschungsmoment mehr, und die Outsider hatten sich
gut vorbereitet, zumindest, was die reine Masse ihrer Schiffe anging. In den
knapp 45 Tagen, die seit dem ersten Kampf vor den Toren der Station vergangen
waren, hatte das Nexoversum viele Schiffe durch das Sonnentor in diese Galaxis
geschickt.
    Das hier würde keine kleine, wohldosierte militärische Aktion werden,
kein Akt der Notwendigkeit. Kein simpler Gnadenstoß.
    Sondern ein Zeichen der Vernichtung, das der ganzen Galaxis mitteilen sollte:
Seht, ihr seid besiegt. Beugt endlich die Köpfe und fügt euch in das
euch zugedachte Schicksal. War es nicht besser, dreißig Jahre in relativem
Frieden zu leben, als gleich hier und jetzt in Flammen aufzugehen? Ein taktischer
Hammerschlag. Und Vortex Outpost war der Amboss, auf dem die Flotte der Alliierten
zerschmettert werden sollte, sobald die Outsider sich endlich zum Angriff entschlossen.
    Aber die Belagerten ließen die Ruhepause, welchen Grund auch immer sie
haben mochte, nicht ungenutzt verstreichen. Jede Stunde, die sie auf Vortex
Outpost länger überleben würden, war entscheidend. Die Hyperbombe
stand kurz vor ihrer Fertigstellung. Das große Geheimnis war aus dem Sack,
seit ein paar Tagen. Gerüchte darüber, dass auf Vortex »etwas«
vorging, um die Outsider zu stoppen, hatte es schon lange gegeben. Aber erst
jetzt hatte sich Commodore Färber dafür eingesetzt, dass alle verbliebenen
Mannschaftsmitglieder umfassend informiert wurden. Es gab ihnen etwas Hoffnung.
Ein Ziel, für das sie kämpfen konnten. Jeder noch so winzige Akt des
Widerstandes mochte genau die Zeit bringen, die noch nötig war, diese Waffe
zu bauen und zu den Outsidern zu tragen. Nach den langen, stillen Jahren auf
der Station erschien es Melody bizarr, dass sie nun um ein paar kurze Stunden
rangen. Sie hätte reichlich davon an langweiligen Nachmittagen sammeln
können, wenn sie nach der Schicht lustlos im Skizar Quaba gesessen und
die immer gleichen Leute beobachtet hatte. Jetzt, musste sie zugeben, würde
sie gerne einige von ihnen mal wieder sehen. Aber die Leute waren fast alle
fort, geflohen oder gestorben.
    Nutzlose Gedanken.
    Melody strich über sie wie mit einem aseptischen Tuch und wischte sie aus
ihrem Kopf. Sie konzentrierte sich auf die Anzeigen der Fernsensoren und sah,
dass der kleine Raumer unendlich langsam weiter auf sein Ziel zuschwebte. Dass
sie eines der Outsiderschiffe treffen würde, daran zweifelte sie nicht.
Sie hingen dicht genug – es war, als würde sie mit Schrot in einen
Schwarm Vögel schießen. Es war ihr aber darum gegangen, eines der
Schiffe an der Seite zu erwischen, denn dort waren weder sie noch Ohboy bisher
gewesen. Was nützte es, wenn sie immer die gleichen Gegner infizierten?
    Langsam, langsam ... lautlos ...
    Die Outsider hatten ihre Schutzschilde nicht aktiviert. Es gab dort nichts,
vor dem sie sich schützen mussten. Jeden Angriff hätten sie lange
vorher bemerkt, und was an Weltraumstaub dort herumschwirren mochte, konnte
ihren Schiffen nichts anhaben. Die Flotte schlief, sich ganz ihrer Überlegenheit
bewusst. Der ideale – der einzige – Zeitpunkt, um ihnen einen Parasiten
als Geschenk zu machen.
    Das winzige Raumfahrzeug, das Melody mitten in die Flotte gelenkt hatte, schwebte
so langsam auf einen der Hairaumer zu, dass keiner der Sensoren in dem Schiff
es registrierte. Sanft wie eine Feder berührte es die schimmernde Oberfläche
und setzte sich leicht darauf. Bis auf den schwachen Positionssender, dessen
Signal nur die auf seiner Frequenz hochsensiblen Empfänger auf Vortex Outpost
empfangen konnten, war es still und stumm, scheinbar nicht mehr als ein Stückchen
Schrott, ein verirrter Rest der letzten Schlacht. In dem Moment, in dem sich
das kaum fingerlange Objekt an den Hairaumer heftete, gab es sein letztes Signal
in Richtung der Heimat, eine kurze Erfolgsmeldung, einen finalen, grün
leuchtenden Gruß von der vordersten Front, der Melody erneut ein Lächeln
entlockte. Unbemerkt und unbeschädigt, so wie Dutzende seiner Gefährten,
hatte der Parasit seinen neuen Wirt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher