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Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen
Autoren: Sylke Brandt
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Im Gegenteil. Vorsichtig versuchte er unter den verbalen Schlägen
zu sehen, ob andere Techniker in der Nähe waren und die Standpauke mitbekamen.
Es war schlimm, von Tandruk zusammengefaltet zu werden, aber fast noch übler
wurde es, wenn seine Kollegen sich dafür rächten, dass sie seine Arbeit
mitmachen mussten. Sie hatten ein deutlich größeres Maß an
Phantasie als der Oberaufseher und sie verstanden es zu nutzen. Aber so, wie
es aussah, war niemand sonst in der Nähe.
    »Machen Sie so weiter und ich melde Sie für eine DIÄT an, denn
dann können Sie sich beim PUTZGESCHWADER einschreiben. Noch ein solcher
Ausrutscher und Sie können diesen respektablen Job an die GABEL hängen,
wir lassen uns nicht von Leuten wie Ihnen die Butter vom Profit nehmen, IST
DAS KLAR?«
    Kentnok wurde durch die Wucht der Frage einen Schritt zurück gedrängt
und stieß mit dem Fuß gegen seine weg geschleuderte Pausenmahlzeitbox.
    »Ganz klar, Herr Oberaufseher Tandruk. Völlig klar. Es tut mir leid,
ich bedaure es sehr ...« Die Entschuldigungen kamen mit der gleichen geübten
Gewohnheit wie das Gebrüll Tandruks. Aber Kentnok bemerkte, dass sein Vorgesetzter
ihn gar nicht mehr ansah, sondern auf etwas starrte, was am Boden lag. Langsam
folgte er seinem Blick und stöhnte leise auf.
    »Und was ist das?« Tandruks Stimme klang jetzt mehr belustigt als
bedrohlich, als er sich nieder beugte und etwas vom Boden aufhob. Mit lässiger
Geste schleuderte er ein paar Soßentropfen zur Seite, die auf der handtellergroßen
Plastikkarte klebten. Ein gehässiges Lächeln breitete sich auf Tandruks
Gesicht aus und es machte ihn ganz gewiss nicht schöner.
    »Wie süß«, sagte er genüsslich. »Mein kleiner
Junge, der Sohn meiner zweiten Frau, sammelt auch so was. Ich wusste gar nicht,
Kentnok, dass man einem Versager wie Ihnen schon zugestanden hat, heiraten zu
dürfen?«
    »Ich ... ähm ... nein. Das ist für ...«
    »Für einen Neffen? Sie haben gar keinen Neffen. Für den Sohn
eines Freundes? Kentnok! Sie haben gar keine Freunde!« Tandruk genoss die
Situation wie einen fetten Sahnepudding. Er hob die Sammelkarte mit einer übertriebenen
Bewegung an die Augen und starrte auf die Daten unter dem kleinen Hologrammbild.
    »Was haben wir denn da – vielleicht die › Unerbittlicher Revisor ‹,
ehemaliger Stolz der glanzvollen Schluttnickflotte und heldenhafter Märtyrer
der letzten Schlacht? Nein? Nicht mal das ...« Er entzifferte den Namen
des vergleichsweise kleinen Raumschiffs und senkte die Karte. Sein Blick war
voller Verachtung. »Die Ikarus ! Ist das nicht dieser fliegende Notfallkoffer?
Soweit ich weiß, haben die in der Schlacht gegen die Outsider keinen einzigen
Schuss abgefeuert. Nur ein paar Pflaster geklebt. Oooh, große Helden.«
    Kentnoks Mund öffnete sich zu einer hitzigen Erwiderung, aber er schloss
ihn gleich wieder. Wütend biss er sich auf die Unterlippe und schwieg.
    »Was denn, Kentnok! Sie wollten doch was sagen, spucken Sie es aus! Dann
gebe ich Ihnen Ihr kleines Sammelbildchen von der Nuckelpinne dieser Hungerhaken
vielleicht auch zurück ...«
    »Es gibt ...«, begann Kentnok und schaffte es, sich zu etwas aufzurichten,
von dem er hoffte, dass es eine stolze und unnahbare Haltung war, »es gibt
verschiedene Arten von Helden, Tandruk. Die Ikarus hat viel für
uns getan, ja, auch für uns Schluttnicks. Sentenza und seine Crew sind
Helden. Ohne Sie hätten wir die Schlacht gegen die Outsider verloren! Aber
ich erwarte nicht, dass Sie davon irgendeine Ahnung haben ...«, fügte
er mit aus Zorn geborenem Hochmut hinzu.
    Tandruk warf ihm einen kurzen, sehr wütenden Blick zu.
    »Sagen Sie mir nicht, wovon ich Ahnung habe.« Die Stimme des Aufsehers
war eisig. »Helden sind Helden, so wie die Crew der Revisor . Aber
es gibt auf jeden Fall verschiedene Arten von Arbeitern. Und vor mir sehe ich
einen, der bald nicht mehr bei uns ist, wenn er nicht ganz rasch seine jämmerliche,
magere Gestalt an seinen Platz zurück bewegt und endlich anfängt,
etwas für sein
Geld zu tun!«
    »Ich ... ja.« Kentnok fiel in sich zusammen und griff rasch nach seiner
Essensbox. Dann streckte er die Hand nach der Karte aus. Tandruck beugte seine
fetten Finger und bog das Plastik, bis es mit einem scharfen Knacken in der
Mitte zerbrach.
    »Ups«, sagte er nur und lächelte nicht einmal dabei. »An
die Arbeit, Kentnok. Keine Zeit für Spielzeug.«
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