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Raumschiff 5 - Carialle

Raumschiff 5 - Carialle

Titel: Raumschiff 5 - Carialle
Autoren: Anne McCaffrey
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abgestimmt hatte, mußten wir feststellen, daß die Flatulenten am Anfang immer alles nur papageienähnlich wiederholten, was Keff zu ihnen sagte, wie ein primitives KI-Muster. Nach und nach erst bildeten sie Sätze, wobei sie ihre eigenen Vokabeln und alles verwendeten, was sie ihn sagen hörten. Zunächst schien das ganz nützlich zu sein. Anfangs glaubten wir, daß sie das Standard förmlich mit
    Lichtgeschwindigkeit erlernen würden, lange bevor Keff die Feinheiten ihrer Sprache bestimmt hätte. Tja, aber dem war nicht so.«
    »Sie haben die Sprache zwar richtig nachgeäfft, haben aber nicht wirklich verstanden, was ich sagte«, warf Keff ein, der sich beim Bericht wie automatisch mit Carialle abzuwechseln begann. »Das war kein echtes Verständnis.«
    »In der Zwischenzeit machte ihm die Flatulenz Sorge, nicht nur, weil sie schier allgegenwärtig zu sein schien, sondern weil sie offensichtlich kontrollierbar war.«
    »Ich wußte nicht, ob sie mich damit ärgern wollten oder ob es irgend etwas zu bedeuten hatte. Dann begannen wir damit, sie genauer zu studieren.«
    Das Video blendete eine andere Szene ein, welche die hageren, haarigen Aliens dabei zeigte, wie sie nach fisch-und aalähnlichen Lebewesen tauchten, die sie mit ihrem mittleren Extremitätenpaar fingen. Das weitere Dokumentationsmaterial zeigte sie, wie sie gierig alles in sich hineinschlangen; wie sie ihren Nachwuchs in der Jagd unterwiesen, auf der Suche nach eßbarem Kleingetier, und dabei, wie sie sich vor größeren und gefährlicheren Tieren versteckten. Nur ein geringfügiger Teil des Bodens war trocken, und alle hungrigen Arten hatten es auf die Vegetation abgesehen.
    Frühe Aufnahmen dokumentierten, daß die Flatulenten sich vor Keff zunächst gefürchtet hatten, denn sie verhielten sich so, als rechneten sie mit einem Angriff seinerseits. Als sich im Laufe mehrerer Tage herausgestellt hatte, daß er weder aggressiv noch schutzlos zu sein schien, studierten sie ihn ein wenig genauer. Während sie aßen, verzehrte Keff neben ihnen eine Mahlzeit aus seinen eigenen Vorräten.
    »Und dann begann ich vorsichtig damit, ihnen Fragen zu stellen, wobei ich einen deutlich von Hebungen geprägten fragenden Tonfall wählte, wie ich ihn bei ihren Kindern beobachtet hatte, wenn diese um Belehrung baten. Das schien ihnen zu gefallen, obwohl sie sich darüber verwunderten, daß ein anscheinend ausgewachsenes Exemplar des Wissens
    bedurfte, das zum Überleben erforderlich war. Kommunikation und Kooperation über die Arten-und Rassengrenzen hinweg war ihnen unbekannt.« Keff sah zu, während Carialle das Datenmaterial durchging und ein weiteres Ereignis auswählte.
    »Das ist das Potlatch. Bevor es so richtig losging, verputzten die Flatulenten erst kiloweise diese Bohnenbeeren.«
    »Keff war zu dem Schluß gelangt, daß sie nicht allzu intelligent sein könnten, wenn sie sich so etwas antäten.
    Lebensmittel aus rein zeremoniellen Gründen zu verzehren, die ihnen solch offensichtliches Unbehagen verursachten, schien doch ausgesprochen dämlich zu sein.«
    »Ich war enttäuscht. Dann fing das IÜP an, mir Muster in den Geräuschen der Flatulenten zu melden. Da kam ich mir ausgesprochen dämlich vor.« Keff besaß genügend Humor, um über sich selbst zu lächeln.
    »Und wie hat das schließlich… äh, geendet?« wollte Simeon wissen.
    Keff grinste verlegen. »Na ja, Carialle hat natürlich recht behalten. Die roten Beeren waren tatsächlich das Kernstück ihrer Kommunikation. Ich mußte ihr einige Punkte wegen genauester Beobachtung der… äh, Körpersprache zugestehen.
    Also habe ich das IÜP umprogrammiert, um zu ermitteln, was die Flatulenten meinten, also nicht nur, was sie sagten. Ich habe das IÜP angewiesen, alle Bewegungen oder Geräusche auf ihre Bedeutung zu analysieren. Es wird zwar nicht immer funktionieren…«
    »Ha!« unterbrach Carialle ihn triumphierend. »Jetzt gibt er es sogar selbst zu!«
    »… aber schon bald bekam ich wenigstens den Sinn dessen mit, was sie sich mitteilten. Der verbale Austausch war im Grunde kaum mehr als eine Tarnmaßnahme. Die Flatulenten haben ein natürliches Talent für Mimikry. Das IÜP hat sich gut bewährt – na ja, meistens jedenfalls. Das System muß einfach noch mehr getestet werden, das ist alles.«
    »Es muß doch ohnehin ständig getestet werden«, versetzte Carialle mit leidgeprüfter Stimme. »Eines Tages wird uns dadurch noch etwas entgehen, das wir wirklich brauchen.«
    Keff blieb ungerührt.
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