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Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Titel: Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm
Autoren: Åsa Larsson
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wie in einem Dornröschenschloss, Tage und Nächte, Abende und Wochenenden in diesem tristen Büro mit all den verdammten Akten, die sich zum Teufel scheren konnten, all den versoffenen Partnern, die ihr in den Ausschnitt glotzten, und draußen strömte das Leben einfach vorbei. Sie wusste nicht, ob sie weinen oder revoltieren sollte, aber am Ende konnte sie sich nur nach Hause vor den Fernseher schleppen und im angstdämpfenden Geflimmer einnicken.
    » Es ist sechs Uhr morgens, hier kommen die Nachrichten. Ein bekannter religiöser Aktivist von Mitte zwanzig wurde am frühen Morgen in der Kirche der Kraftquelle in Kiruna ermordet aufgefunden. Die Polizei von Kiruna wollte sich bisher zu diesem Mordfall nicht äußern, hat inzwischen aber mitgeteilt, dass noch keine Verdächtigen festgenommen worden sind und dass die Tatwaffe bisher fehlt. Immer mehr Gemeinden entziehen sich ihren Fürsorgeverpflichtungen, wie eine neue Untersuchung zeigt … «
    Rebecka ließ ihren Stuhl so rasch herumwirbeln, dass sie mit der Hand gegen die Fensterbank knallte. Sie schlug auf die Austaste des Radios und goss sich gleichzeitig Kaffee über das Knie.
    »Viktor«, rief sie. »Jemand anders kann das doch gar nicht sein.«
    Maria musterte sie überrascht.
    »Viktor Strandgård? Der Paradiesjünger? Hast du den gekannt?«
    Rebecka riss sich von Marias Blick los. Starrte den Kaffeefleck auf ihrem Rock an. Ihr Gesicht war ausdruckslos und verschlossen. Ihre Lippen dünn und zusammengepresst.
    »Natürlich hab ich ihn gekannt. Aber ich war seit Jahren nicht mehr zu Hause. Ich kenne da eigentlich niemanden mehr.«
    Maria erhob sich aus ihrem Sessel, kam auf Rebecka zu und nahm die Kaffeetasse aus den erstarrten Händen ihrer Kollegin.
    »Wenn du sagen willst, dass du ihn nicht gekannt hast, dann macht das auch nichts, Herzchen, aber du kannst hier jeden Moment ohnmächtig werden. Du bist leichenblass. Beug dich vor und steck den Kopf zwischen die Knie.«
    Rebecka gehorchte wie ein Schulkind. Maria lief zur Toilette und holte Papier. Sie wollte versuchen, den Kaffeefleck aus Rebeckas Rock zu bekommen. Als sie zurückkam, saß Rebecka zurückgelehnt im Sessel.
    »Geht’s dir besser?«, fragte Maria.
    »Ja«, antwortete Rebecka zerstreut und sah hilflos zu, wie Maria sich mit feuchtem Papier über ihren Rock hermachte.
    »Ich habe ihn gekannt«, sagte sie dann.
    »Mmm, dazu war ja auch kein Lügendetektor nötig«, sagte Maria, ohne den Blick vom Fleck zu heben. »Geht es dir nahe?«
    »Nahe? Ich weiß nicht. Nein, es macht mir eher Angst.«
    »Angst?« Maria unterbrach ihre heftigen Wischbewegungen.
    »Angst wovor denn?«
    »Ich weiß nicht. Dass vielleicht jemand …«
    Rebecka konnte den Satz nicht beenden, denn jetzt brach das Telefon in schrilles Gedudel aus. Sie fuhr zusammen und starrte es an, nahm den Hörer aber nicht ab. Nach dem dritten Klingeln griff Maria ein. Sie legte die Hand auf die Sprechmuschel, damit die Person am anderen Ende der Leitung sie nicht hören konnte, und flüsterte:
    »Das ist für dich und offenbar aus Kiruna. Irgendein Mitglied der Muminfamilie.«
     

 
    ALS DAS TELEFON KLINGELTE, war Polizeiinspektorin Anna-Maria Mella bereits wach. Der Wintermond füllte das Zimmer mit seinem starken weißen Licht. Die Birken vor dem Fenster zeichneten blaue Bilder ihrer verkrümmten Körper an die Wand. Noch ehe das erste Klingeln verhallt war, hatte Anna-Maria den Hörer abgenommen.
    »Hier ist Sven-Erik, warst du schon wach?«
    »Ja, aber ich liege noch im Bett. Also?«
    Sie hörte Robert seufzen und lugte verstohlen zu ihm hinüber. War er geweckt worden? Nein, er atmete weiterhin gleichmäßig und tief. Sehr gut.
    »Verdächtiger Todesfall in der Kirche der Kraftquelle«, sagte Sven-Erik.
    »Na und? Ich habe seit Freitag Bürodienst, falls du das vergessen haben solltest.«
    »Ich weiß.« Sven-Eriks Stimme klang gequält. »Aber verdammt, Anna-Maria, das hier ist wirklich kein Normalfall. Schau dir die Sache doch wenigstens mal an. Die Technik wird bald fertig sein, dann können wir rein. Es geht um Viktor Strandgård, er liegt hier, und die Kirche sieht aus wie ein Schlachthof. Ich schätze, wir haben eine Stunde, dann wird jeder verdammte Fernsehsender mit Kameras und dem ganzen Scheiß hier antanzen.«
    »Ich bin in zwanzig Minuten bei dir.«
    Sieh mal an, dachte sie. Da ruft er mich doch wirklich an, um mich um Hilfe zu bitten. Er hat sich geändert.
    Sven-Erik gab keine Antwort, aber Anna-Maria hörte, wie er
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