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Rauchsignale

Rauchsignale

Titel: Rauchsignale
Autoren: Ursel Scheffler
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voll. Er schuftet wie ein Elefant und wird bezahlt wie ein Floh. Als er heute eine saftige Lohnerhöhung forderte, hat ihn der Chef mordsmäßig zusammengeputzt. Höller ist wütend: Der Alte flitzt im dicken Mercedes-Coupé durch die Gegend, und er fährt immer noch einen klapprigen Toyota! Und die Chefin behandelt ihren Zwergpudel Pischi besser als jeden ihrer Angestellten. Na, denen will er es mal zeigen!

    In Bogdan reift der Plan zu einer netten kleinen Erpressung. In einem Fernsehfilm am Wochenende hat er gesehen, wie es gemacht wird. Man darf bloßnicht so dämlich sein wie der Kerl im Film und sich erwischen lassen! Der Filmtrottel hat doch glatt Fingerabdrücke auf dem Erpresserbrief hinterlassen!

    Bogdan geht an die Sache mit der nötigen Sorgfalt heran. Und er ist mit seiner Forderung nicht so unverschämt, dass sie nicht gut erfüllt werden könnte. Das mindert das Risiko. Auch das Schwierigste, die Übergabe des Lösegeldes, hat er natürlich bestens geregelt.
    Es soll in den Werkzeugkasten seines LKW gelegt werden. Und zwar an dem Tag, an dem er, zusammen mit seinem Kollegen Detlev Kluttig, eine Ladung Maschinenteile nach Polen bringen soll. Da bietet sich an jedem Rastplatz Gelegenheit genug, in einem unbeobachteten Augenblick das Geld aus dem Werkzeugkasten zu entfernen. Da der Kasten von außen her zugänglich ist, kann es jeder beliebige Mensch gewesen sein, der auf der mehr als 1 000 km langen Strecke in die Nähe des Lastwagens kommt. Und falls sie die Nummern der Geldscheine aufschreiben? Nun, er wird das Geld sofort auf dem schwarzen Markt in Polen in harte Dollars umtauschen. Man wird ihm nichts nachweisen können, wenn er zurückkommt.
    Bogdan arbeitet von Anfang an mit Handschuhen. Schon als er das Briefpapier aus der Plastiktüte nimmt.
    Er schneidet die Buchstaben für seinen Erpresserbrief aus der Zeitung aus und klebt sie auf den Briefbogen. Zufrieden liest er den Text:

    Er faltet den Briefbogen sorgfältig zusammen und steckt ihn in den Umschlag. Dann klebt er den Umschlag zu.
    Igitt, man schmeckt, dass das billiger Leim ist! Es ist billiges Kaufhauspapier. Vollkommen unauffällig.

    Und jetzt kommt noch die Entführung. Das Opfer ist Pischi, der Hund. Es geht ganz einfach: Als die Chefin beim Friseur ist, lockt Bogdan Pischi mit einer Knackwurst in sein Auto. Mit einer Portion Trockenfutter und einer ausreichenden Menge Wasser sperrt er den Hund in ein leer stehendes Gartenhaus am Stadtrand.

    Dann fährt Bogdan zum Bahnhof und wirft den Erpresserbrief in den Briefkasten.
    Jetzt erst zieht er seine Einmal-Handschuhe aus. Er ist sicher, dass er keine Spuren hinterlassen hat.
    Als Frau Berger zwei Stunden später mit frischen Dauerwellen vom Friseur zurückkommt, sind Bogdan und sein Kollege Kluttig gerade mit dem Beladen des LKW beschäftigt. Sie haben Maschinenteile für Warschau geladen und werden mindestens drei Tage unterwegs sein.
    Die frisch gelockte Senta Berger kommt aufgeregt angelaufen und ruft: „He, habt ihr meinen Pischi gesehen?“
    Bogdan und Detlev schütteln den Kopf.
    „Er ist verschwunden!“, ruft sie und rennt zu den Nachbarn. Aber auch da ist Pischi nicht. Morgen, wenn der Brief kommt, ist sie bereit, für ihren Liebling zu blechen!, denkt Bogdan zufrieden, als er die Plane des Anhängers festzurrt.

     
    Und so ist es dann auch. Mit todernstem Gesicht bittet Berger am nächsten Morgen die beiden Fahrer des LKW in sein Büro zu einem Gespräch unter acht Augen. Er berichtet über den Erpressungsversuch.
    „Ich habe die Polizei verständigt. Man rät mir, das Geld als Köder in den Kasten zu legen. Wir rechnen mit eurer Hilfe. Ihr dürft den Lastzug keinen Augenblick aus den Augen lassen. Hier ist meine Kamera. Fotografiert jeden, der sich dem Wagen nähert!“
    „Wir sind tagelang unterwegs. Irgendwann müssen wir doch mal pinkeln oder schlafen“, sagt Bogdan.
    „Ihr werdet das eben abwechselnd erledigen. Einer muss immer aufpassen!“, befiehlt der Chef. „Das ist doch in einem solchen Fall nicht zu viel verlangt, oder?“
    Er zeigt vorwurfsvoll auf seine Frau, die mit rot geweinten Augen im Hintergrund steht.
    „Ist doch klar, Chef!“, verspricht Bogdan scheinheilig. „Wir kriegen den Kerl!“
    Dann klettern die beiden Fahrer in den Lastzug.
    „Ich konnte den Kläffer noch nie leiden“, murmelt Kluttig, als sie auf der Autobahn sind.
    „Mal nachsehen, ob die Mäuse noch da sind!“, sagt Bogdan bei der Rast in der Nähe von Leipzig. Gemeinsam
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