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Reid 2 Die ungehorsame Braut

Reid 2 Die ungehorsame Braut

Titel: Reid 2 Die ungehorsame Braut
Autoren: Johanna Lindsey
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wirken. Alles an ihrem Antlitz, die schmale gerade Nase, die hohen Wangenknochen, die Lippen, die nicht zu voll und nicht zu dünn waren, das kleine feste Kinn, das nur hervorstach, wenn sie störrisch war - und das war sie die meiste Zeit -, hatte bisher noch jeden in seinen Bann gezogen. Männer wie Frauen, wenn auch aus verschiedenen Gründen.
    Ophelia warf ihrer Zofe einen flüchtigen Blick zu. Sie saßen in ihrer privaten Kutsche, die zwar nicht so groß und imposant wie die ihres Vaters war, auf dessen Türen das Wappen des Earl of Durwich prangte, doch für ihre Bedürfnisse reichte sie aus, und sie freute sich jedes Mal über die gepolsterten Samtbänke, die sie ihrem Vater abgeschwatzt hatte, und die wärmende Kohlenpfanne. Sadie, die anders als Ophelia nur einen einzigen Unterrock trug, hatte ihre kurzen, stämmigen Beine zum Schutz vor der winterlichen Kälte in eine Schoßdecke eingehüllt.
    »Möchten Sie jetzt vielleicht darüber sprechen, was genau sich zugetragen hat?«, versuchte Sadie es ein weiteres Mal.
    »Nein«, antwortete Ophelia schroff.
    Mit einem Schnalzen fügte Sadie hinzu: »Irgendwann werden Sie es mir doch erzählen, meine Liebe. Wie immer.«
    Welch eine Unverschämtheit!, dachte Ophelia bei sich. Auf der anderen Seite wusste sie, was sie an Sadie hatte, und war froh, nach langer Suche endlich eine Zofe gefunden zu haben, die ihr weder mit Ehrfurcht noch mit Angst begegnete wie ihre Vorgängerinnen. Sadie war ein Unikat. Auf harsche Befehle reagierte sie mit einem Lachen, auf strenge Blicke mit Spott. Dennoch trug sie das Herz am rechten Fleck, und als Mutter von sechs Töchtern konnte sie nichts so leicht aus der Bahn werfen, vor allem nicht Ophelias Hang zur Theatralik. Sadie war untersetzt, mittleren Alters, hatte schwarzes Haar, dunkelbraune Augen und nahm so gut wie nie ein Blatt vor den Mund.
    Es war das erste Mal, dass Ophelia auf Sadies Schweigen nicht wie sonst reagierte und freiwillig mit der Sprache herausrückte, weil sie die Stille nicht ertrug - ein Makel, den sie selbst an sich verabscheute.

     »Soso, Sie haben ihn also fast sprichwörtlich am Altar stehen gelassen«, sagte Sadie schließlich, deren Neugierde mit jeder Radumdrehung wuchs.

    »Nein«, sagte Ophelia steif. »Und ich möchte noch immer nicht darüber sprechen.«
    Doch dann tat sie genau das, wenn auch mit eisiger Stimme. »Ich habe ihm den Laufpass gegeben, weil er und sein Großvater mich zu einem Leben als Landpomeranze verdonnern wollten. Allein die Vorstellung beschert mir Übelkeit! Keine Unterhaltung, keine Zeit für Geselligkeit. Nichts als Arbeit, Arbeit, Arbeit. Und das mir!«
    »Aber das war Ihnen doch schon vorher klar. Wieso haben Sie sich dann ein zweites Mal mit ihm verlobt?«
    »Was hätte ich denn tun sollen?«, schoss Ophelia zurück. »Mavis hätte mich ruiniert, wenn ich mich nicht einverstanden erklärt hätte, diesen ungehobelten Rohling nicht zu heiraten.«
    »Ich dachte, Sie hätten längst zugegeben, dass er kein Barbar ist. Schließlich haben Sie dieses Gerücht in die Welt gesetzt, ohne dass Sie ihn überhaupt kannten. Und das auch nur, damit es Ihren Eltern zu Ohren kommt und sie der Auflösung der Verlobung zustimmen.«
    Ophelia warf ihrer Zofe einen funkelnden Blick zu. »Was hat das denn damit zu tun? Das ist doch Schnee von gestern. Außerdem hat es nicht funktioniert. Du hast mich dennoch nach Summers Glade geschleift, um ihn kennenzulernen. Und jetzt sieh dir an, wohin das alles geführt hat. Eine gedankenlose Bemerkung meinerseits, und er fühlt sich gleich in so hohem Maße beleidigt, dass er die Verlobung auflöst. Dabei stand es gar nicht in meiner Absicht, ihn zu verletzen. Schließlich kann ic h ja nichts dafür, wenn er mir den Schock meines Lebens versetzt. Wieso musste er mir auch mit diesem scheußlichen Kilt unter die Augen treten? Der Anblick eines Mannes im Ein Affront für meine Augen. Es war mein gutes Recht, ihm das zu sagen.« Ophelia beendete ihre Ausführung mit einem lauten Schnauben.
    »Wenn es nicht der Kilt gewesen wäre, wäre es etwas anderes gewesen«, hielt Sadie dagegen, die Ophelia recht gut kannte.
    Es fehlte nicht viel, und Ophelia hätte gegrinst. »Ich war mit den Nerven fertig. Es hieß, er hätte den Großteil seines Lebens in den Highlands verbracht. Meine Angst, er könne ein Barbar sein, war also nicht ganz unbegründet.«
    »Aber irgendwann sind Sie zu dem Schluss gekommen, dass er dennoch einen passablen Gemahl abgeben
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