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Rendezvous mit einem Vampir (German Edition)

Rendezvous mit einem Vampir (German Edition)

Titel: Rendezvous mit einem Vampir (German Edition)
Autoren: Lynsay Sands
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stand. Tiny und ein anderer, dem kanadischen Winter entsprechend mit Mütze, Handschuhen und sogar einem dicken Schal ausgestatteter Mann standen immer noch hinter dem Wagen. Als er sich den beiden näherte, zog der Neuankömmling eine Kühlbox von der Ladefläche und übergab sie Tiny.
    Anstatt mit der Box zum Haus zurückkehren, sagte Tiny: »Pack ruhig noch deinen Koffer drauf, dann kann ich den auch gleich mitnehmen.«
    Harper musste flüchtig lächeln. Tiny war ein riesiger Kerl, ein richtiger Hüne, und er war verdammt stark … jedenfalls für einen Sterblichen. Er war daran gewöhnt, der Kraftprotz zu sein, mit dem es nicht viele Sterbliche aufnehmen konnten, doch dabei vergaß er, dass er jetzt mit Unsterblichen zu tun hatte, gegen die er eigentlich nur ein Schwächling war.
    Aber der Neuankömmling kam der Aufforderung nach und packte einen Koffer auf die Kühlbox, dann wandte er sich kommentarlos wieder dem SUV zu. Tiny machte sich sofort auf den Weg ins Haus, während Harper einen neugierigen Blick auf die Ladefläche des SUV warf. Zwei weitere Kühlboxen standen dort, und der andere Mann war gerade damit beschäftigt, die Stecker zu ziehen und die Kabel aufzuwickeln.
    »Harper!«
    Überrascht sah er den Neuankömmling an, der ihn so einsilbig begrüßt hatte, und dann erkannte er das Augenpaar, das ihn zwischen Mütze und Schal anschaute. »Schön dich zu sehen, Anders«, entgegnete er und griff nach einer der Kühlboxen. »Ist schon eine Weile her.«
    Anders’ Antwort bestand aus einem knappen Brummen, während er die andere Kühlbox an sich nahm. Dann machte er die Heckklappe zu, verriegelte den Wagen per Fernbedienung und nickte Harper zu, damit der vorausging.
    Harper drehte sich um, konnte sich aber weder das Grinsen noch eine Bemerkung verkneifen. »Du bist ja immer noch so geschwätzig.«
    Als der Mann ihm auf Russisch mehr oder weniger zu verstehen gab, dass er die Klappe halten solle, musste Harper laut lachen, was ihn selbst ein wenig erschreckte. Dennoch fühlte es sich gut an, wie er gleich darauf fand. Vielleicht war es ein Zeichen dafür, dass die Depressionen allmählich von ihm abfielen, die ihn nach Jennys Tod befallen hatten.
    Dieser Gedanke entlockte ihm ein leises Seufzen, als er die Kühlbox in die andere Hand nahm, um die Tür zu öffnen. Seit eineinhalb Jahren war er tief in Selbstmitleid und schlechter Laune versunken, und auch wenn er davon ausging, dass dies nach dem Verlust einer Lebensgefährtin eine ganz normale Reaktion war, hatte er das Gefühl, Erleichterung zu verspüren, endlich wieder ein wenig mehr er selbst zu sein. Von Natur aus war er nicht der trübsinnige Typ, aber seit Jennys Tod hatte es nicht viel gegeben, das ihm ein Lachen oder auch nur ein Lächeln entlocken konnte.
    »Hier.« Tiny stand vor ihm und nahm ihm die Kühlbox ab, kaum dass er das Haus betreten hatte. Er überließ sie ihm und schaute zu, wie der Mann sie ins Wohnzimmer trug, wo er das Kabel abwickelte und an die nächste Steckdose anschloss. Die Box, die Tiny selbst ins Haus gebracht hatte, war in der Küche bereits an den Strom angeschlossen. Offenbar verteilte der Mann die Boxen im Haus, um nicht eine einzelne Steckdose zu überlasten und die Sicherung rausfliegen zu lassen. Immerhin waren diese Dinger so etwas wie tragbare Kühlschränke, die vermutlich viel Strom verbrauchten.
    Als er die Kälte in seinem Rücken spürte, wurde Harper bewusst, dass er Anders den Weg versperrte, also machte er rasch einen Schritt zur Seite, um den Mann vorbeigehen zu lassen. Gleich hinter ihm zog er die Fliegengittertür zu und ließ die Tür ins Schloss fallen, die er dann auch sofort verriegelte. Als er sich wieder umdrehte, kehrte Tiny gerade zu ihnen zurück und holte die dritte und letzte Kühlbox, die Anders mit ins Haus gebracht hatte. Harper ließ seinen Blick durch das Esszimmer wandern, auf der Such nach Alexandrina-Argenis-alle-sagen-Drina-zu-mir, die neben dem Esstisch stand und ihren dünnen Mantel auszog.
    »Wenn das alles Blut ist, haben Sie aber eine Menge mitgebracht«, meinte Tiny, während er mit der dritten Box in Richtung Wohnzimmer entschwand.
    »Lucian hat es für Ihre Wandlung mitgeschickt«, antwortete Anders und bückte sich, um die Stiefel auszuziehen.
    »Mein Gott, er redet ja schon wieder«, rief Drina und täuschte dabei Entsetzen vor. »Und sogar in ganzen Sätzen.«
    »Manchmal bekommt man sogar einen ganzen Absatz aus ihm heraus«, erwiderte Harper, der dabei aber zu Tiny sah.
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