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Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen
Autoren: Sylke Brandt
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...« Trooid brach mitten im
Satz ab, die Augen nun ein einziges rotes Leuchten, und kippte nach einem kurzen
Moment vorne über wie eine Marionette, die man von ihren Fäden geschnitten
hat.
    »Weenderveen!«, brüllte Sentenza und hieb auf die Taste der Kommunikationsanlage,
doch aus dem Lautsprecher drang nur das akustische Inferno des Maschinenraums
– der Erschaffer Trooids konnte seinen Captain mit Sicherheit nicht hören.
Er würde auch nicht rechtzeitig hier sein können und er hatte auch
keine Möglichkeit, Trooid wieder in Gang zu bekommen.
    Das Bild des havarierten Raumschiffs vor ihnen wanderte langsam aus dem Sichtbereich,
als die Nase der Ikarus von ihrem bisherigen Kurs abwich und sich in
Richtung der Sonne drehte. Der Glutball füllte mit seinem tödlichen
Feuer schon fast die Hälfte des ganzen Schirmes. Sentenza erstarrte und
hörte, wie Thorpa aufkreischte. Die Außenhülle der Ikarus gab einen tiefen, klagenden Ton von sich, als das Material bis an die Grenzen
seiner Belastbarkeit gefordert wurde, es klang wie der Sterbelaut eines großen
Tieres. Die Schwerkraft der Sonne zerrte gierig an dem nun führerlosen
Rettungskreuzer. Sie waren verloren ... verloren.
    »Hier bin ich, Captain!«, dröhnte eine neue Stimme aus der Richtung
des Schottes wie ein Bollwerk gegen die Brandung der Verzweiflung. »Und
gerade rechtzeitig, wie es scheint.«
    »Kentnok! Es ist zu spät! Sehen Sie zu, dass Sie in eine Rettungskapsel
kommen, wir müssen die Ikarus aufgeben!« Vielleicht, mit viel
Glück, würden die Rettungskapseln genug Beschleunigung haben, um aus
dem Schwerfeld der Sonne zu kommen. Wahrscheinlich war das aber nicht. Trotzdem
sprang Thorpa nach den Worten des Captains auf und wollte aus der Zentrale rennen.
Kentnok hob eine Hand und schaffte selber in dieser unmöglichen Situation
etwas wie ein Lächeln.
    »Mit allem gebührenden Respekt, noch sind wir nicht so weit, Captain.«
Mit kräftigen, sicheren Schritten durchmaß das neue Besatzungsmitglied
die Zentrale und hob Trooid aus dem Platz des Steuermannes. Er legte ihn sanft
auf dem Boden ab und wuchtete sich selber auf den Sessel – natürlich
war er zu klein für eine Persönlichkeit seiner Bedeutung, aber Kentnok
wäre der letzte gewesen, der sich beschwert hätte. Trotz seiner Erfolge
waren tiefe Bescheidenheit und Zurückhaltung stets seine Begleiter geblieben.
    Sentenza wollte ihn zurück rufen, ihm sagen, dass sein Vorhaben unmöglich
war, aber ihm stockte der Atem und er starrte schweigend auf den Schluttnick,
dessen Hände nun über die Kontrollen flogen. Es dauerte nur ein paar
Augenblicke und der drohende Glutball der Sonne verharrte in seiner Wanderung
über den Bildschirm und bewegte sich dann zurück ! Quälend
langsam, aber stetig gewann die Ikarus ihren sicheren Kurs wieder und
nun tauchte sogar das andere Raumschiff vor ihnen auf, ganz nahe – der
Greifarm brauchte nur ein paar Meter zu überwinden. Sie waren so dicht
dran, dass Sentenza durch die Sichtfenster des Raumers den Botschafter der Konuraten
sehen konnte. Er war am Leben und gab ihnen ein Zeichen, dass nichts anderes
sein konnte als das »Daumen hoch« der Menschen.
    Sentenza saß wie erstarrt in seinem Sessel und ein Gefühl, das Ehrfurcht
ähnelte, erfüllte ihn. Er hatte gewusst, dass Kentnok viele Talente
hatte, ein hervorragender Mechaniker war, ein perfekter Navigator, ein ausgezeichneter
Waffenexperte. Aber er hatte nie geahnt, dass er in der Lage sein würde,
ein Raumschiff – und damit eine ganze Zivilisation! – vom Abgrund
der Vernichtung zu reißen, mit einer unfassbaren Kunstfertigkeit, einer
Präzision, einer Entschlossenheit und einem Mut, einer ...
     
    »KENTNOK!« Das Gebrüll kam so überraschend und so dicht
am Ohr des Schluttnicks, dass der erschrocken aufschrie und in hohem Bogen seine
Pausenmahlzeit von sich schleuderte. Ein Regen von kleinen Fleischbällchen
in einer dicken Soße ging für einen Moment über der Nische hinter
den Containern nieder wie in einer der Legenden, die von dem Satten Land berichteten,
in dem niemals Hunger herrschen konnte und absolut alles, vom Fußboden
bis zu den Wolken, essbar war.
    »Kentnok!«, brüllte Oberaufseher Tandruk erneut, höchst
zufrieden mit der Reaktion auf seinen ersten Auftritt, und wäre er nicht
so wütend gewesen, hätte er dabei bestimmt gegrinst. Er sah, wie der
ertappte Arbeiter mit
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