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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane)
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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heißen Atem des Pferdes im Nacken.
    Eine Bewegung, die er aus den Augenwinkeln heraus sah, warnte ihn. Er warf sich im Laufen herum, prallte schmerzhaft gegen die Wand und rutschte benommen zu Boden.
    Der Krummsäbel des Schattenreiters schlug wenige Zentimeter über ihm gegen die Wand, und dann war das Pferd vorübergaloppiert, ehe der Reiter Gelegenheit zu einem weiteren Schlag hatte.
    Jeffrey kam stöhnend wieder auf die Beine und wankte weiter. Die Gasse, in die er eindrang, war so schmal, dass er rechts und links mit den Schultern den Stein berührte, und das wenige Licht, das von der Straße aus einfiel, reichte kaum aus, um die Hand vor Augen sehen zu können.
    Halb blind und wahnsinnig vor Angst und Schmerzen taumelte er weiter. Vielleicht, versuchte er sich einzureden, war die Gasse zu schmal für das Pferd, vielleicht war er hier in Sicherheit. Aber er wusste, wie lächerlich dieser Gedanke im Grunde war. Es gab keine Sicherheit für die Opfer der Schattenreiter.
    Nirgendwo.
    Er blieb stehen, ließ sich gegen die Wand sinken und rang keuchend nach Luft. Von seinem Verfolger war nichts zu sehen. Aber er lauerte hier irgendwo. Jeffrey spürte seine Anwesenheit, so wie eine Maus die Anwesenheit einer Katze spürt, ohne sie sehen zu müssen. Und er spürte, dass der Unheimliche nur mit ihm spielte. Wenn er wirklich gewollt hätte, hätte er ihn schon mit dem ersten Streich töten können.
    »Das stimmt, Jeffrey!«
    Die Stimme schien direkt aus der Wand vor seinem Gesicht zu dringen. Jeffrey schrie entsetzt auf, als sich auf dem feuchten Stein vor ihm langsam die Umrisse des Schattenreiters abzuzeichnen begannen: ein gigantischer, drei Meter hoher Umriss aus absoluter Schwärze. Der Säbel in der rechten Hand des Unheimlichen glitzerte bedrohlich.
    »Ich habe dich hierher gejagt, um mit dir zu reden, Jeffrey«, fuhr die Gestalt fort.
    Jeffreys Gedanken überschlugen sich. Er dachte an Flucht, aber gleichzeitig wusste er, dass der Schattenreiter ihm keine zweite Chance geben würde. Der nächste Angriff würde tödlich sein.
    »Das stimmt. Ich sehe, du wirst langsam vernünftig.«
    »Du - du liest meine Gedanken?«, stöhnte Jeffrey.
    »Natürlich. Ich habe sie vom ersten Tag an gelesen.«
    »Dann - dann wusstest du, dass ...«
    »Dass ihr mich betrügen wolltet?« Die Gestalt lachte. Ein hohler, vielfach gebrochener Ton, der Jeffrey einen kalten Schauer über den Rücken jagte. »Aber natürlich. Jeder, der zu mir kommt und einen Pakt mit mir schließt, will mich betrügen. Aber es ist noch keinem gelungen.«
    »Was - was willst du?«, stöhnte Jeffrey entsetzt.
    »Wir haben ein Geschäft geschlossen, erinnerst du dich nicht mehr?«
    »Doch, aber ...«
    »Kein Aber! Ich habe meinen Teil der Abmachung erfüllt, und nun bist du an der Reihe. Du hast noch drei Tage Zeit, ehe die Frist abläuft. Drei Tage, Jeffrey. Und ich werde dich kein zweites Mal warnen. Wenn wir uns das nächste Mal begegnen, sind wir entweder Partner - oder du stirbst.«
    Das Schwert schoss so schnell vor, dass Jeffrey überhaupt keine Zeit mehr hatte zu reagieren. Mit ungläubig aufgerissenen Augen sah er, wie die Spitze in seine Brust eindrang und dort verharrte. Ein grauenhafter, flammender Schmerz explodierte in seinem Körper.
    »Dies als Warnung. Das nächste Mal ist es dein Tod.« Der Dämon zog seine Waffe zurück, und der Schmerz erlosch so plötzlich, wie er gekommen war.
    Jeffrey sackte langsam an der Wand zu Boden. In seiner Brust war ein seltsames, taubes Gefühl, aber seine tastenden Hände spürten keine Wunde, kein Blut, nichts.
    Der Umriss des Schattenreiters begann langsam zu verblassen.
    »Denk daran - nur drei Tage!«
    Dann war der Spuk verschwunden.
    Aber es dauerte noch lange, bis Jeffrey die Kraft fand, endlich aufzustehen und zur Straße zurückzutaumeln.
    Der Maserati hielt mit abgeblendeten Scheinwerfern am linken Straßenrand. Der Motor erstarb, die Scheinwerfer gingen aus und verschwanden in der stromlinienförmigen Karosserie, als der Fahrer den Zündschlüssel abzog.
    »Hier muss es sein«, sagte Raven leise.
    Janice nickte. »Vornehme Gegend.«
    Raven lächelte. »Jedenfalls teuer.« Er seufzte, ließ den Zettel, auf dem er die Adresse und den Namen des Anrufers notiert hatte, in der Jackentasche verschwinden und öffnete die Tür. »Irgendwann werden wir auch in einem solchen Haus wohnen«, sagte er ohne große Überzeugung.
    Janice verzichtete auf eine Antwort. Vor sechs Jahren, als der hochgewachsene,
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