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Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Titel: Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm
Autoren: Åsa Larsson
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beherrscht, aber erleichtert aufatmete, ehe er das Gespräch beendete.
    Sie drehte sich zu Robert um und ließ ihren Blick auf seinem schlafenden Gesicht ruhen. Seine Wange lag auf seinem Handrücken, und er hatte seine himbeerroten Lippen ein wenig geöffnet. Sie fand es unwiderstehlich sexy, dass sein struppiger Schnurrbart und seine Schläfen jetzt graue Sprenkel aufwiesen. Er selbst dagegen stand häufig besorgt vor dem Badezimmerspiegel und vertiefte sich in den Anblick seiner wachsenden Geheimratsecken.
    »Die Wüste breitet sich aus«, jammerte er dann immer.
    Sie küsste ihn auf den Mund. Ihr Bauch war im Weg, aber sie schaffte es doch. Zweimal.
    »Ich liebe dich«, beteuerte er, noch immer schlafend. Seine Hand kam vorsichtig unter der Decke zum Vorschein, um sie an sich zu ziehen, aber inzwischen saß sie bereits auf der Bettkante. Sie musste plötzlich entsetzlich dringend pinkeln. Das war wirklich eine nervtötende Sache, die ganze Zeit. In dieser Nacht war sie schon zweimal auf dem Klo gewesen.
     
    Eine Viertelstunde später stieg Anna-Maria auf dem Parkplatz vor der Kirche der Kraftquelle aus ihrem Ford Escort. Es war noch immer höllenkalt. Die Luft biss und kniff in ihre Wangen. Wenn sie durch den Mund atmete, schmerzten Hals und Lunge. Atmete sie durch die Nase, dann froren die Flimmerhärchen dabei aneinander fest. Sie wickelte ihren Schal so, dass er ihren Mund bedeckte, und schaute auf die Uhr. Höchstens eine halbe Stunde, sonst würde der Wagen nicht mehr anspringen. Es war ein großer Parkplatz, der mindestens hundert Wagen Platz bot. Ihr blassroter Escort sah klein und jämmerlich aus, neben Sven-Erik Stålnackes Volvo 740. Neben dem Volvo stand ein Streifenwagen. Ansonsten war auf dem Parkplatz höchstens ein Dutzend verschneiter Autos zu sehen. Die Techniker waren offenbar schon wieder weg. Sie ging den schmalen Weg zur Kirche auf Sandstensberget hoch. Der Raureif lag wie Kristallstaub auf den Birken, und oben auf dem Berg ragte die mächtige Kristallkirche in den dunklen Nachthimmel, umgeben von Sternen und Planeten. Wie ein riesiger leuchtender Eiswürfel lag sie dort und funkelte mit dem Nordlicht um die Wette.
    Verdammter Protzkasten, dachte sie und mühte sich den Hang hoch. Diese stinkreiche Gemeinde sollte ihre Kohle lieber den SOS-Kinderdörfern geben. Aber bestimmt ist es witziger, in einer prachtvollen Kirche Gospel zu singen, als in Afrika Brunnen zu bohren.
    Aus der Ferne sah sie vor der Kirchentür ihren Kollegen Sven-Erik Stålnacke, den Assistenten Tommy Rantakyrö und den Inspektor Fred Olsson. Sven-Erik, wie immer barhäuptig, stand ganz still und leicht zurückgelehnt da und hatte die Hände in die wärmenden Taschen seiner Daunenjacke gebohrt. Die beiden jüngeren Männer neben ihm liefen wie eifrige junge Hunde aufgeregt hin und her. Sie konnte sie nicht hören, sah aber Rantakyrös und Olssons aufgeregte Reden wie weiße Blasen aus ihren Mündern quellen. Die jungen Hunde begrüßten sie mit glücklichem Gebell, als sie sie entdeckten.
    »Hallo«, kläffte Tommy Rantakyrö. »Wie geht’s denn?«
    »Mir geht’s gut«, rief sie freundlich zurück.
    »Jetzt kann man zuerst deinen Bauch begrüßen, und eine Viertelstunde später kommst du dann nach«, sagte Fred Olsson.
    Anna-Maria lachte.
    Sie erwiderte Sven-Eriks ernsten Blick. In seinem gewaltigen Walrossschnurrbart hatten sich bereits kleine Eiszapfen gebildet.
    »Danke, dass du gekommen bist«, sagte er. »Ich hoffe, du hast schon gefrühstückt, das hier ist nämlich nicht gerade appetitanregend. Gehen wir rein?«
    »Sollen wir auf euch warten?«
    Fred Olsson stapfte im Schnee hin und her. Sein Blick wanderte zwischen Sven-Erik und Anna-Maria hin und her. Sven-Erik sollte Anna-Maria vertreten, rein formal war er jetzt also der Chef. Aber da auch Anna-Maria hier war, war es nicht so leicht zu entscheiden, wer gerade das Sagen hatte.
    Anna-Maria hielt den Mund und schaute Sven-Erik an. Sie war nur zur Gesellschaft hier.
    »Es wäre nett, wenn ihr warten könntet«, sagte Sven-Erik.
    »Damit nicht plötzlich irgendwelche Unbefugten reinkommen, solange der Leichnam noch hier liegt. Aber ihr könnt ruhig in die Kirche gehen, wenn euch kalt ist.«
    »Nicht doch, Mann, wir können im Freien warten, ich wollte das nur wissen«, beteuerte Fred Olsson.
    »Genau«, sagte Tommy Rantakyrö grinsend und mit blauen Lippen. »Man ist schließlich ein Kerl. Und Kerle frieren nicht.«
    Sven-Erik ging dicht hinter Anna-Maria her und
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