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Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele

Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele

Titel: Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele
Autoren: Rachel Vincent
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Schulter. Sobald ich den Ausweis trug, konnte ihn jeder sehen. Bei Todd waren die Dinge immer nur so sichtbar wie er selbst. Er war kurz unsichtbar, dann materialisierte er sich und lief vor mir. Minutenlang irrten wir durch ein Gewirr von Fluren und Türen, bis wir vor einer stehen blieben, die abgeschlossen war. Frech grinsend lief Todd geradewegs hindurch und öffnete uns von der anderen Seite.
    „Danke.“ Ich schob mich an ihm vorbei in den nächsten Flur, wo die Musik wieder lauter war. Anscheinend näherten wir uns der Bühne, und trotz meiner Zweifel an der Gültigkeit der Backstagepässe begann mein Herz, aufgeregt zu klopfen. Wir betraten einen großen Saal mit hoher Decke, der direkt an die Bühne grenzte. An den Wänden stapelte sich haufen-weiseEquipment – Mischpulte, Lautsprecher, Instrumente und Scheinwerfer. Menschen mit Kostümen, Tabletts und Klemmbrettern in Händen liefen durcheinander und riefen Anweisungen in Funkgeräte, Headsets und Mikrofone. Um den Hals trugen sie ähnliche Pässe wie wir, mit dem Unterschied, dass darauf in großen schwarzen Buchstaben „Crew“ geschrieben stand.
    An jeder Ecke stand ein Sicherheitsmann in schwarzem T-Shirt und passender Baseballmütze, die muskulösen Arme vor der Brust verschränkt. Eine Frau, die eine Liste in der Hand hielt, rief den Backgroundtänzern Anweisungen zu, als sie an uns vorbei und in Richtung Garderobe rannten.
    Alle waren so beschäftigt, dass uns niemand auch nur eines Blickes würdigte. Todd hatte sich, seinen lautlosen Schritten nach zu urteilen, wieder unsichtbar gemacht. Auf der Bühne pulsierten die Lichter im Takt der Musik, die so laut dröhnte, dass man im Zuschauerraum nichts von der Hektik und dem Lärm hier hinten mitbekam. Ich hütete mich davor, irgendetwas anzufassen, weil ich Angst hatte, dass die Pässe gefälscht waren und wir sofort auffliegen würden.
    An beiden Seiten der Bühne stand je eine kleine Gruppe, die die Show verfolgte. Auch sie trugen Ausweise um den Hals, und einige von ihnen hielten Equipment oder Requisiten bereit. Einer hielt einen kleinen Affen mit Halsband und einem lustigen bunten Hut auf dem Arm. Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen: Was in aller Welt hatte Amerikas amtierende Pop-Queen mit einem Affen vor?
    Von meinem Platz aus konnte ich Eden im Profil sehen. Sie trug jetzt eine hautenge weiße Lederhose mit passendem Top und gab einen düsteren Song zum Besten, begleitet von einem knackigen Gitarrenriff. Edens harte, abgehackte Posen passtenperfekt dazu, und das Haar flog ihr wild um den Kopf. Die Tänzer in engen dunklen Shirts schlängelten sich um sie herum und hoben sie ab und zu kurz hoch.
    Eden legte sich richtig ins Zeug. Die Presse schwärmte geradezu von ihrer Hingabe und der harten Arbeit, mit der sie sich ihren Erfolg erkämpfte; sie trainierte und probte jeden Tag stundenlang, und das sah man deutlich. Niemand konnte Eden das Wasser reichen. Sie war der Liebling der Unterhaltungsindustrie und ertrank förmlich in Geld und Ruhm. Gerüchten zufolge hatte sie sogar die Hauptrolle in einem Film ergattert, die Dreharbeiten dafür würden nach Ende der ausverkauften Tournee beginnen.
    Alles, was Eden anpackte, wurde ein voller Erfolg.
    Ihre Posen waren so perfekt, dass ich anfangs gar nicht merkte, was schieflief. Doch mitten im Gitarrensolo hörte Eden plötzlich auf zu tanzen und ließ die Arme hängen. Ich nahm an, dass es sich um eine dramatische Überleitung zum nächsten Lied handelte und sie den Kopf deshalb nach vorn fallen ließ, um leise zu zählen, bevor sie ihn wieder heben und ihre Fans aus diesen unglaublich schwarzen Augen anschauen würde.
    Aber plötzlich stockten die Tänzer und hörten einer nach dem anderen auf zu tanzen. Das Gitarrenriff erstarb, und Eden blieb regungslos stehen, ohne einen Laut von sich zu geben. Ihre Brust hob und senkte sich angestrengt, ihre Schultern bebten. Dann fiel ihr das Mikrofon aus der Hand und polterte zu Boden. Das ohrenbetäubende Quietschen der Rückkopplung gellte durch den Saal. Der Drummer ließ die Drumsticks fallen. Die beiden Gitarristen drehten sich erschrocken um und hörten auf zu spielen.
    Und dann brach der Popstar plötzlich zusammen. Die Beine knickten unter ihr ein, und sie fiel leblos zu Boden, wo sie, umrahmtvon ihrem dunklen Haar, liegen blieb.
    Ein gellender Schrei zerriss die Stille, eine Frau rannte an mir vorbei auf die Bühne, dicht gefolgt von mehreren kräftigen Männern. Obwohl sie mich fast
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