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Reiseführer Ostfriesische Inseln: Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog, Wangerooge

Reiseführer Ostfriesische Inseln: Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog, Wangerooge

Titel: Reiseführer Ostfriesische Inseln: Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog, Wangerooge
Autoren: Silke Arends
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entnommen ist und bis heute Gültigkeit hat. Der Alte Leuchtturm, 1576 errichtet, ist ein Wahrzeichen Borkums und ebenso im Wappen zu finden, wie zwei Wale, die an die Blütezeit der Insel erinnern. Das goldene Zeitalter Borkums nahm seinen Anfang anno 1713, denn in jenem Jahr begannen die Insulaner mit dem Walfang – als einzige der Ostfriesischen Inseln. Es heißt, dass seinerzeit 200 Borkumer in der Arktis, bei Spitzbergen, vor Grönland und bei der Insel Jan Meyen unterwegs waren – ein gefahrvolles, aber lohnendes Unterfangen, für jene, die wiederkehrten. Ob man als Kapitän, Steuermann, Harpunier, Speckschneider oder Decksmann an Bord war, entscheidend waren die gemeinschaftlichen Fangerlöse, und manch vergilbte Besatzungsliste aus jener Zeit weist schon junge Borkumer als Walfangkommandeure aus. Als einer der Ersten machte sich der Borkumer Pieter de Jonge mit einer Emder Walfangflotte auf den Weg in die Arktis. Von Roelof Gerritz Meyer (1710–1797) wird erzählt, dass er der erfolgreichste Walfangkommandeur war, denn er fuhr über 44 Jahre ins ewige Eis und brachte in dieser Zeit 270 Wale zur Strecke – Walkinnladen, die Meyer von seinen langen Reisen mitbrachte, umzäunen noch heute, wenn auch arg verwittert, das ehemalige Haus des legendären Grönlandfahrers.

    Doch es war seinerzeit auch die Handelsschifffahrt, die Borkum ein besseres Auskommen bescherte. So gab es um 1750 auf der Insel mehr als zwanzig Handelsschiffe, die vornehmlich die Route Amsterdam-Bremen-Hamburg befuhren. Für die Insulanerinnen hieß das jedoch, dass sie das Schicksal vieler Frauen teilten, die auf den Inseln und an der Küste lebten: ihre Männer wurden Opfer der See. So ist aus dem Jahre 1734 von Borkum bekannt, dass bei nicht weniger als einem Drittel aller Haushaltungen der Ernährer fehlte. Dass die erfolgreiche Ära Borkums dann doch zu Ende ging, lässt sich nicht dem fehlenden Mut der Insulaner zuschreiben. Der Englisch-Niederländische Krieg in den Jahren 1780 bis 1784, in den auch Frankreich involviert war, und später die von Napoleon verhängte Kontinentalsperre brachten den Walfang und die Schifffahrt Borkums innerhalb weniger Jahre zum Erliegen. Hatte die Insel 1774 noch 852 Einwohner, gab es 1806 dort nur noch 406 Frauen, Männer und Kinder. Im Jahre 1830 sprach man auf dem Eiland gar von »der tiefsten Armut aller Zeiten«.
    Die Borkumer waren zum Umdenken gezwungen und erinnerten sich prompt an das Geschick ihrer Inselnachbarn etwas weiter östlich: Auf Norderney hatte man sich längst dem Seebäder-Gedanken verschrieben. Die Borkumer taten es den Norderneyern nach, aber zunächst mit wenig Erfolg. 1840 konnten noch nicht einmal 100 Gäste gezählt werden, zehn Jahre später waren es knapp 250 Sommerfrischler. Als die erste Bahnverbindung von Meppen nach Emden fertig war, wurde der Zuspruch vom Festland größer, und nachdem 1860 am Alten Leuchtturm das erste Hotel des Eilandes errichtet worden war, konnten die Insulaner 1865 schon 500 Fremdenbetten vorweisen. Der touristische Fortschritt bescherte Borkum 1875 ein Warmbadehaus und alsbald auch eine 400 Meter lange Seewasserleitung. In dieser Ära entstanden auch der Neue Leuchtturm (1879) und der erste Teil der Inselbahn samt eines Bahnhofs (1888). Dass die Insel mit der Jahrhundertwende eine im besten Wortsinn stürmische Entwicklung erlebte, macht bis heute manch schmucke Hotelfassade an der Strandpromenade augenscheinlich.
ALTER LEUCHTTURM
    Der Alte Leuchtturm steht auf den ältesten Grundmauern der Ostfriesischen Inseln und ist das Wahrzeichen von Borkum. Der ursprüngliche Kirchturm, der Anfang des 14. Jahrhunderts entstanden war und zur kleinen Inselkirche gehörte, diente den von See kommenden Schiffen am Tage als Navigationshilfe. Doch aufgrund des stetig wachsenden Seehandels forderten die Emder Kaufleute, in deren Hafen um 1570 mehr als 400 Schiffe beheimatet waren, eine Erhöhung des Turmes. Senat und Bürgerschaft der Stadt Emden ließen daher 1576 auf dem Standort des alten Kirchturms einen Turm errichten, der stattliche 41 Meter hoch war – verwendet wurden dabei auch Backsteine, die beim Bau des herrschaftlichen Emder Rathauses übrig geblieben waren. Eine Sandsteintafel, die in der Westwand des Turmes eingemauert ist, erinnert an die einstigen Auftraggeber aus der Seehafenstadt. 1817 wurde das Dach entfernt und eine kuppelförmige Laterne
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