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Rettungskreuzer Ikarus Band 010 - Aufstand der Toten

Rettungskreuzer Ikarus Band 010 - Aufstand der Toten

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 010 - Aufstand der Toten
Autoren: Dirk van den Boom
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    Irgendwann hatte sie selbst zu schreien aufgehört. Das war vielleicht ein
Fehler gewesen, denn ihre schweigsame, von völliger Erschöpfung gekennzeichnete
Duldsamkeit, mit der sie die Qualen zu ertragen versucht hatte, schien auf Joran
eine fatale Wirkung gehabt zu haben. Der Kronprinz des Multimperiums hatte seine
Anstrengungen, ihr eine Reaktion aus dem Leib zu foltern, nur noch verstärkt.
    Sonja wünschte sich nichts sehnlicher als ein Ende der Pein. Und wenn dieses
Ende den Tod bedeuten würde, dann würde sie auch diesen akzeptieren.
    Ihr Blick fiel auf das Häufchen Elend an ihrer Seite. Shilla, die blauhäutige
Gefährtin des Händlers Jason Knight, war mit ihr in Gefangenschaft
geraten. War Sonja bereits schlecht dran, so hatte es Shilla noch brutaler erwischt.
Das PSI-Dämpfungsfeld hatte ihre Fähigkeiten blockiert, so dass sie
die Gedanken anderer nicht lesen konnte. Doch als Joran mit seiner »Behandlung«
bei der Vizianerin beginnen wollte, war ein gellender, telepathischer Schrei
erklungen, der sich offenbar schmerzhaft und unerwartet in das Gehirn des Prinzen
gefressen hatte. Dann war wieder Botero gekommen, hatte Shilla eine Injektion
gegeben, und seitdem war sie stumm. Die Vizianerin starrte glasig vor sich hin.
Sonja konnte nur ahnen, dass Botero ihr irgendeinen verbotenen PSI-Blocker verabreicht
hatte, der nach ihren Kenntnissen bei den meisten Behandelten weitreichende,
vor allem psychische Nebenwirkungen und Folgeerkrankungen auslöste. Sie
wusste nichts über Vizianer, doch Shillas katatonischer Zustand, der hin
und wieder durch unkontrollierte Muskelzuckungen durchbrochen wurde, war ein
Bild des Jammers. Sonja konnte nicht einmal ermessen, was eine Telepathin empfinden
musste, die sich urplötzlich, in sich selbst eingeschlossen, offenbar der
Kontrolle über ihren Körper beraubt, den Berührungen ihres Foltermeisters
nicht entziehen konnte. Joran hatte irgendwann von ihr abgelassen, da durch
das Medikament die Schmerzreaktionen der Frau offenbar zu unbefriedigend für
seine perversen Anwandlungen waren. Er hatte sich daraufhin Sonja zugewandt,
die trotzdem nicht mit Shilla hätte tauschen wollen.
    Sie starrte in Jorans hassverzerrtes Gesicht.
    »Deinen kleinen Freund habe ich auch demnächst«, giftete der
Kronprinz und strich sich über die schweißbedeckte Stirn. »Du
kannst gar nicht erahnen, was ich mit ihm anstellen werde! Er wird bluten und
leiden, bis ich auch das letzte bisschen Bewusstsein aus seinem Hirn geprügelt
habe. Und dann wird er dir in ein ganz besonderes Schicksal folgen, das ich
für Euch alle auserkoren habe – für alle, die mir dieses angetan
haben!« Seine künstliche Hand fuhr hoch und deutete auf das halbzerstörte,
durch Implantate ergänzte Gesicht. »Sentenza und alle, die mit ihm
sind, werden einen Untergang erleben, der meine eigenen Qualen in den Schatten
stellen wird. Das habe ich mir vor langer Zeit geschworen.«
    Er beugte sich hinunter zu Sonja und fuhr ihr mit einer beinahe zärtlichen
Geste über das blutverkrustete Haar. »Und dann, mein Täubchen,
werde ich all die Macht erringen, die mir von Rechts wegen zusteht. Das Schicksal
schuldet mir Kompensation, und es wird zahlen. Alle, sie alle werden zahlen
– für ihre Blicke, ob mitleidig oder angewidert, für ihre Worte,
voller Lüge und Heuchelei – und für ihre Taten, für all
ihre Taten.«
    Sonja ahnte nicht, welche unheilvolle Verbindung es zwischen Sentenza und Joran
gab. Sie wusste nicht, dass der Captain die Hintergründe seines Austritts
aus der Raummarine des Multimperiums bisher nur Anande gegenüber erläutert
hatte.
    »Sie sind völlig wahnsinnig!«, brachte Sonja schwerfällig
hervor.
    Joran erhob sich, breit lächelnd. Der Hauch eines schweren, teuren Parfums
blieb für einen Augenblick vor der knienden Frau in der Luft hängen.
    »Wahnsinnig – vielleicht. Jeder hat wohl so seinen persönlichen
Wahnsinn, nicht wahr, Chief?«, Jorans wissender Gesichtsausdruck bestätigte
Sonjas Verdacht, dass er bestens über die Crew der Ikarus Bescheid
wusste.
    »Meinen Wahnsinn habe ich unter Kontrolle, Joran!«, erwiderte sie
und bemühte sich um einen kalten Unterton. »Bei Ihnen ist es umgekehrt
– der Wahnsinn hat jeden Rest von Vernunft aus Ihnen vertrieben!«
    Ein Fuß des Mannes schoss vor und grub sich schmerzhaft in ihre Magengrube.
Sonja fiel vornüber, nach Luft
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