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Rettungskreuzer Ikarus Band 013 - Das Leid der Schluttnicks

Rettungskreuzer Ikarus Band 013 - Das Leid der Schluttnicks

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 013 - Das Leid der Schluttnicks
Autoren: Sylke Brandt
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lange, bis es sich öffnete – doch der von Sonja erwartete
schwer bewaffnete Alien-Sklavenhändler blieb aus. Stattdessen trat eine
Frau in einem schwarzen Ganzanzug ein, blieb stehen und nahm die Szenerie in
der Zentrale in sich auf.
    Skyta sah Sonja DiMersi, die langsam die Druckflasche senkte, den grünlichen
Sentenza in seinem Sessel, einen bebenden Thorpa und einen apathischen Anande,
dem eine Wodkaflasche aus der Hand gerutscht und zu Füßen gerollt
war. Aus der Bordkommunikation drang plötzlich Weenderveens Stimme, die
unvermittelt damit begann, ein ziemlich schmutziges Lied zu singen. Die Söldnerin
nickte in die Runde, stellte ihre Ausrüstung an die Seite und ging zu dem
verwaisten Platz des Piloten hinüber.
    Das verblüffte, wodkaschwere Schweigen in der Zentrale hielt an, während
sie sich setzte und sich mit den Instrumenten vertraut machte. Unter ihren schmalen
Fingern erwachten die Anzeigen, die bis dahin stumm und dunkel geblieben waren,
zu plötzlichem Leben. Dann erst wandte sie sich zu Captain Sentenza um
und sah ihn fragend an.
    »Welcher Kurs, Sir?«
    Seine Antwort war ein Ächzen, das mehr als nur einen unausgesprochenen
Fluch enthielt.
    »Schluttnick Prime.«

    Es war ein warmer, sonniger und höchst angenehmer Tag. Der Himmel über
der Hauptstadt war von einem satten Grün und die Luft so heiß und
schmeichelnd, als käme sie aus einem eben geöffneten Backofen. Flugdirektor
Paknak saß auf einer Balustrade seines Hauses, schlürfte ein gekühltes
Getränk und ließ sich die Haut von der Sonne dunkeln. Der sonst ziemlich
fahle Teint einer gesunden Schluttnickhaut brauchte lange, um einen tieferen
grünen Schimmer zu bekommen, und der war dann ein deutliches Signal: Ich
habe meine Schäfchen – im Gegensatz zu dir bleicher Made – so
weit im Trockenen, dass ich es mir leisten kann, meine Zeit nicht nur mit Arbeit
und Geschäften zu verbringen.
    Paknak war entschlossen, so gedunkelt wie möglich zu werden, und wenn er
den ganzen Tag hier draußen sitzen musste.
    Er konnte es sich leisten.
    Vor drei Stunden war eine Nachricht vom Direktorium eingetroffen, in der die
hoch geachteten Hochgewichtigkeiten ihm quasi zu einer bevorstehenden Beförderung
gratuliert hatten. Seit die Ikarus den Planeten verlassen hatte, waren
drei Nachrichten von Captain Sentenza eingetroffen, alle höchst vertraulich
und explizit an Paknak adressiert. Zwar hatte keine von ihnen wirklich wichtige
Informationen enthalten – dazu war der Captain auch noch gar nicht wieder
lange genug auf Vortex Outpost – aber sie zeigten ohne Zweifel, dass Oknoks
Maschine funktioniert hatte. Die letzten beiden Nachrichten waren sogar mit
»Flugdirektor Sentenza« unterzeichnet – gab es ein besseres Signal
für die wachsende Zuneigung der Rettungskreuzer-Crew zum hohen Volk der
Schluttnicks?
    »Wenn man es beim rechten Licht betrachtet«, sinnierte Paknak vergnügt
vor sich hin und trank noch einen Schluck, »dann haben wir den Menschen
einen wirklichen Gefallen getan. Wir haben sie auf einen Stand erhoben, der
dem Dasein eines Schluttnicks zumindest nahe kommt.« Der Jaljal in seinem kleinen Käfig neben Paknaks Sessel quiekte zustimmend. Jaljals waren irdischen Hamstern sehr ähnlich und die beliebtesten Haustiere auf
Schluttnick Prime. Sie sahen immer rund und gemütlich aus und nahmen sich
stets mehr, als sie brauchen konnten, um es in argwöhnisch bewachten Lagern
zu horten. Zudem waren sie widerspruchslose Zuhörer, was Paknak gerne auskostete.
    »Vielleicht sollten wir eine Behandlung mit Oknoks Artefakt als ein Handelsgut
anbieten«, schwadronierte er weiter. »So können wir noch vielen
anderen der weniger glücklichen Rassen die Möglichkeit geben, sich
zu Besserem und Höherem zu entwickeln.« Er beschloss, sich den Gedanken
zu merken und ihn bei nächster Gelegenheit dem Direktorium vortragen. Und
die nächste Gelegenheit mochte schon bald kommen, nämlich dann, wenn
Sentenza ihm die ersten konkreten Handelsinformationen senden, vielleicht sogar
den Boden für eine wirtschaftliche Allianz mit dem Raumcorps bereiten würde.
Gerüchte sagten, Sentenza habe einmal sehr viel mehr Einfluss gehabt als
ein kleiner Flugdirektor. Es gab keinen Zweifel, dass er alle Verbindungen aus
dieser Zeit nutzen würde. Und dann erwartete Paknak vom Großdirektor
als Zeichen seiner Beförderung die goldene Schale und die goldene Gabel,
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