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Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze

Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze

Titel: Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
Autoren: Brian Jacques
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einen breiten Gürtel mit großer Schnalle gelegt hatte. Er war ein richtiger Lebenskünstler, ein ausgezeichneter Schauspieler, Balladenschreiber, Sänger und Einbrecher und bei alledem ein äußerst freundlicher Zeitgenosse. Den Waldbewohnern war der kleine Dieb sehr ans Herz gewachsen. Gonff tat alles mit einem Achselzucken ab, er nannte jeden gleich Kumpel, wie er es von den Ottern gelernt hatte, deren großer Bewunderer er war. Er kicherte leise in sich hinein, zog einen kleinen Dolch aus seinem Gürtel und schnitt sich eine Ecke von dem Käse ab, den er bei sich trug. Von seiner Schulter baumelte eine große Flasche mit Holunderbeerwein, die er ebenfalls aus der Speisekammer gemopst hatte. Er aß Käse, trank Wein und zwischendurch sang er mit tiefer Bass-Stimme leise vor sich hin:
     
    »Der König aller Mäusediebe
    beehrt euch heute hier.
    Ihr denkt, dass sie verschlossen bliebe,
    die Speisekammertür.
    Ihr Trottel, prüft das Lager lieber,
    die leck’ren Speisen sind mein.
    Ganz gewiss komme ich bald wieder
    und stehle noch mehr vom Wein.«
     
    Als er laute Pfotenschritte vernahm, verstummte Gonff. Er verschmolz mit dem hinter ihm liegenden Schatten, als er sich niederkauerte und den Atem anhielt. Zwei in Rüstung gekleidete Wiesel mit Speeren in ihren Pfoten trotteten vorbei. Sie stritten heftig miteinander.
    »Hör mal zu, ich werde nicht meinen Kopf dafür hinhalten, dass du deine Finger nicht von der Speisekammer lassen kannst.«
    »Wer, ich? Pass bloß auf, was du sagst, Kumpel. Ich bin kein Dieb.«
    »Na ja, du siehst in letzter Zeit aber ganz schön dick und rund aus, mehr sage ich ja gar nicht.«
    »Pah, nicht halb so pausbäckig wie du, Fettwanst!«
    »Selber Fettwanst! Demnächst wirst du noch mich verdächtigen.«
    »Ha, du hast ja auch den Schlüssel, wer könnte es denn sonst gewesen sein?«
    »Du könntest es genauso gut gewesen sein. Du bist ja schließlich auch immer mit mir da unten.«
    »Ich gehe ja nur mit, um dich im Auge zu behalten, Kumpel.«
    »Und ich gehe nur mit, um auf dich aufzupassen, jawohl!«
    »Gut, dann passen wir eben gegenseitig aufeinander auf.«
    Gonff stopfte sich eine Pfote in den Mund, um ein Kichern zu unterdrücken.
    Die Wiesel blieben stehen und blickten einander an.
    »Was war das?«
    »Oho, ich weiß, was das war – du machst dich über mich lustig.«
    »Pah, red doch keinen Blödsinn.«
    »Ich rede also Blödsinn, was?« Empört wandte sich das Wiesel von seinem Gefährten ab.
    Schnell nutzte Gonff die Gelegenheit, um mit einer recht gut nachgeahmten Wieselstimme zu rufen: »Dicker, fetter Räuber!«
    Wütend stürzten sich beide Wiesel aufeinander.
    »Dicker, fetter Räuber, was? Dir werd ich’s zeigen!«
    »Autsch! Du kriechende Kröte, da hast du’s!«
    Die Wiesel schlugen mit ihren Speer-Enden wie wild aufeinander ein.
    Gonff wagte sich aus seinem Versteck und schlich in entgegengesetzter Richtung davon, während die beiden Wachposten hinter ihm auf dem Boden des Ganges umherrollten. Sie fielen beißend und kratzend über einander her und dachten nicht einmal mehr an ihre Speere.
    »Auau, lass sofort los! Grrr, da, nimm das!«
    »Dir werde ich schon zeigen, wer hier der Räuber ist! Da hast du’s! Aah, du hast mir ins Ohr gebissen!«
    Vor Heiterkeit bebend steckte Gonff seinen Dolch wieder in die Scheide. Dann öffnete er einen Fensterladen, schlüpfte hinaus und entschwand durch den Schnee in Richtung Wald.
     
    »Ein Kampf zwischen Jungs wie euch ist fein,
    also haut euch nur die Köpfe ein.
    Anstatt zu darben,
    wird Gonff sich laben,
    wenn er sitzt abends bei Käs’ und Wein.«
     
    Martin grub seine Fersen in den Schnee, als er durch das Tor in der äußeren Mauer jenes scheußlichen Steinungetüms gezerrt wurde, das er an jenem Tag bereits in Augenschein genommen hatte. Bewaffnete Soldaten stießen rasselnd und klappernd zusammen, als sie von den Seilen, mit denen der Gefangene gefesselt worden war, in die Mitte gezogen wurden. Keiner von ihnen wollte dem sich sträubenden Mäuserich zu nahe kommen.
    Eckzahn und Splitternase warfen wutentbrannt das Haupttor ins Schloss. Von der hoch aufragenden Außenmauer blies der Pulverschnee auf sie herab. Der Schnee auf dem Exerzierplatz war von den hin und her eilenden Soldaten schon ganz festgetreten und äußerst rutschig. Einige von den Frettchen, Wieseln und Hermelinen trugen leuchtende Fackeln. Einer rief zu Splitternase hinüber: »He, Splitti, ist euch da draußen vielleicht die Füchsin über den
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