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Rettungskreuzer Ikarus Band 008 - Das Janus-Elixier

Rettungskreuzer Ikarus Band 008 - Das Janus-Elixier

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 008 - Das Janus-Elixier
Autoren: Irene Salzmann
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versorgen gab
als eine Prellung, weil jemand über das Spielzeug seines Kindes gestolpert
und unglücklich gestürzt war. Bei einem Großteil der Bewohner
handelte es sich um Ärzte, die sich selbst meist besser helfen konnten,
als es der Sanitäter vermochte. Wenn jedoch die Klinik bereits wartete,
das wusste Cline aus langjähriger Erfahrung, dann hatte es diesen bedauernswerten
Teufel schlimm erwischt. Aber sie befanden sich auf Ymü-Tepe, einem riesigen
Laboratorium, auf dem es mehr Wissenschaftler und Mediziner als auf irgendeiner
anderen Welt gab. Wo könnte man einen Patienten besser pflegen als hier?
    Cline las die Daten von seinem Scanner. Er würde das Appartement auf dem
kürzesten Weg erreichen, eine Wohnung von zweitausendfünfhundert in
diesem Block.
    Die Gänge und Lifte waren sinnvoll angelegt, genauso, wie der ganze Planet
nach logischen Gesichtspunkten bebaut worden war. Jeder wohnte dort, wo sich
seine Arbeitsstätte befand. Zu jeder Wohneinheit gehörte eine Geschäftszeile
mit Einkaufs- und Vergnügungsmöglichkeiten. Im Zentrum jeder Forschungs-
und Unterkunftssektion befand sich eine Klinik. Erholungsgelände und Plantagen
trennten die verschiedenen Wohn- und Arbeitskomplexe. Die Bewohner von Ymü-Tepe
waren in der Lage, sich selbst zu versorgen und somit nur in Ausnahmefällen
auf Lieferungen von Handelsraumern angewiesen, für die es lediglich zwei
große und ein halbes Dutzend kleine Häfen gab. Es befand sich nicht
einmal ein Sprungtor in unmittelbarer Nähe, so dass nur wenige Schiffe
die abgelegene Welt erreichen konnten.
    Für die Lebensspender Inc. war dies von großem Vorteil, da
sie relativ ungestört von den rivalisierenden Mächten in der Galaxis
ihre Forschungen zu betreiben vermochten. Zweifellos stellte der Konzern insgeheim
selbst einen beträchtlichen Machtfaktor dar. Eines Tages würde sich
das nicht mehr verschleiern lassen und die Bedeutung von Ymü-Tepe offensichtlich
sein. Dann würde die Galaxis dem Cerios-System die gebührende Aufmerksamkeit
schenken und es durch ein Sprungtor mit den anderen wichtigen Planeten und Stützpunkten
verbinden.
    Doch das interessierte Cline überhaupt nicht. Er erledigte seine Arbeit,
wurde dafür gut bezahlt und lebte ganz angenehm. Andere mussten sich weit
mehr die Hacken ablaufen und rackern.
    Schon nach wenigen Minuten stand er vor dem bezeichneten Appartement. Nachdem
er den Melder berührt hatte, öffnete ihm eine junge Frau. Cline fand
sie trotz ihrer verweinten Augen und dem bleichen Gesicht sehr hübsch.
Das kinnlange, nussbraune Haar war etwas zerzaust.
    »Sanitäter Cline«, stellte er sich vor und trat ohne Zögern
ein. »Wo ist der Patient?«
    »Im Bad.« Sie deutete auf die offen stehende Tür des Hygieneraums,
dann schlang sie die Arme um sich selbst, als würde sie frieren. Wahrscheinlich
hatte sie einen Schock erlitten. Um sie würde er sich im Anschluss kümmern.
    »Können Sie mir erzählen, was geschehen ist, Mrs. Messier?«,
erkundigte sich Cline sanft, während er in das dampfige Zimmer schritt,
in dem die Lüftung noch immer zischelnd mit dem Absaugen der Feuchtigkeit
beschäftigt war.
    »Er ... er kam von der Arbeit und ... fühlte sich nicht wohl«,
stammelte Careena.
    »Mein Gott!« Wie angewurzelt blieb Cline stehen. Etwas Vergleichbares
hatte er noch nie gesehen.
    Bewegungslos lag Sylvio am Boden der Hygienezelle. Eine nasse Spur verriet,
dass Careena ihn aus der Dusche gezogen und auf die weiche Badematte gebettet
hatte. Ein Handtuch bedeckte seinen nackten Körper, auf dem sich mehrere
kleine, schwarze Flecken gebildet hatten. Die weit aufgerissenen Augen waren
verdreht, so dass man nur das Weiße sehen konnte. Schwach und in unregelmäßigen
Stößen ging der Atem des Bewusstlosen.
    Cline kniete nieder und untersuchte den Patienten. Das war gewiss kein toxischer
Schock, erkannte er, aber was es stattdessen sein mochte, überstieg seine
Kenntnisse. Zumindest schien es nichts Gefährliches zu sein, sonst hätten
die überall installierten Sicherheitssensoren, die nach zufällig aus
den Labors entwichenen Mikroorganismen, von anderen Planeten eingeschleppten
Viren und natürlichen Spontanmutationen fahndeten, längst Alarm gegeben.
    »Sylvio sagte, er habe etwas gegessen, das ihm nicht bekommen ist.«
Careena ließ sich auf der anderen Seite des Erkrankten nieder und ergriff
verzweifelt die Linke ihres Mannes.
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